OB Fritz Kuhn war Fahrgast bei der Jungfernfahrt der X1-Linie und erklärt den anderen Teilnehmern die Vorzüge des Expressbusses. Foto: Stadt Stuttgart/Leif Piechowski - Stadt Stuttgart/Leif Piechowski

Ab Montag pendelt der Expressbus zwischen Wilhelmsplatz und Stuttgarter Innenstadt. Am Schnuppertag war einer der ersten Fahrgäste ein sichtlich angetaner OB Fritz Kuhn.

Bad CannstattDer Gepard geht mit Tempo 110 auf Beutefang und gilt als das schnellste Landtier der Erde. Ganz so schnell ist der neue Expressbus, der ab Montag offiziell zwischen Wilhelmsplatz und der Innenstadt pendeln soll, natürlich nicht. Dennoch haben die Verantwortlichen der Stuttgarter Straßenbahnen AG die insgesamt zehn Fahrzeuge der neue Linie X1 mit schwarz-gelben Flecken versehen, die an den schnellen Steppenjäger erinnern sollen. Und dass der Fahrgast mit dem Expressbus zügig in die City gelangt, davon konnten sich gestern die ersten Neugierigen beim Schnuppertag überzeugen.

Der erste Fahrgast war OB Fritz Kuhn gefolgt von SSB-Chef Wolfgang Arnold. Beide waren natürlich genauso gespannt wie die vielen Neugierigen, die von den Schnupperfahrten zum Nulltarif erfahren hatten. Denn viele Skeptiker orakeln schon seit Wochen, dass der Expressbus – trotz Busschleusen, komplizierter Ampelschaltung und einer separaten Fahrbahn auf der Cannstatter Straße – genauso im Stau stecken bleibt, wie die vielen Berufspendler. Einige stoppten deshalb akribisch die Zeit, die der X1 auf seiner Fahrt in die Innenstadt benötigte.

Bus schwimmt im Verkehr mit

Dass der Start am Wilhelmsplatz „holprig“ wurde, damit hatten die SSB-Verantwortlichen gerechnet. Immerhin vier Stadtbahnen kreuzen neben den vielen Autos und Passanten den Verkehrsknoten. Doch von da ab ging es flott und ohne nennenswerte Bremsmanöver über die König-Karls-Brücke und durch den Schwanenplatztunnel weiter auf der Cannstatter Straße. „Zu dieser Zeit fährt der X1 nicht auf der separaten Busspur“, klärte Wolfgang Arnold einen fragenden Fahrgast auf. Der Grund: Stadteinwärts gebe es hier keine Staus und der Expressbus könne im Verkehr „mitschwimmen“.

Nach neun Minuten ist die Haltestelle Dorotheenstraße erreicht, fünf Minuten später stoppte der Bus vor dem Hauptbahnhof. OB Fritz Kuhn zeigte sich angetan: „Die Technik der Ampelschaltungen, die eine nahezu freie Fahrt ermöglichen, begeistert mich“, so das Stuttgarter Stadtoberhaupt, das der Linie eine großartige Zukunft prophezeite, vor allem wegen des „sensationellen Fünf-Minuten-Takts“, in dem die Busse an den sechs Haltestellen vorfahren: „Da braucht man keinen Fahrplan mehr zu lesen.“ Gedacht sind die Expressbusse in erster Linie zur Entlastung der überfüllten Stadtbahn U 1. Die neue Linie X 1, sagte Kuhn, sei „ein sensationelles Modell auch für die anderen Busverkehre der Zukunft in dieser Stadt“.

Insgesamt benötigte der Expressbus für seine Schleife, die er gestern bis 18 Uhr im 10-Minuten-Takt fuhr, zwischen 28 und 33 Minuten. Dabei zeigte sich, dass zumindest an einer Stelle nachjustiert werden muss. Denn stadtauswärts nach der König-Karls-Brücke, wenn der Expressbus seine eigene Busspur verlässt und sich in den fließenden Verkehr einordnen muss, war dieser am frühen Nachmittag – zumindest gestern – alles andere als fließend. Ob sich dieser kurze Abschnitt vor der Eisenbahnbrücke als ein „Flaschenhals“ der X1-Linie entpuppt, oder ob etwas verbessert werden kann, müssen die Experten beim Tiefbauamt entscheiden.

Dass sie jedoch nicht alle Eventualitäten einplanen können, zeigte sich gestern Abend. Gegen 17.30 Uhr hatte ein Autofahrer stadtauswärts kurz vor der Einfahrt in den Schwanenplatztunnel den Expressbus übersehen. Durch eine Vollbremsung konnte der Busfahrer einen Unfall verhindern, im X1 stießen jedoch vier Fahrgäste gegen Haltestangen. „Sie verletzten sich glücklicherweise nur leicht, zogen sich Prellungen zu“, sagte ein Polizeisprecher.

Der Regelbetrieb startet am Montag, 15. Oktober. Die Busse fahren montags bis freitags von 6 bis 20.30 Uhr.