Jugendhäuser sind beliebte und gut besuchte Anlaufstellen. Foto: dpa - dpa

Die Stuttgarter Jugendhaus Gesellschaft hat die Ergebnisse der Besuchererhebung vorgestellt. Die Einrichtungen werden sehr wertgeschätzt und stellen einen wichtigen Rückzugsort dar.

Bad CannstattKinder- und Jugendhäuser sind unverzichtbare Einrichtungen, die wertvolle Arbeit leisten. Das lässt sich aus der Besuchererhebung ablesen, die die Stuttgarter Jugendhaus Gesellschaft (stjg) hat durchführen lassen. Bereits zum siebten Mal hat Explanandum, die Gesellschaft für empirische Forschung, Besucher und Schüler befragt. „Das ist kein Gefälligkeitsgutachten“, betont Iris Ripsam, stellvertretende stjg-Vorsitzende. Die Ergebnisse seien für die Selbstreflexion wichtig. Dadurch könne sich die stjg selbst kontrollieren, Rechenschaft ablegen und Transparenz zeigen, ergänzt der Vorsitzende Vittorio Lazaridis. Die Ergebnisse stellen beide zufrieden. Und auch Geschäftsführer Ingo-Felix Meier nickt zustimmend. „Die Jugendlichen nutzen unsere Häuser und brauchen sie auch.“

Da die gemeinnützige Gesellschaft Explanandum auch die Ergebnisse aus den einzelnen Häuser auflistet, kann die stjg für die tägliche Arbeit viel rausziehen. „Wir können schauen, wo etwas anzupassen ist.“ Da die Erhebungen regelmäßig alle zwei Jahre durchgeführt werden, könne man gut vergleichen. „Die Stuttgarter Einrichtungen befinden sich auf hohem Niveau“, fasst Michael Dalaker von Explanandum seine Eindrücke zusammen. Er hat Besucherbefragungen auch in Karlsruhe und Pforzheim durchgeführt.

Befragt wurden 746 Besucherinnen und Besucher ab zwölf Jahren in 13 Jugendhäusern sowie 1150 Schülerinnen und Schüler im Rahmen der von der stjg durchgeführten Schulbetreuung und Schulsozialarbeit. 43 Prozent der Jugendhausbesucher bleiben im Schnitt zwei Stunden in der Einrichtung, die mit Abstand größte Gruppe. 2007 waren es 30 Prozent. „Das ist positiv“, so Meier. Das heißt auch, dass die Jugendlichen trotz Ganztagsschule, vollem Stundenplan und enger Freizeittaktung Zeit haben.

Die stjg erreicht mit rund 2,25 Millionen Besuchern beziehungsweise Kontakten ihr bisher bestes Ergebnis. Es entspricht einer Steigerung seit 2017 um zwölf Prozent. Maßgeblich dazu beigetragen hat der Geschäftsbereich Schulen mit einer Steigerung um 29 Prozent. Aktuell sind die Realschüler (37 Prozent) und Gymnasiasten (22) die am stärksten vertretene Gruppe. Hauptschüler, Werkrealschüler und Förderschüler sind in der Stichprobe deutlich schwächer.

Das wichtigste Motiv, ein Jugendhaus aufzusuchen, ist „Freunde treffen“. Es erreicht mit 79 Prozent den höchsten Wert. Die Einrichtungen werden als Rückzugsorte wertgeschätzt. Sie stehen als Orte zum Austauschen und Ausprobieren hoch im Kurs. Die Statements „Chillen“ und „Freiwilligkeit“ wurden mit Abstand am stärksten bewertet. Die Mitarbeiter werden als als „Ansprechpartner“ und Problemlöser gesehen. „Unsere Häuser sind weiterhin Sozialhäuser“, beschreibt Meier. Etwas überraschend ist das Ergebnis bei Zeit für Interessen. Die große Mehrheit der Besucher hat „immer“ (38 Prozent) oder „meistens“ (47) Zeit für persönliche Interessen oder Hobbys. Erstmals wurde aus aktuellem Anlass zum Thema Klimaschutz und „Fridays for Future“-Demos befragt. Hohe Bewertungen bekamen die Statements zur „Bedeutung der Klimapolitik“ und zu den „Aktionen dafür“. Das zeige, so Dalaker, dass dieses Thema in den Jugendhäusern durchaus Relevanz hat. Rund 53 Prozent geben den Jugendhäusern im Vergleich zu ihren Freizeitaktivitäten eine sehr große Wichtigkeit. „Das ist ein sehr guter Wert.“

Nachdem Schulsozialarbeit an allen Schularten eingerichtet worden ist, wurde bei den Schülern nach deren Bekanntheit und Akzeptanz befragt. Im Vergleich zu 2015 ist die Wahrnehmung der Schulsozialarbeit deutlich angewachsen. Sie stieg von 42,1 Prozent auf 65,6 an. Im Vergleich Schüler und Jugendhausbesucher sind die Werte bei der Klimapolitik ähnlich. Jugendhausbesucher sehen ihre Zukunftschancen „einen Tick besser“. „Die Daten sind für Stuttgart weit mehr als eine Bestandsaufnahme“, beschreibt Lazaridis.