40 Prozent der Grundschüler in Stuttgart weisen sprachliche Defizite auf. Foto: dpa - dpa

Besonders auffällig sind die sprachlichen Defizite der Grundschüler: Mehr als 40 Prozent wiesen entweder Störungen bei der Sprachentwicklung oder zu geringe Deutschkenntnisse auf.

Bad CannstattWie ist die Situation der Grundschüler im Stadtbezirk? Diese Frage will der erste Bildungsbericht der Stadt Stuttgart beantworten. Ziel der Analyse ist es, den Status quo der Sc hüler verschiedener Altersgruppen in den nächsten Jahren zu erfassen und so eine Datengrundlage für weitere Untersuchungen zu schaffen. Begonnen wurde mit Schülern im Alter von fünf bis zehn Jahren.

In Bad Cannstatt gibt es 2400 Grundschüler. Knapp ein Drittel hat eine Empfehlung für die Werkrealschule; zirka 25 Prozent wird geraten, die Realschule zu besuchen; rund 45 Prozent können aufs Gymnasium.

Da Migrationshintergrund und Einkommen die Bildungschancen von Schülern häufig beeinflussen, wurden diese Faktoren untersucht. In Bad Cannstatt haben mehr als 70 Prozent der Grundschüler Migrationshintergrund. Mehr als 45 Prozent stammen aus Familien mit eher geringem Einkommen – gemessen wurde dies im Bericht durch den Besitz von Bonuscards. Besonders auffällig sind die sprachlichen Defizite der Grundschüler: Mehr als 40 Prozent wiesen entweder Störungen bei der Sprachentwicklung oder zu geringe Deutschkenntnisse auf. Rund 67 Prozent der Grundschüler der Altenburgschule haben Migrationshintergrund. Oft würde zuhause kein Deutsch gesprochen, sagt Schulleiterin Katrin Steinhülb-Joos. Hier versucht man, die Sprachdefizite im Unterricht auszugleichen, etwa indem unterschiedliche Lernniveau s berücksichtigt werden und die Schüler den jeweiligen Leistungen entsprechend gefördert werden.

Mehr Lehrer notwendig

Das Ganztagesangebot der Altenburgschule wirke sich positiv auf die sprachlichen Fähigkeiten der Schüler aus, sagt Steinhülb-Joos, da auch in den sportlichen oder musischen Nachmittagsangeboten Deutsch gesprochen werde. An der Altenburgschule können Schüler entweder das Halb- oder Ganztagesangebot wählen. In Bad Cannstatt besucht knapp die Hälfte der Kinder eine Grundschule mit Ganztagesangebot. Steinhülb-Joos wünscht sich, die Schüler in Zukunft noch besser individuell fördern zu können. Dazu wären mehr Lehrer notwendig – ein Problem, das sich derzeit auf die Schnelle nicht lösen lässt.

Lehrermangel beklagt auch Markus Dölker, Schulleiter der Martin-Luther-Schule. Angesichts der immer größer werdenden Klassen wünscht sich auch Dölker mehr Personal, um zum Beispiel Schwierigkeiten bei der deutschen Sprache ausgleichen zu können. 72 Prozent der Kinder an der Martin-Luther-Schule haben Migrationshintergrund, viele würden zuhause kein Deutsch sprechen, berichtet er. Zur Sprachförderung setzt man an der Martin-Luther-Schule auf verschiedene Maßnahmen. Etwa „Mama-lernt-Deutsch“-Kurse, die von den Eltern gut besucht würden oder Sprachförderstunden, die von der Martin-LutherSchule eigens beim Schulamt beantragt wurden. In ihrer Freizeit begleiten sogenannte Kinderhelden die Schüler. Die Ehrenamtlichen gehen mit ihnen in die Bücherei oder ins Museum. So sollen die Grundschüler diese Angebote kennenlernen und künftig auch gemeinsam mit ihrer Familie nutzen.