Quelle: Unbekannt

Alfred Schaar Pastor der ev.-method. Kirche Bad Cannstatt

Dankbarkeit und Unzufriedenheit schließen sich einander aus. Wenn ich unzufrieden bin, wird es mir schwer fallen dankbar zu sein. Und wenn ich dankbar bin, werde ich auch zufriedener sein. Dankbarkeit erhöht meine Lebensqualität, Undankbarkeit erschwert mein Leben. Natürlich gibt es auch eine Zufriedenheit, die einen zu zufrieden machen kann. Sie kann dann lähmend wirken und zur Inaktivität führen.

Was mir wichtig erscheint, ist ein Gleichgewicht herzustellen zwischen Dankbarkeit und Zufriedenheit. Wir haben es uns angewöhnt, auf einem hohen Niveau zu jammern. Es mag dabei um unsere Lebensgestaltung gehen, um Arbeit und Umwelt. Dabei vergessen wir, wie in anderen Regionen der Welt Menschen täglich um ihre Lebensexistenz kämpfen müssen, wobei wir doch eigentlich gut versorgt bleiben, obwohl es auch Armut bei uns gibt. Aber sie ist nicht so auffallend und drastisch, mehr versteckt und unauffällig.

Deshalb verschließen wir uns gerne, dieses Problem anzuerkennen. Denn es fordert uns zum Teilen und zum Abgeben auf. Wäre es nicht großartig, auch großherzig, wenn wir diese Einstellung einnehmen könnten, nicht nur an uns selbst zu denken, sondern auch dafür zu sorgen, dass andere Menschen Teilhabe erleben und eben nicht ausgegrenzt bleiben. Hierin könnten wir unsere Sicht verändern. Uns nicht nur auf das zu konzentrieren, was wir nicht oder noch nicht haben, sondern uns einmal mit dem zufrieden geben, was wir haben und dafür auch unsere Dankbarkeit zeigen.

In Dankbarkeit richte ich mich auf mein Gegenüber aus: Ich bin dem Schöpfer dankbar, dass ich das Leben genießen darf, den Mitmenschen für Gemeinschaft und Unterstützung, der Gesellschaft für Freiheit und Frieden. Nichts davon ist selbstverständlich! Es kann nur in gegenseitiger Anerkennung erhalten bleiben. Letztendlich eine Gabe Gottes, die daran interessiert ist, Leben zu erhalten und zu bewahren.

Blicken wir doch einmal weg von uns selbst und sehen den anderen, nicht um uns zu vergleichen, besser zu fühlen oder überheblich zu werden. Nein, nur um unser Leben realistischer einzuschätzen und zu bewerten. Dankbarkeit wird dann einen größeren Raum in meinem Leben einnehmen, vielleicht sogar gegenüber Gott.