Mehr Blüten und Bienenweiden in Stuttgart sollen die Tiere schützen. Foto: dpa - dpa

Bienen sind wichtig für unser Ökosystem. Seit Jahren stirbt jedoch ein Großteil der Bienen. Insektengifte, zu wenig Blühpflanzen und der Klimawandel machen ihnen zu schaffen. Um dieser Entwicklung entgegenzusteuern, will die Stadt mehr Blühstreifen, sogenannte Bienenweiden, anlegen. Für die Planung der neuen Flächen ist seit Herbst vergangenen Jahres die Landschaftsarchitektin Melanie Hartmann zuständig. Blühen kann es überall in der Stadt, auch an ungewöhnlichen Orten wie in Hinterhöfen oder auf Dächern.
Blüte ist nicht gleich Blüte
In Bad Cannstatt summt und brummt es derzeit in den Beeten und Wiesen vor dem Kursaal: violett strahlen die Blüten der Wiesenflockenblume und des Wiesenklees. Auch das ebenfalls in unterschiedlichen Violett-Farbtönen leuchtende argentinischen Eisenkraut und der Salbei bieten Wild- und Honigbienen Nektar und Pollen. Die meisten dieser Blüten bleiben noch bis im Herbst erhalten. Bereits abgemäht wurde dagegen der Blühstreifen am Kurpark hinter den Stadtbahngleisen. Dieser wurde im Frühjahr dieses Jahres angelegt, genau wie etwa 100 andere im gesamten Stadtgebiet, zum Beispiel an der Schillerschule oder im Veielschen Garten. Durch diese Flächen sollen mehr Nahrungsquellen für die Bienen geschaffen werden.
Doch Blüte ist nicht gleich Blüte: Es gibt auch Blumen, die für die Bienen nutzlos sind. Sogenannte gefüllte Blüten, wie sie etwa bei manchen speziell gezüchteten Dahlien- oder Rosenarten vorkommen. Bei diesen Pflanzen wurden die Blätter im Inneren der Blüte über die natürliche Anzahl hinaus vermehrt. Den Bienen bleibt deshalb der Zugang zu den Staubgefäßen und somit zu den Pollen verwehrt.
Auch wer vermeintlich Gutes tun will und sich fürs Hobbyimkern entscheidet, bewirkt zumindest in der Stadt das Gegenteil. „Die Honigbienen konkurrieren vor allem ab dem Spätsommer mit anderen Wildbienen um Pollen- und Nektarquellen“, sagt Hartmann. Und die sind in der Stadt bekanntlich begrenzt. Sie rät stattdessen, lieber für Blüten im Garten, auf dem Balkon oder auf der Fensterbank zu sorgen – und sei es nur mit einem Kräutertopf. Beispielsweise ist Pfefferminze relativ pflegeleicht und für halbschattige und feuchte Standorte geeignet. „Wichtig ist, dass der Kräutertopf nicht vollständig zurückgeschnitten wird und sich Blüten entwickeln können.“ Ebenfalls robust sind Majoran, Schnittlauch oder Katzenminze. Letzteres hält übrigens entgegen einem weit verbreiteten Irrglauben weder Katzen ab, noch lockt es die Tiere an. „Nur wenn man die Blätter zwischen den Fingern reibt und die ätherischen Öle frei werden, mögen das die Katzen.“ Außerdem rät Hartmann, Wiesen oder Blumenrasen für längere Zeit nicht zu mähen, denn so bleiben viele Blüten erhalten.
Wer ein Grundstück mit Obstbäumen bewirtschaftet, sollte versuchen, die Grünfläche möglichst bienenfreundlich zu gestalten. Das heißt, wenig mähen und Wildkräuter stehen lassen. „Die Früchte gedeihen nachweislich am besten, wenn sie häufig von Wildbienen bestäubt werden.“ Wenig nützlich für die Bienen ist es, Unkraut zu entfernen: Dadurch werden der Lebensraum der Insekten zerstört und Pollen- und Nektarquellen vernichtet. „Wichtig ist, dass man nicht alles sofort wegschneidet und die Pflanzen erst nach der Blüte entfernt.“
Schädlich für Bienen sind Pestizide. Denn manche der Mittel stören das Orientierungsvermögen und Gedächtnis der Tiere und schwächen ihr Immunsystem. Das führt dazu, dass sie nicht mehr zu ihrem Stock zurück finden. Außerdem werden die Bienen durch die Düngemittel anfälliger für Krankheiten, die zum Aussterben des ganzen Bienenvolkes führen können. Deshalb sollte auf giftige Pestizide verzichtet werden. Wer im Garten düngen will, kann Jauche aus Brennnesseln ansetzen: „Die stinkt zwar, wirkt für die Pflanzen aber wie eine Mineralkur und dient zur Abwehr von Schädlingen“, sagt Hartmann – oder sparsam Dünger einsetzen, der für den ökologischen Landbau geeignet ist.