Hans-Peter Ritter von der Mobilen Jugendarbeit zeigt Bürgermeister Werner Wölfle, Staatssekretärin Katrin Schütz und SWSG-Geschäftsführer Samir Sidgi (von links) Taschen, die in den neuen Räumen ausgestellt sind. Foto: Steegmüller - Steegmüller

Die Stadt, das Land und der Bund haben in den vergangenen zehn Jahren viel Geld in den Hallschlag gesteckt. Mit Erfolg: Der schlechte Ruf des ehemaligen Problembezirks ist längst Geschichte.

HallschlagAls Werner Wölfle 1982 als Jugendarbeiter in Stuttgart unterwegs war, hätte er sich nie vorstellen können, welche Entwicklung der Stadtteil Hallschlag erfahren wird. „Beeindruckend“, lautete am Dienstag das Urteil des heutigen Sozialbürgermeisters nach einem Rundgang durch die neuen Räume der Mobilen Jugendarbeit an der Rostocker Straße. „Endlich ist alles unter einem Dach.“ Hier könne wirklich Präventionsarbeit geleistet werden. In den 80er-Jahren sei daran nicht zu denken gewesen. „Damals haben Jugendliche und auch Erwachsene verheimlicht, dass sie aus dem Hallschlag kommen.“ Bei Bewerbungen sei es noch viele Jahre später ein K.-o.-Kriterium gewesen, wenn man eine Adresse wie die Rostocker Straße angegeben hat.

Die Zeiten seien längst vorbei, bestätigt auch Samir Sidgi, der Geschäftsführer der Stuttgarter Wohnungs- und Städtebaugesellschaft (SWSG), die rund 1800 von 2000 Einheiten im Hallschlag betreut. Mittlerweile ist mehr als die Hälfte des Bestandes erneuert, knapp 90 Millionen Euro wurden investiert. „Wenn wir früher im Hallschlag Wohnungen sanierten, haben viele Mieter die Chance genutzt und sind in einen anderen Stadtteil umgezogen.“ Seit 2010 könne er jedoch eine andere Entwicklung feststellen. „Die Leute bleiben, trotz vergleichbaren Angeboten in anderen Stadtteilen, hier. Was im Hallschlag passiert, ist eine Erfolgsgeschichte.“

Aus Sicht von Staatssekretärin Katrin Schütz „ist der „Hallschlag ein hervorragendes Beispiel dafür, wie erfolgreich unsere Finanzhilfen wirken.“ Zahlreiche Wohnungen seien modernisiert oder neu gebaut worden, eine Spielstraße und verkehrsberuhigte Bereiche entstanden. Mit rund 9,58 Millionen Euro aus dem Bund-Länder-Programm „Soziale Stadt“ sei aus dem Hallschlag ein lebendiges und attraktives Wohnquartier geworden. „Ein Viertel, in dem Bewohnerinnen und Bewohner verschiedenen Alters und unterschiedlicher Herkunft gut zusammenleben.“ Auch Bürgermeister Wölfle lobte das finanzielle Engagement von Bund und Land. „Im Hallschlag hat sich in den vergangenen zehn Jahren unglaublich viel bewegt.“

Zugleich betonte er, dass man nicht nur das gut angelegte Geld braucht, sondern auch die richtigen Leute, die „das gesamte Quartier“ angepackt haben. „Gute Menschen mit guten Ideen.“ Wie die Mitarbeiter des Amtes für Stadtplanung und Stadterneuerung, die bei der Umsetzung von Maßnahmen, die Bürger mitgenommen hätten. „Andere Baustellen in Stuttgart gehen wir ähnlich an.“ Der SWSG sei es gelungen, eine gute Mischung hinzubekommen, so Wölfle. „Es besteht keine Verdrängung, sondern es wurde sensibel vorgegangen. „Wir sind jedoch noch nicht am Ende.“ Noch immer würden im Hallschlag mehr Hartz-4-Empfänger und mehr Menschen mit Migrationshintergrund als in anderen Vierteln leben. „Die Durchmischung geht aber weiter.“

Eine bedeutende Rolle, um die Integration und den sozialen Zusammenhalt zu fördern, spiele die Mobile Jugendarbeit Hallschlag, fügte Schütz hinzu. Dem ist sich auch Heinz Gerstlauer, Vorstandsvorsitzender der Evangelischen Gesellschaft Stuttgart (eva), bewusst. Die neuen Räume, die in den kommenden Tagen Stück für Stück bezogen werden, seien ein Quantensprung. „Seit 38 Jahren wirkt die Mobile Jugendarbeit im Quartier, nun hat sie eine Bleibe für eine gute Zukunft. “ Aus bisher zwei Standorten werde das Angebot auf rund 280 Quadratmetern nun zusammengezogen. 80 Prozent – rund 477 000 Euro – des Umbaus der ehemaligen Bäckerei am Hattinger Platz stammen aus Bundesmitteln, genauer gesagt aus dem neuen Förderprogramm „Soziale Integration im Quartier (SIQ)“. Weitere zehn Prozent stellt das Land bereit, den Rest finanziert die Stadt.

Die Mobile Jugendarbeit befindet sich nun direkt unter dem SWSG-Kundencenter. Samir Sidgi schätzt die Einrichtung, die von der eva, Caritas und der evangelischen und katholischen Kirchengemeinden getragen wird, nicht nur als Vermieter. Er würdigt auch den Beitrag, den sie bei der Revitalisierung des Hallschlags geleistet hat.