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Die Kfz-Mechanikerin Anna Matuschek erklärt Frauen in Schrauberkursen die Technik von Autos.

Bad CannstattWer kennt es nicht: Man holt sein Auto aus der Werkstatt ab und beim Bezahlen trifft einen schier der Schlag: Auf der Rechnung tauchen Posten auf, die der Laie nicht versteht, auch nicht beurteilen kann, ob die Arbeiten notwendig waren. Das Problem: Viele trauen sich nicht nachzufragen. „Ein großer Fehler“, sagt Anna Matuschek. „Das A und O ist es, mit den Menschen zu sprechen.“ Die Kfz-Mechanikerin empfiehlt, nicht nur nach einer Reparatur, sondern vor allem davor das Gespräch zu suchen. „Und einfach selbstbewusst in der Werkstatt aufzutreten.“

Damit Autofahrer bei Fragen rund um ihr Fahrzeug nicht wie der Ochs vor dem Berg stehen, veranstaltet die Cannstatterin seit vier Jahren Schrauberkurse – allerdings ausschließlich für das vermeintlich schwache Geschlecht. „Ich habe sie am Anfang auch für Männer angeboten, die haben sich jedoch wohl nicht getraut“, sagt die 34-Jährige mit einem Schmunzeln. Die Frauen dafür umso mehr, im Handumdrehen waren die Kurse ausgebucht.

86-jährige Teilnehmerin

Dass großer Bedarf besteht, zeigt der Blick auf die Zahlen: Die Teilnehmerinnen nehmen teilweise Hunderte von Kilometern auf sich, um mehr über das kleine Einmaleins der Autotechnik zu erfahren. „Eine junge Frau reiste mit ihrem alten VW Bus sogar aus Hannover an.“ Das Durchschnittsalter liege zwischen 20 und 45 Jahren, dennoch gebe es keine typische Zielgruppe. „Vom Führerscheinneuling, der gemeinsam mit der Mutter am Kurs teilnimmt, bis zur Rentnerin sei jedes Alter vertreten gewesen. Selbst eine 86-Jährige habe schon den Blick unter die Motorhaube gewagt. Marga, so hieß die rüstige Teilnehmerin, bedauerte, dass sie den Kurs nicht ein halbes Jahrhundert früher gemacht habe. Dann wäre ihr Leben anders gelaufen. „Es ist jedes Mal eine bunte Mischung.“ Ihr sei dabei egal, ob das Gegenüber eine Richterin oder eine Auszubildende ist. „Bei uns gibt es keine Hierarchien.“ Natürlich werden die Teilnehmerinnen in vier Stunden nicht zu Automechanikerinnen ausgebildet. „Es geht mehr darum, in die Thematik reinzuschnuppern.“ In den Basis-Kursen lernen sie unter anderem wie das Öl geprüft wird, ob der Verlust von Kühl- und Bremsflüssigkeit normal ist und wie man einen Luftfilter wechselt.“ Viele Defekte könne man verhindern, wenn man seiner Sorgfaltspflicht nachkommt. Matuschek erklärt den Teilnehmerinnen beispielsweise, wie man die Bremsbeläge kontrolliert oder erkennt, dass ein Keilriemen bald seinen Geist aufgibt.

Zur „Ausbilderin“ ist sie mehr durch Zufall geworden. Während ihrer Lehre zur Kfz-Mechanikerin bei VW Hahn in Wangen hat sie bei einem Tag der offenen Tür Kunden die Technik näher bringen müssen. „Ursprünglich waren dafür 30 Minuten angesetzt. Das Interesse war jedoch so groß, dass daraus Stunden wurden.“ Anscheinend fällt es Matuschek leicht, komplizierte Dinge verständlich zu erklären. Mittlerweile arbeitet sie als freie Journalistin für verschiedene Werkstattmagazine sowie Auto-Zeitschriften wie „Motor Klassik Youngtimer“ und organisiert nebenbei noch Foto-Shootings.

Öl unter den Fingernägeln hat sie noch immer regelmäßig. Mit ihrem Freund Mario Baumann hat sie sich in der gemeinsamen Werkstatt in Aldingen – dort finden auch die Kurse statt – auf Fahrzeuge bis Baujahr 1990 spezialisiert. „Autos, die zu alt für eine normale Werkstatt sind, aber zu jung für eine edle Oldtimer-Schmiede“, so Matuschek, die selbst einen VW Käfer, einen Renault R5 und einen Opel Kadett B besitzt. Bei solchen Fahrzeugen werde bei Reparaturen oft der Gesamtwert nicht im Auge behalten. Muss es bei einem Auto, das selten bewegt wird, gleich ein neuer Auspuff sein oder reicht es, wenn man das Loch am Endtopf zuschweißt? „Es bringt dem Kunden nichts, wenn er viel Geld in einen bestimmten Bereich steckt, obwohl der Motor und das Getriebe eigentlich schon kaputt sind.“ Diese Herangehensweise wirke im ersten Moment wirtschaftlich nicht sonderlich schlau. Matuschek ist jedoch überzeugt, dass man nur durch Ehrlichkeit den Kunden langfristig an sich binden kann.“

Die nächsten Kurse

Los geht es mit den vierstündigen Schrauber-Kursen am Samstagnachmittag, 22. April, um 13.30 Uhr. Bei der ersten Veranstaltung liegt das Hauptaugenmerk auf Old- und Youngtimern. Basis-Kurse folgen an den Wochenenden, 5. und 6. Mai sowie 26. und 27. Mai. Die Kurse, die inklusive Wasser, Kaffee und Kuchen 23 Euro kosten, sind jeweils auf acht Teilnehmerinnen begrenzt. Die Werkstatt von Anna Matuschek befindet sich im Bernhardslaicher Weg 1 in Aldingen (Remseck). Weitere Infos gibt es unter www.schrauberkursfuerfrauen.de/termine. Die Anmeldung ist per E-Mail an anna.matuschek@gmx.de möglich.