In diesem Jahr wird 200 Jahre Volksfest gefeiert. Da sind die Plätze in den Festzelten begehrt. Foto: dpa - dpa

Seit mehr als 25 Jahren reisen 200 Italiener aus Oberitalien an, um auf dem Volksfest zu feiern. In diesem Jahr wurde ihre Reservierung nicht angenommen. Es habe immer wieder viel Ärger gegeben.

Wangen Seit mehr als 25 Jahren logieren 200 Italiener aus der Nähe von Varese in Oberitalien zur Volksfestzeit in Hotels in Wangen und Obertürkheim. Freitags und samstags geht es dann zum Feiern ins Dinkelacker-Zelt. Direkt vor der Bühne sind Plätze reserviert. So war es auch für dieses Jahr zum Jubiläum – 2018 wird 200 Jahre Volksfest gefeiert – geplant. Doch daraus wird nichts. Die Reservierung im Festzelt wurde abgelehnt. „Wir haben leider in den letzten Jahren schlechte Erfahrungen gemacht“, begründet Festwirt Werner Klauss. Die reservierten Plätze würden erst sehr, sehr spät eingenommen. „Und viele waren dann sehr stark angetrunken, hätten eigentlich sonst gar keinen Zutritt ins Zelt bekommen.“ Immer wieder habe es Ärger mit dem Sicherheitspersonal gegeben. Die leeren Plätze in markanter Lage zur besten Zeit im Zelt wecken Begehrlichkeiten. „Andere Gäste, die Plätze suchen, verstehen nicht, warum sie sich nicht auf die leeren Plätze setzen dürfen.“ Auch dies sorge für reichlich Verdruss auf beiden Seiten. Also habe sich Festwirt Werner Klauss dazu entschlossen, die Reservierung für 2018 nicht anzunehmen. „So geht es einfach nicht. Es gibt nur Ärger.“

Verdruss auf beiden Seiten

Auch sein Kollege Karl Maier vom Göckelesmaier-Zelt hat schlechte Erfahrungen gesammelt. Bei ihm handle es sich um eine Gruppe von 100 Personen, die auch seit Jahren samstags das Volksfest besuchen. „Die waren zwei Mal sehr auffällig“, so Maier. Daher habe er ihnen für 2018 keine Tische mehr reserviert. Mehrfach seien diese Gäste auf ihr unangemessenes Verhalten angesprochen und entsprechend gewarnt worden. Im vergangenen Jahr seien sie daher maskiert und vermummt aufgetaucht. „Für dieses Jahr gab es daher die rote Karte.“ Auch sie kamen immer viel später als zur reservierten Zeit, und dann „zum Teil erheblich angetrunken“. Der Ablauf im Zelt sei gestört und alle dadurch genervt – das Personal und die Gäste nebenan, die einen unbeschwerten Abend auf dem Wasen verbringen wollen. „Das kann ich nicht ignorieren. Auch darauf muss ich Rücksicht nehmen.“ Auch in dem Fall habe es sich um Italiener gehandelt – wobei dem Festwirt die Nationalität völlig „schnurz“ sei. „Es geht um das Verhalten und nicht um die Herkunft.“

Die in.Stuttgart-Veranstaltungsgesellschaft hat vor Jahren die Volksfest-Werbung in Italien intensiviert. Mit Erfolg. „Italiener kommen jetzt verstärkt auf den Wasen und meiden die Wiesn in München“, sagt Marcus Christen, bei in.Stuttgart für die Wasenveranstaltungen verantwortlich. Er gibt aber zu, dass es nicht einfach sei. „Das Kommunikationsproblem ist nicht zu unterschätzen.“ Meist sei ein Dolmetscher dabei, der aber Unstimmigkeiten auch nicht immer ausräumen könne. Da könne es zu Problemen mit dem Sicherheitsdienst im Zelt kommen. „Da geht es nicht zimperlich zu.“ Christen kann daher das Verhalten der Festwirte nachvollziehen, denen natürlich freistehe, Reservierungen abzulehnen. Auch auf dem Campingplatz hätten Italiener schon Schäden verursacht. „Andere Gruppen sind problemlos.“

Stefanie Bastian, im Hotel Ochsen in Wangen an der Rezeption, kann über den Vorfall nur den Kopf schütteln. „Die Begründungen sind für mich und den Verantwortlichen der italienischen Gruppe, die immer per Reisebus anreist, nicht nachvollziehbar.“ Sie hat im Januar von der Ablehnung erfahren und versucht, Alternativen anzubieten, aber auch in anderen Zelten gab es nur Absagen. „Was für ein internationales Volksfest ist es auf dem Cannstatter Wasen, wenn jahrelange Stammgäste aus Europa so einfach ausgeschlossen werden?“ Die Italiener seien sehr enttäuscht. Die Hotelfachfrau hat noch immer die Zimmer geblockt. 84 Gäste aus Italien nächtigen immer im Ochsen. „Wir und auch die anderen Hotels hatten noch nie größere Probleme.“