Die Teilnehmer der Neckarfreude-Aktion gestern Nachmittag im Wasser unter dem Mühlsteg. Foto: Iris Frey - Iris Frey

Seit Jahren setzt sich das Bündnis „Neckarfreude für Stuttgart“ für einen sauberen Fluss ein. Demonstrativ gingen sie gestern am Cannstatter Mühlsteg baden.

Bad CannstattDas überparteiliche Bündnis „Mehr Neckarfreude für Stuttgart“ kämpft für einen sauberen Fluss, in dem jeder schwimmen gehen kann. Den Akteuren geht es um mehr Neckarerlebnis. Eben darum, die Schönheit der Landschaft zu würdigen, beschrieb die Mit-Initiatorin Marion Heck das Ziel der Aktion. Und so stieg sie am Sonntagnachmittag bei kurzzeitigem Sonnenschein mit einigen Mitstreitern beim Mühlsteg ins Wasser zum zweiten Bad Cannstatter Neckarschwimmen.

Schon im Jahr 2017 waren die Neckarschwimmer dort demonstrativ baden gegangen: Die Stadt, so lautet ihre Forderung, soll entsprechende Maßnahmen zur Verbesserung der Wasserqualität ergreifen. „Wir wollen am Thema dranbleiben“, betonte Marion Heck und spielte damit auf die derzeitige Diskussion an, die durch die Ablehnung der Surfwelle in Untertürkheim ins Rollen gekommen ist.

„Wir möchten erreichen, dass die Stadt daran arbeitet, dass der Neckar ein Badegewässer wird“, erklärte Marin Heck. Früher sei das Neckarschwimmen ein Großereignis in Bad Cannstatt gewesen, hat sie sich vom örtlichen Schwimmverein berichten und auf Fotos zeigen lassen. „Warum soll das heute nicht mehr gehen?“ So ging es hinein ins nasse Vergnügen – gerade einmal 19 Grad hatte der Neckar, schätzte Heck. Der jüngste Teilnehmer war der achtjährige Tobias.

Das Bündnis Neckarfreude will auf eine Ungereimtheit in der Argumentation der Verwaltung aufmerksam machen: „Baden ist verboten“, so Heck, „schwimmen indes nicht.“ Es gelte als lebenserhaltende Maßnahme. So müssten sich beispielsweise Ruderer und Paddler, falls sie kentern, ans Ufer retten können. Würde Baden im Neckar erlaubt, könnte das eine Entlastung für die übervollen Freibäder werden, meint Marion Heck. Auch am Hechtkopf beim Sicherheitshafen, wo die Stadt derzeit eine Freizeitfläche mit Stufen durch einen Umbau plant, könne sie sich einen Schwimmbereich vorstellen. Selbstredend befürworten die Neckarschwimmer auch die gewünschte Neckarwelle zum Surfen im Untertürkheimer Kraftwerkskanal. Deren Realisierung lehnt die Stadt mit Verweis auf die unzureichende Neckarwasserqualität ab. Wie berichtet, führt sie gesundheitliche Bedenken an.

Unter den Schwimmern waren auch Grünen-Stadtrat Björn Peterhoff und Grünen-Bezirksbeirat Ulrich Schollmeier. Sie stiegen bedenkenlos in die Fluten: „In Remseck gehen die Leute auch ins Neckarwasser.“ Grünen-Bezirksbeirat Peter Mielert begrüßte als Zuschauer die Aktion. „Ich habe den Neckar als Badegewässer in den Vorprojekten der Internationalen Bauausstellung (IBA) vorgeschlagen.“

Nach gut zehn Minuten stiegen die Schwimmer wieder aus dem Wasser – fit und fröhlich. Beatrix Franßen sagte lächelnd: „Ich fand es wunderschön. In Heidelberg, wo ich aufgewachsen bin, darf man im Neckar schwimmen.“ Marion Heck stellte fest: „Es macht einfach glücklich, im Neckar zu schwimmen.“