Uwe Hardt und Klaus Obert vom Caritasverband, Hausleiterin Claudia Reinhardt, Sozialbürgermeister Werner Wölfle und Bezirksvorsteher Bernd-Marcel Löffler (v. l.). Foto: jas - jas

Die Einrichtung – eines von acht Gemeindepsychiatrischen Zentren in Stuttgart – ist vor etwa drei Monaten in die Räume des ehemaligen Polizeipostens gezogen.

Bad Cannstatt Dicht gedrängt stehen die rund 100 Besuc her am Tag der offenen Tür im Gemeindepsychiatrischen Zentrum (GPZ) in der Brückenstraße 21. „Wir brauchen Plätze und Orte wie diesen, wo man gemeinsam mit Leuten, die unterstützt werden müssen, lebt“, sagt Sozialbürgermeister Werner Wölfle.

Die Einrichtung – eines von acht Gemeindepsychiatrischen Zentren in Stuttgart – ist vor etwa drei Monaten in die Räume des ehemaligen Polizeipostens gezogen. Zuvor war das GPZ 20 Jahre lang im Kneippweg untergebracht. In den neuen Räumen, die sich über zwei Stockwerke erstrecken, gibt es doppelt so viel Platz wie bisher. In der Einrichtung werden Menschen mit sozialen, seelischen Schwierigkeiten und psychischen Erkrankungen aus Bad Cannstatt, Münster, Mühlhausen, Hofen, Neugereut und Steinhaldenfeld beraten, begleitet und behandelt. Dies geschieht auf vielfältige Art und Weise: im Rahmen einer Tagesstätte mit Beschäftigungsangebot, eines Sozialpsychiatrischen Diensts, bei Beratungsgesprächen oder Sprechstunden des Klinikums Stuttgart. Außerdem werden Betroffene von den Mitarbeitern des GPZ im Alltag unterstützt. Zum Beispiel wenn es um die Gewährleistung psychiatrischer Behandlungen, die Unterstützung bei persönlichen Krisen, den Kontakt zu Ämtern und Behörden oder die Grundversorgung geht. Um möglichst umfassend helfen zu können, arbeitet das GPZ mit zahlreichen Einrichtung en wie der Obdachlosen-, der Jugend-, oder der Flüchtlingshilfe zusammen.

Die Unterstützung von psychisch Erkrankten im Rahmen eines Gemeindepsychiatrischen Zentrums, also außerhalb von geschlossenen Anstalten, hat sich in den vergangenen Jahrzehnten in der Landeshauptstadt etabliert. Alles begann in Stuttgart 1982 mit etwa zehn Mitarbeitern im Rahmen eines Modellprogramms der Landesregierung zum Ausbau außerstationärer Versorgung von psychisch Erkrankten. Widerstand und Zweifel am Konzept der ambulanten Unterstützung habe es vor allem seitens des sogenannten psychiatrischen Establishments, wie dem einen oder anderen niedergelassenen Nervenarzt, gegeben, sagt Klaus Obert vom Caritasverband. Heute sind „die ideologischen Grabenkämpfe überwunden“ und der Wandel von verschlossenen Anstaltstüren hin zur offenen Hilfe vollzogen. Trotzdem müssen Einrichtungen wie das GPZ auch künftig für die Öffentlichkeit transparent sein, sagt Obert. Dass das Interesse groß ist, beweist am Tag der offenen Tür der große Besucherandrang. jas