Die Hofenerin Liesel Hepe staunte nicht schlecht, als ihr kürzlich Briefe vom 28. September zugestellt wurden. Foto: Olbort - Olbort

Als Liesel Hepe vor wenigen Tagen den Briefkasten öffnete, staunte sie nicht schlecht: Darin waren Briefe mit einem Poststempel vom 28. September 2017. Zugestellt wurden diese aber erst im Februar. Für die 85-Jährige ein Ärgernis.

Hofen Als Liesel Hepe vor wenigen Tagen den Briefkasten öffnete, staunte sie nicht schlecht: Darin waren Briefe mit einem Poststempel vom 28. September 2017. Zugestellt wurden diese aber erst im Februar. Für die 85-Jährige ein Ärgernis, denn in der Post war unter anderem ein Brief ihrer Bank mit einer neuen EC-Karte. Auf die hatte sie schon sehnlichst gewartet, da ihre alte Karte bereits abgelaufen war und sie damit nicht mehr bezahlen konnte. Bemerkt hat Hepe das erst, als sie im Supermarkt an der Kasse stand und die Mitarbeiterin ihr mitteilte, dass ihre Karte leider ungültig sei.

Um der Sache gleich nachzugehen, machte sie sich auf den Weg zu ihrer Bank. Für die Rentnerin allerdings ein langer Weg, da die nächste Filiale ihrer Bank weder in Hofen noch in Bad Cannstatt, sondern am Rotebühlplatz liegt. „Für Menschen, die nicht mehr mobil sind, wäre die Fahrt mit der Stadtbahn sicher ein Problem gewesen“, sagt sie. Auf der Bank erfuhr sie schließlich, dass man längst eine neue Karte verschickt hätte. Mit mehr als vier Monaten Verspätung kam diese nun auch bei ihr an.

Damit gab sich die 85-Jährige jedoch nicht zufrieden. Sie stellte sich die Frage, wie es zu solch einer massiven Verzögerung bei der Postzustellung kommen kann und staunte ein weiteres Mal nicht schlecht. Als sie bei der Post anrief, fragte man Liesel Hepe, ob sie ihren Briefkasten regelmäßig leere und ob der Name am Briefkasten eigentlich gut lesbar angebracht sei. „Wie in einem Verhör“, erinnert sich die 85-Jährige, die sich darüber ärgert, dass sich bisher niemand bei ihr entschuldigt hat.

Der Grund für die Verzögerung: Die Zustellbezirke wurden in Hofen Ende September 2017 neu eingeteilt. Deshalb ist eine Ablagestelle für die Briefe weggefallen, die am ersten Tag nach der Umstellung versehentlich noch einmal mit einem Beutel Post beliefert wurde. Darunter befanden sich offenbar auch die Briefe an Liesel Hepe, die dort nun für einige Wochen lagen. „Dieser Fehler wurde zwar schon damals bemerkt, der falsch abgelegte Beutel aber leider erst Anfang Februar entdeckt“, sagt Unternehmenssprecher Hugo Gimber. Üblicherweise werden verzögerte Sendungen mit einem Begleitschreiben zugestellt. Weil es nicht sehr viele Sendungen waren, die mit Liesel Hepes Briefen an der Ablagestelle unfreiwillig verweilten, habe „die Mitarbeiterin nicht daran gedacht und die Sendungen direkt ohne Schreiben zugestellt“, sagt Gimber.

Die Hofenerin ist jedoch nicht die einzige, die sich über Verzögerungen bei der Postzustellung ärgert. Bei der Verbraucherzentrale häufen sich die Beschwerden. Allein im Dezember sind auf dem eigens dafür eingerichteten Online-Portal bundesweit mehr als 2500 Beschwerden eingegangen, sagt Oliver Buttler von der Verbraucherzentrale Stuttgart. Außerdem hat die Bundesnetzagentur im vergangenen Jahr 50 Prozent mehr Beschwerden zum Thema Ärger mit der Post erhalten als 2016. Laut Buttler gibt es dafür verschiedene Ursache, etwa Zuwächse im Online-Handel und Personalausfälle zu Spitzenzeiten wie zur Weihnachtszeit. Es sei festzustellen, dass die Unternehmen keine ausreichenden Maßnahmen treffen, um solche Probleme abzufedern. „Gerade weil immer mehr Briefe und Pakete versendet werden, sollte eigentlich mehr Personal eingestellt und Zustellbezirke verkleinert werden“, sagt Buttler. Laut einer Verordnung ist die Post verpflichtet, 80 Prozent der Briefe am nächsten und 95 Prozent der Briefsendungen am zweiten Tag zu liefern.

Was tun bei verspäteter Post-Zustellung?

Hat der Empfänger eine Standard-Versandart gewählt, liegt das Risiko der verspäteten Zustellung bei ihm selbst. Beim Expressversand verpflichtet sich die Post dagegen, eine bestimmte Lieferzeit einzuhalten. Der Versender hat Ansprüche, die auf eine bestimmte Höhe begrenzt sein können. Der Empfänger hingegen hat wenige Möglichkeiten einzugreifen. Generell sollte er sich bei Verzögerungen, unabhängig von der Versandart, an den Versender wenden, der die Briefe oder Pakete gegebenenfalls noch einmal versenden muss.