Sigfried Baumann im lockeren Gespräch mit Sandy Mölling. Foto: Steegmüller - Steegmüller

Nach zehn Jahren in der Musicalbranche entwickelt man ein natürliches Gespür, sich in die jeweilige Rolle hineinzufinden. Das sagt Sandy Mölling, die noch bis Sonntag in der Titelrolle der Päpstin auf der Bühne des Stuttgarter Theaterhauses steht.

Bad CannstattNach zehn Jahren in der Musicalbranche entwickelt man ein natürliches Gespür, sich in die jeweilige Rolle hineinzufinden.“ Das sagt Sandy Mölling, die noch bis Sonntag in der Titelrolle der Päpstin auf der Bühne des Stuttgarter Theaterhauses steht.

„Als die Anfrage kam, habe ich keine Sekunde gezögert, weil mich der Charakter und die Willensstärke der Johanna gereizt haben.“ Die Romanvorlage der US-Schriftstellerin Donna W. Cross hat sie als Einstimmung auf die Rolle nicht gelesen. „Aber ich hole das nach.“ In der Tat ist die Rolle der Johanna eine anspruchsvolle, was sowohl das Stimmliche als auch das Schauspielerische anbetrifft. „Ich habe immer nur Rollen angenommen, die mich gereizt haben, ich brauchte dazu ein gewisses Kribbeln in den Fingern. Da sie sich selbst als starke Frau sieht, konnte sie in die Rolle der Päpstin auch eigene Wesenszüge mit einbringen. „Auch meine Mama und meine Oma waren starke Frauen.“ Mit „Der Päpstin“ macht sie sich selbst sozusagen das Jubiläumsgeschenk. Denn in zehn Jahren hat sie schon viele Rollen in Musicals verkörpert. Als ehemaliges „No Angels“-Mitglied hatte sie sich ab 2004 auf ihre Solokarriere konzentriert. In vielen Sparten der Musik- und Medienbranche fühlt sie Sandy inzwischen zuhause.

Angefangen hat im Musical-Bereich alles 2010 mit „Vom Geist der Weihnacht“, in Köln, München und Frankfurt stand sie da in der Titelrolle auf der Bühne. „My fair Lady“, „Chicago“ und „Joseph“ gehörten unter anderem zu ihren Musical-Stationen. So einfach war das nicht immer mit der Karriere in Deutschland, zumal Sandy ihren Lebensmittelpunkt in Los Angeles hat. „Ich fühle mit da mit meiner Familie sehr wohl, es war der richtige Schritt.“

Ihr vierjähriger Sohn begleitet die Mama während des Stuttgarter Gastspiels. Mit ihm war sie schon im Höhenpark Killesberg und in der Wilhelma. „Sonst habe ich von Stuttgart leider nicht sehr viel gesehen, mein Engagement als Päpstin war sehr zeitintensiv.“ Der ältere Sohn blieb in Amerika. „Der ist mit seinen zehn Jahren schon sehr selbstständig. Ich glaube er vermisst mich weniger, als ich ihn.“ Immerhin ist Sandy bereits seit sechs Monaten von zuhause weg. „Wenn ich jetzt wieder nach L.A. zurückkehre, will ich mich intensiv auf das Schauspiel konzentrieren“. Jetzt bei der Päpstin traf sie auch wieder auf ihren Kollegen Chris Murray, mit dem sie schon früher gemeinsam, auf der Bühne gestanden hat.

Dauert es sehr lange, bis aus Sandy Mölling die Päpstin wird? „Die Verwandlung geht inzwischen relativ rasch ebenso die mentale Vorbereitung. Irgendwo reflektiere ich in der Rolle auch immer ein wenig den jeweiligen Tagesverlauf, der hinter mir liegt. Und: „Man muss nicht zu Tode betrübt sein, um eine tiefsinnige Rolle zu spielen.“ Im Gespräch gibt sich, die 38-Jährige absolut locker, nur als der brennende Regenwald im Amazonasgebiet zum Thema wird, wirkt sie nachdenklich und besonders engagiert. „Der Materialismus wird leider heute gerne über das Wohlergehen von uns allen gestellt“. Spontan hat sie sich zu einer Spendenaktion für den brennenden Regenwald entschlossen. „Die Besucher unserer Vorstellungen geben da gerne etwas.“ Am Ende des Stuttgarter Gastspiels will sie das gesammelte Geld an die beiden Organisationen „Rainforst-Alliance“ und „Amazonwatch“ übergeben. Seit 2019 ist Sandy auch Botschafterin eines Kinderhospizes. „Ich finde es schön, wenn man seinen Prominentenstatus einsetzen kann, um anderen zu helfen. Eben ganz so wie die Päpstin Johanna.“

Am Freitag und Samstag (jeweils 19.30 Uhr) und am Sonntag um 15 Uhr ist Sandy Mölling noch als Päpstin im Theaterhaus, Siemensstraße 11, zu sehen.