Bis Herbst 2019 entstehen im Gebiet Lübecker/Dessauer Straße 161 neue Wohnungen in zwölf Gebäuden. Foto: Nagel - Nagel

Bad CannstattIm Frühjahr 2017 startete das bisher größte Sanierungsvorhaben der Stuttgarter Wohnungs- und Städtebau GmbH (SWSG) auf dem Hallschlag. Jetzt feierte die städtische Tochter Richtfest für ihr Großprojekt im Gebiet Lübecker/Dessauer Straße.

Bad CannstattIm Frühjahr 2017 startete das bisher größte Sanierungsvorhaben der Stuttgarter Wohnungs- und Städtebau GmbH (SWSG) auf dem Hallschlag. Jetzt feierte die städtische Tochter Richtfest für ihr Großprojekt im Gebiet Lübecker/Dessauer Straße, wo für 35 Millionen Euro in zwei Bauabschnitten bis zum Herbst 2019 insgesamt 161 neue Wohnungen sowie eine neue Kita samt Familienzentrum entstehen.

Seit mehr als einem Jahrzehnt arbeitet die SWSG an der Revitalisierung des Hallschlags. Die städtische Tochter besitzt hier rund 1800 Wohnungen, was knapp zehn Prozent ihres Gesamtbestands in Stuttgart entspricht. „Fast 60 Prozent wurden bereits saniert oder sind nach Abriss durch Neubauten ersetzt worden“, sagte ein sichtlich stolzer Technischer Geschäftsführer Helmuth Caesar. Gut 85 Millionen Euro hat die städtische Tochter in den einst so gefürchteten Hallschlag investiert und viel zu dessen Aufschwung und Wandel beigetragen. „Früher machten Menschen einen Bogen um den Stadtteil, heute ist er eine gefragte Wohnadresse in Halbhöhenlage“, so Caesar. Eine seiner Stärken seien die vielen öffentlichen Grünflächen, was von Wohnbauexperten gerne als das Markenzeichen einer Gartenstadt bezeichnet wird. Was die SWSG bei ihrem Revitalisierungsprogramm jedoch nicht aus den Augen verliert: „Wir wollen nicht nur zeitgemäße Wohnungen bauen, sie sollen auch zum Wohnbestand passen“, so der Geschäftsführer.

Allerdings gab es im Fall Lübecker Straße keine Chance auf Erhalt: „Die typischen Laubegang-Gebäude stammten aus dem Jahr 1953 und wurden damals in Einfachbauweise erstellt“, erinnerte Stuttgarts Erster Bürgermeister Michael Föll an eine Zeit, als nach dem Krieg dringend günstiger Wohnraum benötigt wurde. Wenn das SWSG-Projekt in einem Jahr abgeschlossen sein wird, so verfügt die Stadt über weitere 11 600 Quadratmeter Wohnflächen verteilt auf 161 Wohnungen. „Vorher waren es nur 8900 Quadratmeter in 147 Wohneinheiten“, lobte Föll ein rundum gelungenes SWSG-Konzept.

Insgesamt entstehen zwölf Satteldach-Gebäude mit bis zu vier Stockwerken plus Dachgeschoss. Alle Wohnungen verfügen über Balkon oder Terrasse. In zwei Tiefgaragen sind insgesamt 149 Parkplätze geplant. Zudem sind 322 Radstellplätze vorgesehen. Zusätzlich errichtet die SWSG ein Kinder- und Familienzentrum auf dem Grundstück Ecke Lübecker/Rostocker Straße. Fünf Gruppen werden dort in einer Kindertagesstätte untergebracht, Räume für ein Familienzentrum werden entstehen. Die Fertigstellung ist für Mitte 2020 vorgesehen.

Was erfreulich aus Fölls Sicht sei: „Der Hallschlag bleibt in seiner Entwicklung stabil.“ 85 Prozent der von Abriss oder Sanierung betroffenen Bewohner wohnen auch weiterhin in dem Quartier. Der Erste Bürgermeister widersprach vehement einem oftmals geäußerten Vorwurf, die städtische Tochter würde sich eine goldene Nase im Hallschlag verdienen. Föll: „Hier fand und findet auch weiterhin keine Verdrängung statt.“

Was sich dort in den vergangenen Jahren alles zum Positiven verändert hat, das erfreut natürlich auch Bad Cannstatts Bezirksvorsteher: „Wenn es eine vorbildliche Soziale Stadt gibt, dann auf dem Hallschlag“, sagte Bernd-Marcel Löffler. Allerdings haben auch die Rahmenbedingungen – neben der Revitalisierung durch die SWSG – perfekt gepasst. Nicht nur, dass seit einigen Jahren die Stadtbahnlinie 12 auf dem Hallschlag Halt macht, mit dem Travertinpark gibt es ein Naherholungsgebiet, das ebenfalls die Lebensqualität gesteigert hat. Und nicht zu vergessen die Aufsiedlung der Reiterkaserne.

Bei aller Zufriedenheit, ein Ärgernis gab es dennoch vor einigen Tagen. Bei einer Baumaßnahme nahmen es einige Arbeiter mit den Vorschriften nicht so ganz genau und wirbelten so viel Dreck auf, dass sich auf den parkenden Autos in der Dessauer Straße eine dicke Staubschicht niederschlug. Die Übeltäter sollen laut Polizei „ermittelt“ sein, demnach dürfen die Betroffenen ihre Fahrzeuge zum Nulltarif in der Waschanlage reinigen lassen.