Römersäule im Felgerhof. Foto: Iris Frey - Iris Frey

Im Felgerhof stehen Römersäulen aus Beton. Sie erinnern beispielsweise an Wegstreckenangaben an den Fernstraßen der Römer und heben den besonderen Kastellort Cannstatt hervor.

Bad CannstattIn Bad Cannstatt gibt es neu geschaffene römische Erinnerungsstätten. Der ein oder andere bemerkt sie beim Vorbeigehen, weiß aber nicht, um was es sich handelt. Jedes Monument hat seine Geschichte. Eberhard Köngeter hat sich in seinem Buch „Cannstatter Geschichts-Breggala“ mit den Erinnerungsstätten befasst, die in den letzten Jahren in privater Initiative im öffentlichen Raum entstanden sind. Wir stellen hier ausgewählte Orte vor. Heute: Die Römersäulen im Felgerhof.

Diese Römersäulen sind stilisiert und wurden von 1999 bis 2002 aufgestellt, also zeitgleich mit der Neubebauung des Wohn- und Geschäftshaus-Ensembles im Felgerhof. „Die Säulen lehnen sich in ihrem Aussehen und ihrer Größe an die antik-römischen Leugensteine an“, weiß Köngeter. Die Römer haben solche Säulen in regelmäßigen Abständen als Wegstreckenangaben entlang ihrer Fernstraßen aufgebaut. Leugen sind antike Längenmaßeinheiten. Die Betonsäule vor dem Gebäude in der Badergasse 8 soll an die 500 Mann starke Reiterbesatzung am Kastellstandort Cannstatt erinnern, der so genannten „Ala I Scubulorum“. Näheres hat dazu Dieter Kapff herausgefunden. Er nimmt an, dass die Reitereinheit zwischen 500 und 1000 Reit- und Ersatzpferde besessen habe. Er geht von einem Militärgestüt aus, welches als kaiserliche Domäne zwischen dem heutigen Stuttgarter Hauptbahnhof und dem Neckartal aus, sich befunden hat. Das würde auch erklären, dass „das große lang gestreckte Gebäude über die Römerzeit hinaus unter den alamannischen wie den mittelalterlichen Herren bis weit in die Neuzeit hin ungeschmälert in herrschaftlicher Hand blieb und nicht zersiedelt wurde.“

Auf der anderen Betonsäule vor dem Haus Felgergasse 5 sind beispielhaft einige Kastellorte zu finden am obergermanisch-rätischen Limes aus seiner vorletzten Ausbauphase aus den Jahren 90 bis 115 nach Christus. Es beginnt im Norden mit Seligenstadt am Main und endet im Osten mit Pförring an der Donau. Diese Säule soll an den Kastellort in Bad Cannstatt als Teil des obergermanisch-rätischen Limes erinnern.

Weitere Informationen für Interessierte gibt es in „Gschichts-Breggala“ – Vergessene Geschichte und Geschichten wieder hervorgeholt, herausgegeben von Eberhard Köngeter, ISBN 978-3-00-044437-1, 27,80 Euro, 251 Seiten.