Ob der Faultier-Nachwuchs ein Männchen oder Weibchen ist, ist unklar. Mutter Marlies lässt niemanden an sich heran. Foto: Wilhelma Quelle: Unbekannt

(red) - Unser WM-Orakel ist wieder einmal Mama geworden. Vielen Fußball-Fans ist die Faultierdame noch in guter Erinnerung, hat sie doch 2014 bei der Fußball-WM in Brasilien von sieben Spielen der Deutschen fünf Mal den richtigen Ausgang getippt - natürlich auch das Finale. Im Oktober brachte sie ein gesundes Baby zur Welt - ihr mittlerweile zwölftes.

Ob der neuerliche Familienzuwachs ein Weibchen oder Männchen ist, weiß bisher keiner so recht. Auch nicht das Pflegerteam. Denn das Geschlecht ist bei den Zotteltieren nur schwer festzustellen. Zudem klammert sich das Neugeborene noch tapfer an die Mama - keine Chance für die Wilhelma-Mitarbeiter, einmal kurz nachzuschauen. Hat ja auch noch Zeit.

Zweifinger-Faultiere hängen ihr Leben lang fast ausschließlich von Ästen herab, ob sie wach sind oder schlafen. Sogar den Scheitel ihres Fells haben die Baumbewohner auf dem Bauch. Darauf ruht bei Mutter Marlies, die seit 2001 in der Wilhelma lebt, im Südamerikahaus seit Anfang Oktober der jüngste Nachkomme meist wie in einer Hängematte.

Während die erfahrene Mutter sich mit den Krallen der Hinterbeine an einem Ast einhakt und artistisch zum Futter, frischen Blättern, herablässt, ist in ihrem langen Zottelfell das Baby für Besucher am besten auszumachen. Weil der Säugling mit fester Nahrung nichts anfangen kann, beteiligt er sich noch nicht aktiv an den Turnübungen, sondern bleibt dicht an der Milchquelle. Doch gut festgeklammert an seine Mutter muss das Kleine jede Bewegung mitmachen. Mal zeigt sein Köpfchen aufwärts, seitwärts, abwärts. Unverdrossen reckt dabei Junior vorwitzig seine Nase, um mit zu bekommen, was seine Eltern veranstalten.

Für Neugeborene ist aller Anfang schwer. Besonders auffällig ist das jedoch beim Nachwuchs von Tierarten, die eine außergewöhnliche Ernährungsweise pflegen. Und dazu darf man die Faultiere getrost zählen, denn sie fressen immer Hals über Kopf.

Die Zweifingerfaultiere leben im tropischen Regenwald des Flach- und Berglands Südamerikas. Die Bäume verlassen sie nur einmal pro Woche, um ihr Geschäft zu verrichten. Das reicht aus, weil ihre Verdauung extrem langsam verläuft. Damit verwerten die Verwandten des Ameisenbären ihre nährstoffarme Rohkost aus Blättern und Blüten gründlich.

Ihr Energiesparmodus hat ihnen auch den Ruf der größtmöglichen Gemütlichkeit eingetragen. Oft hängen sie regungslos vom Ast herab. Wer sich nicht rührt, wird ohnehin seltener von Fressfeinden entdeckt. Damit während dieser Hängepartie der Regen besser abläuft, hat sogar ihr Fell den Scheitel auf dem Bauch. Teilweise wachsen den Tieren Algen im Fell, die es grünlich färben und die Tarnung perfektionieren.