Die Geothermieanlage im oberen Bereich liefert Wärme für die Wilhelma. Die Wärmetauscherleitungen werden in der Tunnelinnenschale verlegt. Quelle: Unbekannt

Von Edgar Rehberger

Er ist das Herzstück der Großbaustelle: der Rosensteintunnel. 1,3 Kilometer lang, bestehend aus zwei Röhren mit jeweils zwei Fahrspuren, die den Rosensteinpark und die Wilhelma unterqueren. Baustart war im April 2014. In drei Jahren sollen die Fahrzeuge - 55 000 pro Tag - den Rosensteintunnel nutzen können.

„Der Vortrieb ist abgeschlossen“, erläutert Gerd Schwertner vom Tiefbauamt. Das Licht an den Enden des Tunnels ist sichtbar. „Derzeit erfolgt der Ausbau der Innenschalen.“ Wobei in der Südröhre, der Verbindung vom Pragsattel zur Neckartalstraße, die Arbeiten weiter fortgeschritten sind. Rund um die Uhr, sieben Tage die Woche sind die Arbeiter zugange. Auch wenn der Rosensteintunnel in Betrieb geht, ist die Verkehrsmaßnahme noch nicht abgeschlossen. Denn die B 10/B 14-Verbindung mit der dritten Röhre wird nicht wie ursprünglich fertig sein (wir berichteten). Die Stadt hat bekanntlich den Vertrag mit Wolff & Müller wegen gravierender Verstöße gegen den Arbeitsschutz und Leistungsverweigerung gekündigt.

Die Entflechtung des Leuzeknotens, den täglich 170 000 Fahrzeuge passieren, und der Rosensteintunnel sollen eine wesentliche Verbesserung nicht nur für den Autoverkehr bringen. Durch den Rückbau der Verkehrsflächen in der Prag- und Neckartalstraße, die durch Grünflächen ersetzt werden, werden Anwohner entlastet, sie erhalten einen Zugang zum Neckar.

Das ist jedoch Zukunftsmusik. Derzeit beherrschen die Bauarbeiten die Neckartalstraße vor der Wilhelma. An der Stadtbahnhaltestelle, die sich seit einem Jahr unmittelbar vor dem Zugang zum zoologisch-botanischen Garten befindet, wird demnächst die gewünschte digitale Fahrgastinfo geben, die unter den Glasdächern angebracht wird. Probleme bleiben bei solchen Großprojekten nicht aus. Eines stellte das Grundwasser dar. Am Tunnelmund lag es 40 Zentimeter höher als erwartet. Da wegen der Stadtbahntrasse nach oben kein Spielraum war, musste der Untergrund aufwendig abgedichtet werden. Wegen unerwarteter geologischer Formationen mussten kurzzeitig 3000 Quadratmeter des Rosensteinparks gesperrt und der Parksee abgepumpt werden.

Derzeit arbeiten sich die Gewölbeschalwagen sukzessive durch die beiden Röhren, bringen die Stahlbetonschale an. „Die Bewehrung der Gewölbe erfolgt blockweise“, beschreibt Schwertner. Alle 160 Meter finden sich sogenannte Querschläger, die die beiden Röhren miteinander befinden.

Eine Besonderheit stellt die Geothermieanlage im oberen Bereich des Rosensteintunnels dar. Die erforderliche Betriebstechnik produziert Abwärme, die abgeführt werden muss. Wärme im Tunnel, die durch den Fahrzeugverkehr entsteht, kann in den Wintermonaten energetisch genutzt werden. Die Erdwärme wird im Erdreich gespeichert und für die Wilhelma genutzt. Dafür werden Wärmetauscherleitungen in der Tunnelinnenschale verlegt, ähnlich einer Fußbodenheizung.

Das Interesse am Rosensteintunnel, von dem 750 Meter in bergmännischer und 550 Meter in offenerer Bauweise erstellt werden, ist groß. Die Infos auf der Homepage www.stuttgart.de/rosensteintunnel werden pro Monat 3000 Mal angeklickt. Der derzeitige Zugang zu den beiden Röhren ist durch 350 Meter Bauzaun geschützt. Um diesen zu verschönern, wurden Prof-Sprayer engagiert, die den Zaun entsprechend der Nachbarn unter anderem mit Wilhelmamotiven verzierten.

www.stuttgart.de/rosensteintunnel