Eine historische Postkarte von Pro Alt-Cannstatt (li). zeigt den Neckar mit dem Ausflugsschiff „Emden“ von 1936. Quelle: Unbekannt

Wer gerne sich mit der Cannstatter Geschichte vertiefter befassten möchte, findet im neuen Kalender von Pro Alt-Cannstatt zahlreiche Hinweise sowie Fotos und früher und heute. Somit lassen sich die Motive heute noch in Bad Cannstatt finden.

Bad Cannstatt Wer aufmerksam durch Bad Cannstatt spaziert, findet immer wieder Gebäude, die historisch sind und vielerlei Geschichten und Geschichte erzählen können. Der Verein Pro Alt-Cannstatt hat bereits zum achten Mal solche Orte herausgepickt und daraus einen historischen Kalender erstellt. Dieser zeigt Ansichten von Gebäuden, wie sie früher waren und was sie heute sind. Es werden Geschichten erzählt etwa von der Feuerwehr und deren Einsätzen und es gibt Blicke auf den Neckar einst und heute. Auch der Daimler-Turm im Kurpark ist dabei im Visier der Historiker gewesen. Das Titelblatt schmückt der Neckar, eine historische Ansicht mit dem Ausflugsboot „Emden“ nahe der Rosensteinbrücke im Jahr 1936. Es handelte sich um ein Schiff der Stuttgarter Straßenbahnen AG, die 1935 begann, zwischen der König-Karls-Brücke und dem Max-Eyth-See Ausflugsboote einzusetzen. Im Hintergrund ist die Altstadt Bad Cannstatts zu sehen mit dem Stadtkirchenturm und dem Turm des Rathauses. Den Ausflugsbetrieb gab es den Historikern zufolge bis 1942. Ab 1957 begann die Neckar-Personen-Schifffahrt Berta Epple mit dem Aufbau ihrer Weißen Flotte. Der Neckar wurde ab den späten 1920er Jahren einer umfangreichen Regulierung unterzogen, aus Gründen des Hochwasserschutzes und des Ausbaus der Neckarschifffahrt. Das Neckarbett wurde begradigt und vertieft. Mauern und Dämme errichtet. Die Berger Insel verschwand. Brückenneubauten wurden erforderlich. So wurde 1923 das neue Wehr mit seinem Kraftwerk fertiggestellt. Über dies alles und noch viel mehr informieren Olaf Schulze und Matthias Busch von Pro Alt-Cannstatt in dem Kalender. So gibt es beispielsweise die Ansicht einer Postkarte aus dem Jahr 1929, aufgenommen aus einem Haus Ecke Obere Waiblinger Straße und Dilleniusstraße. Zu sehen ist die Trasse der Remstalbahn, die dort 1861 angelegt wurde. Im Vordergrund ist der erste Bau des Krankenhauses Cannstatt zu sehen, der im September 1881 eröffnet worden ist. Die Klinik mit zunächst 80 Betten wurde von Professor Theodor Veiel (1848-1923) geleitet.

Auch Feuerwehrgeschichte gibt es zu sehen mit einem Bild von der Wilhelmsschule, Wilhelmstraße 28a, bei dem Feuerwehrleute eine Übung machten aus dem Jahr 1914, dort, wo heute die Brunnen-Realschule steht. Eindrücklich ist auch die Olgastraße, die heute Nauheimer Straße heißt, von der Waiblinger Straße aus gesehen, die an den Veielschen Garten angrenzt. Eine Postkarte von 1916 erzählt die Geschichte von damals: In einem Haus hat der damals 33-jährige Alfred Kärcher ein Unternehmen für die Produktion von Salzbadöfen zum Anlassen von Stahl und Härten von Leichtmetall in der Industrie 1935 gegründet. 1939 zog er nach Winnenden aus Platzgründen, wo sich der Stammsitz des nun auf Reinigungsgeräte spezialisierten Weltunternehmens noch heute befindet. Schulze und Busch haben viele historische Kostbarkeiten herausgefunden. Den historischen Kalender gibt es bei der Buchhandlung Wagner, beim Glaszauber am Markt, beim Stadtmuseum Bad Cannstatt. Er kostet 18,90 Euro.