Christoph Sonntag ist 2019 „wörldwaid“ unterwegs. Foto: Rehberger - Rehberger

Der Kabarettist will 2019 Schwaben in allen Kontinenten aufsuchen. Dabei stellt er auch sein neues Projekt „30“ vor, eine soziale Plattform, das Menschen in ihrer Umgebung vernetzt und Hilfe anbietet.

Bad CannstattChristoph Sonntag ist sich bewusst: „Ich weiß, es sind verrückte, größenwahnsinnige Pläne, aber wir versuchen es.“ 2019 hat der Cannstatter Kabarettist nämlich Großes vor. Baden-Württemberg ist ihm nicht genug, er macht jetzt auf „wörldwaid“, bereist die Welt und bringt Spaß auf alle Kontinente – mit einem philosophischen Überbau. „Viele wollen helfen, aber keine Verantwortung übernehmen“, hat Sonntag erkannt. Seine Lösung heißt „30 – die soziale Antwort auf Social Media“. Aus „Me first“ soll ein „We all“ werden, die Nachbarn sollen miteinander ins Gespräch kommen.

„Denn die wenigsten wissen doch, was ihr Nachbar macht.“ Sonntag fasst sich dabei auch an die eigene Nase. Der Kabarettist hatte einmal eine ältere Dame in seiner Nachbarschaft, mit der er gerne ins Gespräch gekommen wäre und bei Bedarf geholfen hätte. Dazu kam es aber nie. Das hat ihn nicht losgelassen. Ein zweiter Gedanke treibt ihn um. „In Kürze stecken wir mitten im System Industrie 4.0.“ Die in Zukunft freiwerdenden Arbeitskräfte – Maschinen übernehmen Dienste und Aufgaben – sollen daher zum Nutzen aller in gesellschaftliche Hilfe umgelenkt werden. Wie soll das gehen? Ganz einfach: 30 Minuten im Monat Gutes tun. Den Hund des Nachbarn ausführen, der Nachbarin die Getränkekisten in die Wohnung tragen, Einkäufe erledigen, aus einem Buch vorlesen ...

Über die soziale Plattform „30“ werden Menschen in ihrer Umgebung vernetzt und die Möglichkeit geschaffen, einfach und unkompliziert zu helfen. Denn es mangele nicht an empathischen Menschen, aber an der Möglichkeit, dass die Empathie Einsatz finden könne. „Registriert werden Helfer und diejenigen, die Hilfe benötigen“, so Sonntag – mithilfe einer App, die derzeit an der Hochschule Mannheim entwickelt wird. Dazu gibt es ein halbjähriges Studienprojekt im Studiengang Informatik, bei dem auch Studierende des Faches Kommunikations-Design beteiligt sind. „Unsere Studierende können dabei über die reale Aufgabe praxisorientiert arbeiten“, beschreibt Professor Peter Kaiser von der Fakultät für Informatik der Uni Mannheim. Das sei ideal. Christoph Sonntag hat bereits einen weiteren Unterstützer gefunden. Das Ludwigsburger Unternehmen MHP, tätig in Management und IT-Beratung. „Wir sind von der Idee begeistert“, sagt MHP-Geschäftsführer und Firmengründer Ralf Hofmann. „Dadurch können wir unsere Kompetenz in einem ganz anderen Umfang zeigen.“

Ein Anfang ist also schon einmal gemacht. Die Idee wird bei Sonntags „Wörldwaid“-Tour 2019 in die Welt hinaus getragen. Schon zwei Mal ist Christoph Sonntag in New York aufgetreten, vor Exilschwaben. 300 Leute füllten Anfang der 2000er Jahre den Club am Broadway. Die Sold-Out-Plakate hängte der Kabarettist voller Stolz dann selbst auf. „Ich wusste nicht, was mich erwartet.“ Daher hat er sein Programm dreisprachig vorbereitet – auf Deutsch, Schwäbisch und Englisch. Die Besucher waren von den ihnen bekannten, aber kaum mehr gehörten schwäbischen Begriffen begeistert. Sonntag war es auch und kehrte zwei Jahre später zurück.

Jetzt will Sonntag weltweit Schwaben aufsuchen und bespaßen, natürlich auch über sein Projekt „30“ informieren. Mit dabei ist auch ein Kameramann, der die Aufeinandertreffen filmt. Zu sehen und hören sind diese dann im SWR Fernsehen und auch Radio. Die Treffen werden natürlich auch in seinem neuen Programm Niederschlag finden. Allerdings erst 2020. Denn 2019 macht sich Christoph Sonntag auf den Bühnen hierzulande rar.

Seine Projekte in der Stiphtung Christoph Sonntag, die mit der Frischwasserzufuhr für den Max-Eyth-See begann, werden unterdessen weitergeführt. Auch da erhält der Sozialgedanke besondere Aufmerksamkeit. Sei es bei „Sternchenfänger“ für benachteiligte Kinder „Make Shacks“, das in Namibia aktiv ist, „Hoffnung stiphten“ zusammen mit der Diakonie Württemberg für Obdachlose oder „Streetcamp“ für junge Ausreißer zwischen 12 und 21 Jahren.

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