War acht Wochen in Istanbul und absolvierte ein Praktikum in einer Kindertagesstätte: Marie Bahr. Foto: Rehberger Quelle: Unbekannt

Acht Wochen verbrachte die Erzieherin Marie Bahr in Istanbul. Ihr Kita-Praktikum wurde von der Bernstein Köllner-Stiftung finanziert – in Kooperation mit der Evangelischen Fachschule für Sozialpädagogik. Das Ziel: interkulturelles Lernen für angehende Erzieherinnen und Erzieher durch ein Praktikum im Ausland. Marie Bahr kehrte begeistert zurück. „Die erlebte Offenheit, Herzlichkeit und Lebensfreude will ich meinen Kita-Alltag mitnehmen.“

Von Edgar Rehberger
Vor zwei Jahren wurde das Projekt ins Leben gerufen. „Die interkulturelle Prägung in den Kitas nimmt zu“, führt Philipp C. Hansis, der Vorsitzende der Bernstein Köllner-Stiftung, aus. Erzieherinnen und Erzieher sollen einen einfachen Zugang zu Kultur entwickeln – durch ein Praktikum im Ausland. „Mit der Evangelischen Fachschule für Sozialpädagogik in Botnang haben wir einen genialen Partner gefunden.“ Das Praktikum sei „gelebte Theorie für uns“, ergänzt Direktorin Birgit Deiss-Niethammer. „Der Themenbereich ‘Unterschiedlichkeit und Vielfalt leben‘ gehört zum Curriculum in der Erzieherausbildung.“ Der sensible Umgang mit Personen aus anderen Kulturen und Religionen spiele in der Pädagogik eine wichtige Rolle – und bedeutet Alltag in den Kitas der Landeshauptstadt. Beim Praktikum könne in andere Dimensionen eingetaucht werden. „Das ist eine große Bereicherung und Chance für uns.“
Das bestätigt Marie Bahr. „Die acht Wochen waren eine spannende Erfahrung.“ Gastfreundschaft, Offenheit und Herzlichkeit seien bemerkenswert. Dies werde sie in ihre neue Arbeitsstelle im Montessori-Kinderhaus in Feuerbach mitnehmen. „Ich habe mir vorgenommen, weiterhin Türkisch zu lernen, um so den Kindern und Familien in der Kita ein Gefühl der Vertrautheit geben zu können.“ Sie habe erlebt, was es bedeutet, in einem fremden Land mit anderer Sprache, Kultur und Normen zu leben. „Eine wichtige Erfahrung.“ Vor dem Praktikum hat sie einen vierwöchigen Sprachkurs in der vhs absolviert, dann noch privat mit einer befreundeten türkischen Erzieherin Begriffe für den Kita-Alltag gelernt. In der privaten Kita in Istanbul mit 60 Kindern im Alter zwischen drei und sechs Jahren habe sie jeden Tag mehr gelernt, sich auch mit Händen und Füßen, mit Mimik und Gestik verständigt.
Für Marie Bahr war klar, das Praktikum anzutreten. „Das ist eine einmalige Chance, für die ich sehr dankbar bin.“ Das Praktikum ist eigentlich für zwei Personen gedacht. Die zweite Kandidatin sagte jedoch ab, mehr aus persönlichen als aus politischen Gründen. „Dafür haben wir vollstes Verständnis“, betont Projektleiterin Roswitha Wenzl. „Aufgrund der politischen Situation haben wir es bis zum Schluss offengehalten.“ Der gesamte Aufenthalt sei mit Herzklopfen begleitet worden.
Projekt wird fortgesetzt
Das Projekt werde in jedem Fall fortgesetzt. Aufgrund der schwierigen Situation in der Türkei wird in Istanbul pausiert und auf ein anderes Land mit muslimischem Hintergrund, Bosnien-Herzegowina, ausgeweitet. „Sarajevo ist eine gute Destination“, ist Wenzl überzeugt. Dort gebe es eine große Mischung kultur-ethnischer Religionen. Die frühkindliche Erziehung sei dort bei weitem nicht auf dem Stand von Deutschland. Man leiste ein bisschen Aufbauarbeit. „Der Kreis schließt sich wieder.“ Dort wird ein Netzwerk aufgebaut, sukzessive Einrichtungen begutachtet und auch persönlich aufgesucht. „Die Entscheidung fällt im Frühjahr.“

Wer Interesse am Praktikum 2018 in Sarajevo hat, kann sich am Tag der offenen Tür am 25. November von 14 bis 17 Uhr in der Fachschule für Sozialpädagogik, Kauffmannstraße 40, informieren. Bewerbungsschluss ist Mitte Dezember. Auch Marie Bahr steht an dem Tag Rede und Antwort.