Die Stadtvillen erinnern an die prächtige Bäderzeit. Foto: Uli Nagel - Uli Nagel

Stadtführer Stefan Betsch bietet bei der Stuttgartnacht am Samstag zwei Spaziergänge an.

Bad CannstattVor einem Jahr ist Stadtführer Stefan Betsch mit den Teilnehmern der Stuttgartnacht ins 18. Jahrhundert gereist, um ihnen zu zeigen, dass der Mühlkanal einst ein bedeutender Hafen war und einen wichtigen Umschlagplatz in der Region darstellte. Am kommenden Samstagabend entführt er sie um 19 und 21.30 Uhr ins 19. Jahrhundert. Dieses Mal bietet er einen Spaziergang durch die Badestadt an. Vom Daimlerplatz geht der 45 Minuten lange Rundgang über die König-Karl-Straße zum Kurpark und über den Juno-Brunnen vorbei an der Christuskirche wieder zurück zum Ausgangspunkt. In diesem Viertel zeugen einige prächtige Stadtvillen vom Glanz dieser Zeit.

Mit dem diesjährigen Programm knüpfe er an die Führungen des Vorjahrs chronologisch an. „Es ist quasi eine Fortsetzung. Ich will nicht zu viel verraten, aber ich werde auf einige Dinge eingehen, die man im Vorbeilaufen gerne mal übersieht. Versteckte Sehenswürdigen sozusagen, die man auf den zweiten Blick sieht und nicht mal Ortskundige kennen“, sagt der 46-Jährige. Darüber hinaus werde er einige Anekdoten aus der Badestadt erzählen und mit interessanten Hintergründen aufwarten. „Damals kam die bessere Stuttgarter Gesellschaft über die Prag nach Cannstatt.“ Ganz schwäbisch natürlich zu Fuß, um sich die Droschke zu sparen. In der König-Karl-Straße, Stuttgarts letzter Chaussee, wurde dann um die Wette flaniert. „Gesehen und gesehen werden, lautete die Devise.“ Adelige, Fabrikantenwitwen und Prominente waren zur Kur vor Ort, ein internationales Publikum zog vorübergehend in die damals modernen Stadtvillen ein. Dementsprechend hat die Blütezeit der Bäder auch das Bild der Stadt verändert.

Nur stupide Daten aufzählen, sei nicht das Ding von Betsch, der seit 2012 selbstständig als Stadtführer tätig ist und zuvor mehr als zehn Jahr im Vorstand des Vereins Pro Alt-Cannstatt saß. „Ich will die Teilnehmer launig unterhalten. Wenn sie am Ende nicht mindestens einmal herzlich gelacht haben, habe ich etwas falsch gemacht.“ In der Regel biete er seine Rundgänge Gruppen an, die Stuttgartnacht stelle für ihn die optimale Möglichkeit dar, sein Wissen auch an Einzelpersonen weiterzugeben.

Insgesamt öffnen am Samstagabend mehr als 60 Kulturstätten in der Landeshauptstadt ihre Pforten, in Bad Cannstatt ist das Programm wie schon im Vorjahr überschaubar. In der Mercedesstraße 9 können die Teilnehmer zu lateinamerikanischen Rhythmen das Tanzbein schwingen. In den Räumen der Salsa Company findet um 19 Uhr ein einstündiger Kizomba-Schnupperkurs statt, um 20.15 Uhr steht dann Salsa auf dem Programm, das laut Veranstalter mehr als Tanzen ist, sondern ein „Bekenntnis für Lebensfreude, Gemeinschaft und Sinnlichkeit“. Eine Stunde später bietet sich dann bis 0 Uhr bei der Party die Gelegenheit, die neu erlernten Grundschritte gleich auszuprobieren. Wem das nicht reicht, kann nach Mitternacht noch nach Wangen ins LKA-Longhorn weiterziehen. In den Heiligenwiesen 6 lebt die Partyreihe „Back to the 80s“ mit New Wave und Neuer Deutscher Welle auf, ansonsten wird in Mühlhausen, Münster und den Oberen Neckarvororten nichts angeboten.

Karten für die Stuttgartnacht gibt es beim Easy-Ticket-Service unserer Zeitung, Wilhelmstraße 20, für 18 Euro. Das Ticket und das Ticketband gelten am Samstag, 19. Oktober, ab 12 Uhr als VVS-Kombiticket. Weitere Informationen gibt es im Internet unter www.stuttgartnacht.de. Alles zu den Rundgängen von Stefan Betsch ist unter www.bad-cannstatt-erleben.de zu finden.