Bei Temperaturen von mehr als 30 Grad ist die Polizeiarbeit keine angenehme Aufgabe. Die meisten Beamten verzichten dennoch nicht auf die schusssichere Weste. Foto: dpa - dpa

Auf dem Schnarrenberg werden seit Tagen Temperaturen jenseits der 30-Grad-Marke gemessen. Schüler jubeln und biegen aufgrund der Ferien direkt ins Freibad ab. Bei der Polizei macht man indes drei Kreuze, wenn die Hundstage vorbei sind. Unter den schusssicheren Westen ist es unerträglich heiß. Auch die Müllabfuhr hat reagiert und startet früher in den Tag.

Bad CannstattAm Mittwoch wurden an der Wetterstation des Deutschen Wetterdienstes auf dem Schnarrenberg 32,8 Grad gemessen – der Höchstwert in diesem Monat bislang. Auch gestern stieg die Temperatur in der Mittagszeit wieder auf mehr als 31 Grad.

Seit knapp einer Woche treiben die Hundstage den Stuttgartern die Schweißperlen auf die Stirn. Bislang hat sich die Hitzewelle bei der integrierten Leitstelle in Bad Cannstatt jedoch glücklicherweise noch nicht bemerkbar gemacht. „Wir haben nicht mehr Einsätze als an kühleren Tagen“, sagte ein Sprecher gestern. Auch die Zahl der gemeldeten Herz-Kreislauf-Probleme sei nicht angestiegen. „Menschen, die wissen, dass sie Probleme haben, bleiben eher im Schatten oder schonen sich entsprechend.“ Ähnlich sieht es auch Frank Westbomke, der Sprecher des Klinikums Stuttgart. Weder im Katharinenhospital noch im Krankenhaus Bad Cannstatt gebe es besondere Auffälligkeiten. „Vor allem ältere Personen sind offenbar vernünftig und bleiben bei solchen Temperaturen zu Hause.“

Müllabfuhr legt früher los

Den Mitarbeitern des Eigenbetriebs Abfallwirtschaft Stuttgart steht diese Option bei der Müll- und Wertstoffabfuhr nicht zur Verfügung. Um sie dennoch zu entlasten, hat die Stadt den Arbeitsbeginn am Donnerstag und gestern um eine Stunde in die kühlen Morgenstunden vorgezogen. Bereits ab 5.45 Uhr waren die Müllfahrzeuge in den vergangenen beiden Tagen unterwegs. Schweißtreibend ist ihre Tätigkeit dennoch, schließlich steigen die Temperaturen im Talkessel schon vormittags merklich an.

Ebenfalls nicht leicht haben es Polizisten, die zurzeit in der Landeshauptstadt im Dienst sind. Denn kurze Hosen sind nur bei der Fahrradpolizei erlaubt. Immerhin: Für heiße Tage steht den übrigen Beamten leichtere Bekleidung zur Verfügung. „Wir können zwischen zwei Varianten wählen, einer Winterhose aus dickem und einer Sommerhose aus dünnerem Stoff“, sagt Polizeisprecher Martin Schautz. Natürlich geht der Griff im Kleiderschrank auch zu den kurzärmligen Hemden. Zur jeder Uniform zählt zudem eine Mütze, die in Gefahrensituationen dem Eigenschutz dient. Durch sie sind Polizisten auch aus größerer Entfernung deutlich schneller zu erkennen. Eigentlich sollten Beamten sie im Einsatz tragen. Schautz gesteht jedoch, dass dies nicht immer der Fall ist, obwohl die Mütze auch Schutz vor Sonne bieten könne. „Das ist bei Temperaturen von mehr als 30 Grad ein Ermessensspielraum.“ Jeder Beamte müsse man mit Augenmaß und situationsabhängig entscheiden, ob er sie aufsetzen wolle.

Bei der schusssicheren Weste sieht es etwas anders aus. Es ist zwar keine Pflicht, sie zu tragen, aber nicht nur aus versicherungstechnischen Gründen wird den Beamten geraten, sie anzuziehen. „Sie haben ja einen Sinn und Zweck. Die meisten Kollegen halten sich an die Vorgabe“, sagt Polizeisprecher Jens Lauer. Und das, obwohl sie nicht atmungsaktiv und dadurch im Hochsommer nicht angenehm zu tragen sind. Die Beamten, die nach einem Einsatz ins Präsidium an der Hahnemannstraße zurückkehren würden, seien „bätschnass“.