Foto: Wilhelma Stuttgart

Bad Cannstatt (red) - Mit den ersten milden Tagen nach den starken Minusgraden schießen nicht nur die Schneeglöckchen aus dem Boden. Auch drei Sprösslinge der Erdmännchen kommen erstmals „aus ihren Löchern“ in der Wilhelma. Die Drillinge sind am 27. Januar geboren worden. Zunächst nackt und blind blieb der Nachwuchs der aus Südafrika stammenden Schleichkatzen die ersten Wochen im unterirdischen Innengehege, das auf 20 Grad geheizt ist. Auch das eisige Februar-Ende war im Kreis der Familie untertage für sie kuschelig warm. Jetzt können die Besucher des Zoologisch-Botanischen Gartens in Stuttgart beobachten, wie die Jungtiere mit nur fünf Wochen bereits als perfekte Miniaturausgaben der Erwachsenen über die Savannenanlage huschen.

Da wird gerannt und gebalgt, gebuddelt und gescharrt. Auch das hält warm. Heizlampen sorgen dafür, dass die Junioren selbst beim Ausruhen nicht auskühlen. Mutig erkunden die kleinen Geschwister zu zweit, zu dritt und manchmal sogar allein das 120 Quadratmeter große Terrain aus Sand, Stein und Geäst. Darüber wacht jedoch mit Argusaugen stets die ganze Sippe. Aufgereckt peilt sie in alle Winde, ob die Luft rein ist oder doch Unheil von oben droht. In ihrer Heimat sind für sie Greifvögel die gefährlichsten Beutegreifer. Hierzulande müssen die Wachposten auch Krähen im Blick behalten, die – zumindest für die Jüngsten – eine Gefahr darstellen. Mit gemeinsamen Attacken verjagen sie die gefiederten Eindringlinge. Zwölf Erdmännchen leben jetzt auf der Anlage. Bei dem Zuchtpaar fanden ein Männchen aus dem Zoo Köln und ein Weibchen aus dem Tierpark Wittenberg zusammen. Sie harmonieren ausgezeichnet und haben seit 2015 acht Würfe gehabt.

Erdmännchen leben in großen Familien. Die Jungtiere bleiben in der Regel in der Gruppe, auch wenn sie ausgewachsen sind. Mit chemischen Botenstoffen verhindern das dominante Weibchen und das ranghöchste Männchen, dass der Rest des Clans zeugungsfähig wird. Dessen Mitglieder packen mit an bei der Aufzucht. Sie wärmen und bewachen die Jungtiere, suchen Futter. Die Tanten fungieren auch als Ammen und springen beim Säugen ein. Dieser ausgeprägte Familiensinn stärkt die Überlebenschancen der Kleinen, was dazu beiträgt, den Fortbestand der ganzen Gruppe zu sichern. In der Wildnis erreicht ein Familienverband je nach Revier auch einmal 20 bis 30 Individuen. Ab einer gewissen Größe beginnt der Clan jedoch, Tiere aus der Gruppe zu drängen. Wenn diese „auswandern“, werden sie außerhalb der Herrschaft des dominanten Paares selbst zeugungsfähig und können eine eigene Sippe gründen.