In Bad Cannstatt könnte die historische Linie hier an der Straßenbahnwelt für die Fahrt zu den wichtigsten Orten starten. Foto: Frey Quelle: Unbekannt

Von Iris Frey

Lissabon und andere große Städte in der Welt machen es vor: Historische Stadtbahnen, die wichtige kulturelle Punkte in der Stadt durch ihre regelmäßigen Fahrten miteinander verbinden. Der Cannstatter Gerhard Veyhl, der auch Bezirksbeirat der Freien Wähler ist, schlägt jetzt vor, das Lissaboner Vorbild für Bad Cannstatt zu nutzen: Eine historische Straßenbahnlinie als Frequenzbringer im eingeschränkten Regelbetrieb.

Wer schon einmal mit der fast 100 Jahre alten Linie 28 durch Lissabon gefahren ist und buchstäblich erfahren hat, wie erlebnisreich und praktisch es ist, zu den einzelnen kulturellen Anziehungspunkten der Stadt am Tejo zu kommen, mit einer Straßenbahn, die regelmäßig fährt, der kann die Idee gut nachvollziehen. In Lissabon schafft es die Straßenbahn bequem, auch große Steigungen zu überwinden, etwa bis zu 13 Prozent durch die Baixa. Auch durch die verwinkelten Alfama-Gassen schafft es das historische Gefährt mit seinen hölzernen Sitzbänken und offenen Fenstern, die engen Straßen zu durchfahren. Dort ist sie nicht nur ein Touristenmagnet. Für eine Fahrt stehen die Besucher der Stadt gut und gerne auch mal eine Stunde geduldig in der Warteschlange. Aber auch normale Bürger nutzen die Linie, um zu den wichtigen Punkten zu kommen.

Veyhl könnte sich auch in Bad Cannstatt vorstellen, dass die Linie von Touristen und Bürgern genutzt wird. Die Straßenbahnwelt im Veielbrunnenweg 3, das Museum, das alte Straßenbahnlinien beherbergt, ist der Ausgangspunkt für seine Überlegungen. Vom Depot aus kann es losgehen, eine Endstation könnte das Mercedes-Museum sein, die andere Strecke könne dann wie eine Acht laufen, über die König-Karls-Brücke am Mineralbad Leuze, dann zur Wilhelma, zum Wilhelma-Theater, dann über die Rosensteinbrücke in die Badstraße auf die 13er-Trasse, dann könnte die Bahn über die Waiblinger Straße hoch bis zum Uffkirchhof in die Taubenheimstraße fahren. Von dort zum Kursaal, vorbei an der Daimler-Gedächtnisstätte und über die König-Karl-Straße über den Wilhelmsplatz zur Straßenbahnwelt. So stellt sich Veyhl einen Rundkurs für die historische Straßenbahn vor. Beim Depot lägen die Schienen schon, in manchen anderen Bereichen müsste noch eine zusätzliche Schiene gelegt werden.

Die Straßenbahn soll dann die wichtigen Punkte wie Mercedes-Museum, Daimler-Stadion, Porsche-Arena, Hanns-Martin-Schleyer-Halle anfahren, das künftige Sportbad, die Straßenbahnwelt, dann das Mineralbad Leuze und das Bad Berg. Auf der anderen Seite das Schloss Rosenstein, den Neckar-Käpt‘n, die Wilhelma und das Wilhelma-Theater. Dann durch die Innenstadt Cannstatts geht es Richtung Kursaal mit Blick auf das nahe Mineralbad Cannstatt einschließlich das Weingut der Stadt Stuttgart. „Dort können sich Touristen Präsente besorgen, bevor sie in die Altstadt weiterfahren“, so Veyhl.

Mit der Revitalisierung der historischen Linie kann sich Veyhl einen Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs vorstellen, der auch die Chance für Verkehrsneuordnungen in Bad Cannstatt bietet. „Die jetzige Situation wird entlastet.“ Es wäre eine Attraktion für Bad Cannstatt. Die Straßenbahnwelt werde sichtbarer. Er sieht es als „einmalige Chance“, auf diese Weise wichtige Punkte in Bad Cannstatt miteinander zu verbinden und beispielsweise die Wilhelma-Freunde in die Altstadt zu locken, weil die Station auf dem Ticket noch mit drauf ist.

Veyhl ist für eine Schmalspur-Lösung, die ergänzt und ausgestattet werden muss. Historische Linien seien ja schon in Stuttgart unterwegs und seine Idee ist nun, dass diese Linie nur in Bad Cannstatt fährt. Sie soll Besucher aus dem Mercedes-Museum in die Altstadt bringen und biete eine Chance, am großen Besuchervolumen teilzuhaben. Veyhl erhofft sich damit auch eine Belebung der Geschäfte und Restaurants der Altstadt. „Es würde die Aufenthaltsqualität fördern“. Was das Technische betrifft, so seien die Oberleitungen alle überwiegend vorhanden. „Beim Bau des Rosensteintunnels und Rückbau der Neckartalstraße könnten diese Pläne noch berücksichtigt werden“, stellt sich Veyhl vor. Mit seinem Vorschlag würde das Vorhandene geordnet.

Es ist zunächst nur eine Idee, zu einzelnen Institutionen hat er noch keinen Kontakt aufgenommen. Er könnte sich vorstellen, dass sich Studenten Gedanken machen zur Gestaltung der Endhaltestellen. Auch wäre denkbar, dass ein Verein sich um die Straßenbahnlinie kümmert. In der Straßenbahnwelt gibt es bereits einen entsprechenden Verein. Von der Verwirklichung der Idee könne auch das Museum und der Verein profitieren, stellt sich Veyhl vor, auch durch mögliche Zuschüsse.

Auch das Ticket-System in Lissabon steigert die Attraktivität der öffentlichen Verkehrsmittel: Denn es gibt hier Fahrkarten, mit denen können Bus, Straßenbahn, Zug, Fähre über den Tejo und die Métro mit einem Ticket benutzt werden.

Wichtig ist Veyhl, wenn es gelänge, die bedeutenden Standorte miteinander zu vernetzen und damit Bad Cannstatt zu mehr Attraktivität zu verhelfen. Wer sich angesprochen fühle, könne sich gerne an ihn wenden. Interessierte und Begeisterte melden sich per E-Mail unter g.veyhl@karl-veyhl.de.