Die rund 3,9 Tonnen schwere Glocke hängt erfolgreich am Haken vor dem Turmuhrenmagazin und wird dann vorsichtig auf den neuen Bestimmungsort neben der Glocke „Hoffnung“ abgeladen und aufgestellt. Foto: Iris Frey - Iris Frey

Das Turmuhrenmagazin hat einen Neuzugang vor dem Gebäude erhalten: Eine 3,9 Tonnen schwere Glocke. Sie stammt aus der Lutherkirche in Fellbach und wurde von einem Schrottplatz gerettet.

SteinhaldenfeldDie Freude war groß bei Hans Peter Kuban, dem Leiter des Turmuhrenmagazins: Sein tonnenschwerer Neuzugang hat kürzlich sicher und unfallfrei wieder festen Boden erreicht: Die 3,9 Tonnen schwere Gußstahlglocke namens „Glaube“ war mithilfe eines tonnenschweren Baggers sicher vor das Magazin in der Straße „Im Haiger“ Ecke Kolpingstraße abgesetzt worden.

„Es ist vollbracht“, sagte Kuban und atmete auf. Schlaflose Nächte lagen hinter ihm, bis dieser besondere Wunschtraum von ihm nun Wirklichkeit wurde und die historische Glocke einen besonderen Platz gefunden hat. Alles hat reibungslos geklappt: Der rund 250 Kilo schwere Klöppel der Glocke ist am Magazin aufgehängt und der „Glaube“ steht neben der „Hoffnung“, einer rund 500 Kilogramm schweren Gußstahlglocke aus Thüringen von 1955. Dazu ist nun das Schwergewicht „Glaube“ gekommen, eine Stahlglocke mit besonderer Geschichte. Sie ist nun ein Denkmal.

Es handelt sich dabei um die verschollene Gußstahlglocke namens „Glaube“ aus der Bochumer Hütte BVG, dem Bochumer Verein für Bergbau und Gussstahlfabrikation, der einst 1842 gegründet wurde. Es ist die älteste Gußstahlglocken-Fabrik, die den Stahlformguss 1851 erfunden hat, wie Kuban berichtet. Doch diese Produktion gebe es nicht mehr. „Diese Art Glocke ist ausgestorben“, so der Magazinchef. Die Firma gebe es nicht mehr. Deshalb sei sie ein herausragendes Beispiel. Und mit Blick auf sein Magazin: Turmuhren und Glocken seien verwandt. So werden Glocken auch als Stundenglocken verwendet.

Die Glocke „Glaube“ war ehemals im Kirchturm der Lutherkirche in Fellbach aufgehängt. Sie wurde jetzt wiederentdeckt. 1949 wurde sie als Ersatz für Kriegsmetall gegossen und hat einen Durchmesser von 191 Zentimetern. Sie hat die Tonhöhe C1, Nr. 1906. Sie wurde gegossen mit zwei Schwestern, der Glocke „Liebe“ (Ton G1, 1949), die im Jahr 2000 abgenommen wurde und ein Gesamtgewicht von 1150 Kilo hat sowie der Glocke „Hoffnung“ (Ton F1, Nr. 752), die ebenfalls im Jahr 2000 abgenommen wurde und 1721 Kilo wiegt. Die Glocke „Liebe“ sei eine Stifterglocke und noch vor dem Turm der Fellbacher Lutherkirche zu sehen.

Die Glocke „Glaube“ ereilte ein anderes Schicksal: Im Jahr 1993 durfte die Guß-Stahlglocke „Glaube“ an der Lutherkirche nicht mehr geläutet werden, erklärt Kuban. Der Grund: Am gekröpften Joch sei ein Riss entdeckt worden. Es habe der Absturz der 3,9 Tonnen schweren Glocke gedroht. Sie sei 1996 abgenommen worden. „Ab da verlor sich der Standort“, so Kuban. Die Herstellung der BVG-Glockenproduktion wurde 1970 eingestellt.

Ein Schrotthändler in Welzheim hatte 1996 die Glocke nach der Abnahme übernommen. „Vor sieben Jahren habe ich diese dort entdeckt und da wurde in mir der Wunsch wahr, diese Glocke nach Bad Cannstatt zu holen, um diese als Denkmal aufzustellen“, berichtet Kuban und zeigt ein Schneebild mit der Glocke auf dem Schrottplatz. Und die Installation treffe sich in diesem Jahr zu einem besonderen Anlass, denn die Lutherkiche in Fellbach feiere das 500-jährige Bestehen des Turms. Jetzt konnte die Glocke „Glaube“ mit einem Spezialtransport vor das Turmuhrenarchiv gesetzt werden. „Für den Transport und das Sandstrahlen hat die Firma Bay aus Esslingen mich unterstützt und beim Aufstellen vor Ort die Firma Erich Schoch Bauunternehmung“, so Kuban. Ohne diese Unterstützung hätte es nicht geklappt. Reibungslos konnte nun dieser Tage das schwere Denkmal vom 7,5 Tonnen schweren Lastwagen gehoben und an die neue Stelle gesetzt werden.