Das WM-Maskottchen Runny war 1993 allgegenwärtig. Foto: Archiv - Archiv

Die Leichtathletik-Weltmeisterschaft 1993 in Stuttgart ging in die Geschichte ein.

Bad CannstattDer Satz von Primo Nebiolo bleibt unvergessen. „Be happy und pay the deficit“, sagte der Chef des Leichtathletik-Weltverbandes IAAF zu den Diskussionen um das finanzielle Minus, das die Leichtathletik-Weltmeisterschaften 1993 in Stuttgart einbrachten. „Seid fröhlich und bezahlt das Defizit.“ Schließlich hat das Spektakel die Landeshauptstadt tagelang in die Schlagzeilen gebracht. Bis auf das Minus von 5,88 Millionen D-Mark (etwa drei Millionen Euro), für das die Steuerzahler aufkommen mussten, gab es sehr nämlich viel Positives. Die Weltmeisterschaft wurde von insgesamt 585 000 Zuschauern besucht – die höchste je erreichte Zuschauerzahl bei Leichtathletik-Weltmeisterschaften. Für „das große Zuschauerinteresse, die Fachkunde und Begeisterung des Publikums“ wurden die Besucher der Weltmeisterschaften mit dem Fairplay-Preis der UNESCO ausgezeichnet. Nicht nur die Sportler aus dem Gastgeberland wurden angefeuert wie bei vielen folgenden Weltmeisterschaften. Jeder Starter erntete Respekt und Beifall von den Rängen. La Ola ging unzählige Male durch die Reihen der Zuschauer.

Kurz vor der Veranstaltung sorgte ein Bericht im Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ für Aufregung. Es wurde berichtet, die Staatsanwaltschaft ermittle gegen Chef-Organisator Rainer Vögele wegen Untreue. Doch dies beeinträchtigte die gute Stimmung während er WM genauso wenig, wie die Generalprobe am 1. August, die einige Schwächen aufzeigte. Ein Wasserfall stürzte vom Stadiondach. Die Mängel wurden rechtzeitig behoben.

Die Leichtathletik-WM, zu deren Eröffnung Chuck Berry auftrat, der Liza Minelli ersetzte, die abgesagt hatte, verlief reibungslos. Sie ging als WM der Rekorde in die Geschichte ein. Nicht nur beim Zuschauerzuspruch. Vier neue Weltrekorde wurden aufgestellt. 1689 Athleten aus 187 Ländern hatten teilgenommen. In der Innenstadt und auch in Bad Cannstatt wurde das Ereignis gewürdigt. Das WM-Maskottchen Runny war allgegenwärtig. Der Laufbahn im Stadion hatte es nichts genutzt. Am 8. Mai 2008 stimmte der Gemeinderat dem Umbau des Stadions in eine reine Fußball-Arena zu.

Das Athletendorf zur WM befand sich in der kurz zuvor geräumten Kaserne Nellingen Barracks in Ostfildern. Das Gelände wurde nach der Veranstaltung als neuer Stadtteil Scharnhauser Park umgewidmet. Die Weltmeisterschaften bewogen den VfB Stuttgart, seine im Jahr 1993 anstehenden Feierlichkeiten zum 100-jährigen Jubiläum größtenteils ins folgende Jahr zu verschieben.