Die Klasse 6a ist ein eingespieltes Team. Jeden Morgen holen sie frisches Obst aus dem Lager und schneiden es für das gemeinsame Frühstück. Foto: Gökalp Quelle: Unbekannt

Das Frühstück ist die wichtigste Mahlzeit des Tages. Diesen Grundsatz hat sich die Jahn-Realschule zu Herzen genommen und bietet seit einem Jahr jeden Morgen ein gemeinsames Essen an. Die EU bezuschusst die Aktion mit monatlich 500 Euro. Doch ab nächstem Jahr bleibt die Finanzspritze für die wöchentliche Obstkiste aus. Lehrer Rüdiger Schillinger macht sich daher auf Sponsorensuche.

Von Erdem Gökalp

Die Klasse 6a sitzt pünktlich um 8.15 Uhr im Sitzkreis. Teller mit geschnittenem Obst und frische Brötchen werden herumgereicht. Die Schüler sprechen nebenbei ihre alltäglichen Anliegen durch, während Klassenlehrer Rüdiger Schillinger die Runde moderiert. Sei es der bevorstehende Wandertag oder die Bestimmung des Frühstücksdienstes. Dieser bereitet dann am nächsten Tag das Obst vor. Ob sich dieses morgendliche Ritual auch 2018 wiederholt, steht noch in den Sternen. Die Gelder wurden gestrichen.

Bisher wurde die Mahlzeit durch EU-Mittel finanziert. Im Rahmen des sogenannten Schulobst- und Gemüseprogramms stand dem Land Baden-Württemberg für das Schuljahr 2016/2017 der Betrag von 7,5 Millionen Euro zur Verfügung. Seitdem wird auch in die Jahn-Realschule wöchentlich eine Kiste mit Obst geliefert, das überwiegend aus lokalem Anbau stammt. Alle Klassen bis zur Stufe zehn konnten sich dafür anmelden, doch ab nächstem Jahr können das nur noch die Grundschulen.

Das ist ein herber Rückschlag für Klassenlehrer Schillinger. „Viele Schüler kommen nach wie vor ohne Frühstück in die Schule“, sagt er. Einige kommen aus zerrütteten Verhältnissen oder haben schlichtweg nicht genug Geld, um sich das Essen zu finanzieren. „Bad Cannstatt ist nun mal ein sozialer Brennpunkt“, sagt er. Das Frühstücken findet morgens in der sogenannten Flexstunde statt. Den Schülern steht es in dieser Zeit frei, schon eine Stunde vor Unterrichtsbeginn zu kommen, um so entspannter in den Schulalltag zu starten. „Sicher besser, als wenn 500 Schüler auf einmal in das Gebäude stürmen“, sagt Schillinger.

Das gemeinsame Ritual helfe zudem, eine gesunde Ernährung in den Alltag der Schüler zu integrieren. „Damit wir auch weiterhin gemeinsam frühstücken können, brauchen wir Sponsoren“, sagt der Klassenlehrer. Er hat schon bei einigen größeren Unternehmen angefragt, doch bisher nur mit mäßigem Erfolg. Jetzt hofft er in Zukunft, insbesondere von Eltern unterstützt zu werden.

Wer der Jahn-Realschule als Sponsor aushelfen möchte, kann sich mit einer Email - jahn-realschule@stuttgart.de - an die Schule wenden.