Autogramme schreiben statt Spuren suchen: Kommissar Jo Stoll alias Peter Ketnath (Mitte) empfängt die Fans im Vernehmungsraum. Die Besucher durften am Samstag knapp vier Stunden in den Studios von „Soko Stuttgart“ herumschnüffeln .Foto: Eisenmann Quelle: Unbekannt

Von Andrea Eisenmann
Der Vernehmungsraum hinter dem venezianischen Spiegel ist dunkel. Lediglich der Schein der Lampe fällt auf den Tisch. Kommissar Jo Stoll alias Peter Ketnath neigt sich ein Stück nach vorn und schlägt einen verschwörerischen Tonfall an. „Na?“, fragt er die junge Frau, die ihm gegenüber sitzt. „Wenn Sie schon einmal hier sind, was wollen Sie gestehen?“ Die Besucherin kichert, denkt kurz nach. Dann fällt ihr doch noch eine Frage ein, die sie unbedingt loswerden will. „Kannst Du eigentlich eigene Ideen in die Rolle einbringen?“
An diesem Samstag dürfen Fans der Krimi-Serie „Soko Stuttgart“ knapp vier Stunden lang in den Studios herumschnüffeln und die Beteiligten ins Kreuzverhör nehmen. 200 Personen sind ins Römerkastell gekommen: Vom Kleinkind über den Hippster bis zum rüstigen Rentner mit gelichtetem Haarkranz – jede Generation ist vertreten. Anlass ist die 200. Folge mit dem Titel „Durchgeknallt“, die am Donnerstag im ZDF ausgestrahlt wird. Innerhalb weniger Stunden seien die Eintrittskarten ausverkauft gewesen, fast fünf Mal so viele Anfragen wie Plätze habe es gegeben, berichtet Pressesprecher Hansgert Eschweiler. Kein noch so weiter Anfahrtsweg wird für den „Soko“-Fantag gescheut. Veronique Sijben ist aus den Niederlanden angereist. „Ich liebe Soko“, versichert sie. Bereits als Kind habe sie via Satellit das deutsche Fernsehen kennen- und schätzengelernt. Und auch Jahrzehnte später lässt sie gegenüber Kollegen in ihrer Heimat auf Krimi-Serien „made in Germany“ nichts kommen. „Sie sind sehr spannend. Es gibt aber immer auch Elemente zum Schmunzeln. Ich mag diesen Mix.“
Für ihre Anreise nach Bad Cannstatt hat Maria Mietzner aus Neubrandenburg den Fernbus gewählt. Die ganze Nacht war die 28-Jährige unterwegs, rund 760 Kilometer hat sie zurückgelegt. Die junge Frau gehört zu jener treuen Fangemeinde, die von sich behaupten kann, alle Folgen von „Soko Stuttgart“ gesehen zu haben. „Meine Oma hat mich vor eineinhalb Jahren auf den Geschmack gebracht.“ Seither habe sie alles, was sie an früheren Folgen verpasst hat, mit Hilfe des Internets aufgeholt.
Obwohl sich die Hauptdarsteller über das gesamte Studiogelände hinweg verteilen – Schlange stehen müssen alle Besucher. Dafür werden sie jedoch entschädigt: Fragen werden geduldig beantwortet, Autogrammwünsche erfüllt, Selfies gemacht. „Anstrengend, aber auch schön“, bringt es Astrid M. Fünderich, die die Soko-Chefin Martina Seiffert spielt, auf den Punkt. Geheimnisse aus der Trickkiste dürfen ebenfalls nicht fehlen. Die Besucher erfahren beispielsweise, dass Filmblut aus Rübensirup sowie roter und blauer Lebensmittelfarbe hergestellt wird. In einigen Fällen wird sogar Kaffee hinzugemischt, um dadurch den idealen Farbton zu treffen. Michael Gaedt alias „Schrotti“ treibt am Ende des Tages jedoch eine andere Frage um: „Waren bei mir mehr Fans oder beim Ketnath?“