Bad Cannstatt Letztes Jahr hat sie im Musical „Mary Poppins“ im Stage-Apollo-Theater in Möhringen mitgespielt, jetzt ist zum zweiten Mal ein Musical-Traum für Lotta Stauß in Erfüllung gegangen: Sie tritt im Wizemann-Areal im Musical „Annie“ auf. Darin verkörpert sie das zwölfjährige Waisenkind Pepper und darf dabei auch mal „sehr frech pessimistisch, missgelaunt und nicht sehr sensibel sein“. Sie lebt mit acht anderen Kindern im Waisenhaus, inklusive Annie.
Im Wizemann-Areal probt sie derzeit mit den anderen Akteuren. Beim Treffen vor Ort sieht sie in der großen Halle erstmals die große Bühne mit den Original-Requisiten, auf der sie auftritt und ist begeistert. Ihre Augen leuchten, während auf der Bühne viele Akteure singen und agieren. „Ich überlege mir schon, wo ich stehe und wie ich da die Treppe hochlaufe“, sagt sie. Ein achtzigköpfiges Team ist bei der Aufführung im Wizemann im Einsatz, darunter 50 Kinder.
Bei der Premiere am 20. September wird die Aufregung groß sein. „Das Lampenfieber verschwindet, wenn ich fünf Minuten auf der Bühne stehe.“ Zum neuen Engagement kam sie über ihre Cousine: „Sie hatte eine Anzeige im Internet gelesen, dass für das Musical ‚Annie’ gecastet wird. Sie dachte gleich an mich, da sie Jungs und Mädchen in meinem Alter suchten und meine Cousine ja weiß, wie gerne ich auf der Bühne spiele. Ich war gleich begeistert. Das erste Casting fand im vergangenen Februar im Gerber statt und das Finale in der Stage Academy in Vaihingen. Natürlich war das alles sehr aufregend. Letztendlich bekam ich dann eine E-Mail, dass ich im Musical mitwirken darf – ich war einfach nur glücklich.“
Es ist das zweite professionelle Musical, in dem sie mitspielt. Als Kind hat sie schon sehr oft in Kindermusicals der Gemeinde agiert. Geprobt wird seit Februar, am Anfang ein- bis zweimal die Woche. In den letzten Wochen hat sie sogar an sechs Tagen die Woche geprobt, wie sie berichtet.
Das Stück spielt im Jahr 1930. Annie ist ein elfjähriges Mädchen und lebt in New York im Waisenhaus. Annie glaubt fest daran, dass ihre Eltern irgendwann kommen und sie zu sich holen werden. Sie versucht, der grausamen Heimleiterin Miss Hannigan zu entkommen und startet eine Flucht, die misslingt. Eines Tages möchte der Milliardär, Oliver Warbucks, gespielt von Uwe Kröger respektive Kevin Tarte, dass ein Waisenkind das Weihnachtsfest bei ihm verbringt. Annie wird ausgewählt. Sie beginnt das luxuriöse Leben zu genießen. Sie sucht aber nach wie vor ihre Eltern. Mister Warbucks unterstützt sie dabei und lobt eine hohe Prämie als Finderlohn aus. Die arglistige Heimleiterin heckt daraufhin einen hinterhältigen Plan aus.
Lotta ist zunehmend begeistert vom Musical: „Mein Part ist es, zu Singen, zu Tanzen und zu Schauspielern - diese Kombination ist genau das Spannende beim Musical.“ Ihr gefällt besonders das Steppen. Das hat sie zufällig schon gelernt, bevor sie für „Annie“ engagiert wurde. Nach den Musical-Auftritten bei Mary Poppins begann Lotta bei der New York City Dance School mit Stepp-Unterricht. „Ich dachte zuerst nicht, dass steppen so anspruchsvoll und vielseitig ist. Aber mittlerweile bin ich davon so begeistert, dass meine Füße selbst im „normalen“ Leben manchmal von alleine umhersteppen.“
Ihre Rolle als Waisenkind Pepper sei sehr spannend, „weil Pepper zwei Seiten hat, die weiche, empfindliche, die sie eigentlich verbergen möchte und daher zeigt sie sich meist schroff und ist eigentlich gegen alles. Beides gleichzeitig rüberzubringen ist anspruchsvoll und macht mir Spaß.“ Das Singen an sich fällt ihr leicht. Die Lieder werden auf Deutsch gesungen und sie findet alle „richtig toll“. Wie oft sie auftritt, weiß sie noch nicht genau. Die Show läuft bis in den März im Wizemann. Die Auftrittstermine werden immer vier Wochen im Voraus bestimmt. In den ersten Wochen darf sie sieben Mal auf die Bühne. „Ich darf die Premiere in Stuttgart und in Düsseldorf spielen. Das ist für mich schon etwas Besonderes.“ Dass sie mit Größen wie Kevin Tarte und Uwe Kröger auf der Bühne stehen wird, empfindet sie als „eine Ehre. Man merkt, wie erfahren und ideenreich sie auf der Bühne sind. Es sind absolute Vorbilder, weil sie so viel erreicht haben. Ihr Schauspieltalent beeindruckt mich und dabei sind sie überhaupt nicht überheblich.“ Lotta gefällt es, dass die Kinder im Musical beim Proben so wahrgenommen werden wie die Erwachsenendarsteller, total professionell.
Schule und Musical-Arbeit zu vereinen, schafft sie gut: „In der Schule muss ich alles sehr gut organisieren und meinen Wochenplan gut überlegen, wann ich was zu erledigen habe. Und auf manche Freizeitaktivitäten muss ich schon verzichten - sonst geht es nicht.“ Wenn sie am 20. September bei der Premiere in Bad Cannstatt, ihrem Wohnort auftritt, tut sie das mit einem besonderen Gefühl: „Ich freue mich sehr und bin sehr glücklich, dass ich dafür ausgewählt wurde. Irgendwie bin ich stolz, dass das Wizemann direkt bei uns um die Ecke ist und ich dort auftreten darf. Viele Nachbarn und meine Mitschüler werden vorbei kommen, das ist schon etwas besonderes.“
Zum Üben notiert sie sich Szenen in Stichworten während der Proben. Auch steppt sie zu Hause, damit sie nicht mehr an die Choreografie denken muss. „Damit das Parkett geschont wird, muss ich zwei Bretter in meinem Zimmer auslegen. Das ist zwar klein, aber das geht schon“. Wenn Mitschüler oder Lehrer die Aufführung besuchen, was sie sehr hofft, dann weiß sie: „Das war beim letzten Mal eine meiner aufregendsten Shows.“ Ihr Engagement geht bis zum März nächsten Jahres. Noch immer hat sie vor, beruflich in diese Richtung zu gehen. Die Begeisterung ist ihr anzumerken, wenn sie den Mitspielern beim Proben auf der Bühne zusieht.