Fahrer Klaus Franke hilft der 87-jährigen Christa Sela beim Aussteigen aus dem DRK-Bus . . . . Quelle: Unbekannt

Sommerrain hat im Durchschnitt die ältesten Bewohner Bad Cannstatts. Viele Senioren in dem Stadtteil sind nicht gut zu Fuß unterwegs und daher auf Gehhilfen angewiesen. Seit dem Wegfall des Bonusmarktes im Rosmarinweg Ende Januar haben daher viele Sommerrainer Probleme, zum nächsten Supermarkt in die Schmidener Straße zu kommen. Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) hat nun einen Fahrdienst für Senioren eingerichtet.

Von Erdem Gökalp

Gemütlich schreitet Christa Sela die Regale der Rewe-Filiale in der Schmidener Straße ab. Hier und da bleibt sie stehen, liest von ihrer Einkaufsliste und legt ein Produkt in den Korb ihres Rollators. Die 87-jährige ist nur noch mit Gehhilfe mobil. Dass sie dennoch alleine im Supermarkt einkaufen kann, ist keine Selbstverständlichkeit für sie. Von ihrer Wohnung im Geranienweg sind es mehr als 600 Meter bis zum Supermarkt. Vor allem mit vollen Tüten wäre die Strecke ohne fremde Hilfe nicht vorstellbar für sie. Viele Alternativen hat sie jedoch nicht. „Vor öffentlichen Verkehrsmitteln habe ich Angst, weil ich einmal in der Bahn gestürzt bin.“

Seit Ende September kann sie nun aufatmen. Für sie und Bewohner des Seniorenzentrums „Haus im Sommerrain“ hat das DRK einen Fahrdienst zum Einkaufen eingeführt. Ein Ehrenamtlicher fährt jeden Dienstag vom Fuchsienweg aus zum Supermarkt. Mitfahren dürfen ältere Menschen aus Sommerrain. In dem Transporter ist genug Platz, um Gehhilfen unterzubringen.

Einer der ehrenamtlichen Fahrer ist der 65-jährige Klaus Franke. Er war viele Jahre Rettungsdienstfahrer für das DRK. Auch wenn es bei seiner neuen Aufgabe langsamer und ohne Blaulicht vorangeht, macht er die Arbeit gerne. „Ich mag den Umgang mit älteren Menschen“, sagt er. Er nimmt sich Zeit, hilft den Fahrgästen beim Ein- und Aussteigen und verstaut ihre Rollatoren im VW-Bus.

Der Bedarf nach dem Fahrdienst entstand vor allem nach der Schließung der Bonus-Markt Filiale im Rosmarinweg. Zwölf Jahre lang war der Nahversorger dort angesiedelt. Nach der Öffnung des Rewe-Marktes in der Schmidener Straße konnte das Geschäft der Konkurrenz nicht standhalten und musste wegen rückläufiger Verkaufszahlen Ende Januar schließen. Für viele Bewohner Sommerrains war das eine kleine Katastrophe. Insbesondere die älteren Menschen waren auf den Nahversorger angewiesen.

Der neue Fahrdienst soll nicht nur beim Einkaufen eine Hilfe, sondern auch ein soziales Ereignis für ältere Menschen sein. „Wir wollen, dass die Teilnehmer auch gemeinsam einen Kaffee trinken gehen und entspannt einkaufen können“, sagt die Einrichtungsleiterin des „Haus am Sommerrain“ Rada Dinkelacker-Strika.

Damit dies möglich ist, sei der ehrenamtliche Fahrer entscheidend. Er muss zum einen Geduld mitbringen, damit die Senioren in aller Ruhe einkaufen können. Er muss aber auch verlässlich sein. Notfalls kann er beim Einkaufen assistieren, das Kleingedruckte auf den Verpackungen vorlesen und helfen, etwas aus dem Regal zu nehmen. Die Nachfrage unter den Senioren ist inzwischen so hoch, dass der Fahrer gleich mehrere Touren fährt. Jeden Dienstag um zehn Uhr fährt die erste Fuhre von der Seniorenresidenz „Haus im Sommerrain“ vom Fuchsienweg aus los.