Links ist die Bushaltestelle am Wilhelmsplatz zu sehen, an der noch in diesem Jahr die ersten Passagiere in die neue Expressbuslinie einsteigen sollen. Die Interimslinie soll rund fünf Jahre lang die U 1 entlasten, die an ihre Kapazitätsgrenzen gestoßen ist. l Foto: Gökalp Quelle: Unbekannt

Von Uli Nagel

Sobald baulich und technisch die Voraussetzungen gegeben sind, soll zwischen dem Wilhemlsplatz und der Stuttgarter City eine Express-Buslinie im 5-Minuten-Takt pendeln. Bei der ersten Präsentation von Umsetzungsplänen gab es im Technikausschuss allerdings kritische Töne. FDP und AfD lehnen die Busverbindung als überflüssig ab und für die Cannstatter Stadträtin Beate Bulle-Schmid (CDU) gibt es noch erheblichen Erklärungsbedarf, was den heute schon überlasteten Wilhelmsplatz angeht.

Die Stadtbahnlinie U 1, auf der die Stuttgarter Straßenbahnen heute nur 40-Meter-Züge anbieten kann, ist vor allem morgens und abends an ihre Kapazitätsgrenzen gestoßen. Doch um auf der vielbenutzen Verbindung 80 Meter lange Fahrzeuge einsetzen zu können, müssen baulich erst die Voraussetzungen geschaffen werden. Die Hochbahnsteige werden deshalb nach und nach verlängert, die SSB schafft zusätzliche Fahrzeuge an und baut in diesem Zusammenhang einen weiteren Betriebshof, um die neuen Züge auch warten zu können.

Doch bis die U 1 mit 80-Meter-Zügen unterwegs sein kann, werden wohl noch fünf Jahre vergehen, weshalb der Technikausschuss bereits vor einem Jahr dem Expressbus-Projekt der SSB zugestimmt hatte. Der soll in diesem Zeitraum die U 1 entlasten und zwischen Wilhelmsplatz und der Stuttgarter City im 5-Minuten-Takt pendeln. „Seine Kapazität liegt bei maximal 1100 Fahrgästen in jede Richtung“, sagt Joachim Keller, bei der SSB für die Betriebssteuerung zuständig. Im gleichen Zeitraum schaffe die U 1 rund 1500 Passagiere.

Um den 5-Minuten-Takt ohne Störungen einhalten zu können, benötigt der Expressbus eine konsequente Bevorrechtigung an Ampeln und teilweise sogar eine eigene Fahrspur. Laut Tiefbauamt müssen insgesamt fünf Busschleusen und zwei neue Interimshaltestellen eingerichtet und der Knotenpunkt Eberhard-/Tor-/Steinstraße in der Innenstadt sowie der Wilhelmsplatz teilweise umgebaut werden. An dem Cannstatter Verkehrsknoten sollen zwei Linksabbiegespuren für den U-Turn eingerichtet werden. Rund 700 000 Euro kosten diese Baumaßnahmen.

Der signaltechnische Teil wird mit 1,8 Millionen Euro teurer, denn neben den Busschleusen müssen insgesamt 25 weitere Ampelanlagen für den Expressbus ausgerichtet werden. Geplant ist zudem in der Cannstatter Straße, auf der die Sonderlinie nur auf einer Spur unterwegs sein wird, einen sogenannten Richtungswechselbetrieb einzurichten. Das heißt, dass stadtauswärts der Bus etwa auf Höhe der Tankstelle auf eine stadteinwärtige Fahrbahn verschwenkt wird. Nach etwa 200 Metern geht‘s wieder zurück auf die stadtauswärtige Spur.

Ändern wird sich auch die Verkehrsführung auf der König-Karls-Brücke. Dort wird jeweils eine Fahrspur stadtein- und stadtauswärts für den Expressbus geopfert und die Ampeln mit Busschleusen ausgestattet. Die Ummarkierungen am Wilhelmsplatz sollen bereits im März/April erfolgen, die Arbeiten in der Cannstatter Straße im Mai/Juni. Am Anfang werden noch Hybridbusse eingesetzt, bevor 2019 auf der Schleife erstmals Batterie-Gelenkbusse fahren sollen.

„Wer in wenigen Minuten von Cannstatt in die City will, der benützt die S-Bahn“, so die Kritik von Bernd Klingler (AfD). Er sieht verkehrstechnisch große Probleme am Wilhelmsplatz und in der Cannstatter Straße und lehnte den Expressbus genauso ab, wie Stadtrat Michael Conz (FDP). Der titulierte den Expressbus als Stau-, Chaos- und Feinstaubverursacher. Keine Ablehnung aber offene Fragen sieht die CDU. Fraktions-Chef Alexander Kotz verwies auf den Fakt, dass auf der Cannstatter Straße sehr viel Autos unterwegs seien. Und Beate Bulle-Schmid wurde das Thema Wilhelmsplatz allzu lapidar und kurz dargestellt. Vor allem mit dem Wissen, dass der Knoten künftig 84 ÖPNV-Fahrten pro Stunde anstatt 52 verkraften muss.

Björn Peterhoff (die Grünen) und Christoph Ozasek (Linke) bewerten den Expressbus dagegen auf jeden Fall als großen Gewinn für ÖPNV-Nutzer, wünschen sich jedoch am Wilhelmsplatz eine separate Busspur. Etwas enttäuscht zeigte sich SPD-Fraktionschef Martin Körner, dass der Vorschlag seiner Fraktion, die Sonderlinie am Milaneo vorbei zu führen, bisher nicht einmal diskutiert wurde. In einer der nächsten Sitzungen wird der Expressbus im Bezirksbeirat Bad Cannstatt vorgestellt werden.