Heute leben in Stuttgarts größtem Stadtbezirk 71 000 Menschen. Foto: Nagel - Nagel

Im Jahr 2030 sollen laut Prognosen 650 000 Menschen in Stuttgart leben, allein 78 000 in Bad Cannstatt.

Bad CannstattIm Jahr 2030 sollen laut Prognosen 650 000 Menschen in Stuttgart leben, allein 78 000 in Bad Cannstatt. Keine Frage, das Leben in der Großstadt gewinnt – nicht nur wegen der Arbeitsplätze – zunehmend an Attraktivität. Was laut Statistischem Amt auffällt: Nicht nur die Zahl der Senioren nimmt stark zu, es wird auch eine starke Zunahme der Zahl der Kinder und Jugendlichen geben. Die Folge: Familien suchen vermehrt bezahlbaren Wohnraum. Allerdings ist die Bevölkerungsentwicklung in den Stadtbezirken höchst unterschiedlich. Sie hängt stark von der Neubautätigkeit ab. Während in den Oberen Neckarvororten das Einwohnerwachstum mangels potenziellem Bauland eher gering ist (zwischen 1,8 Prozent Zuwachs in Hedelfingen und 4,4 in Untertürkheim), liegen Mühlhausen (plus 10,9), Bad Cannstatt (plus 8,7) und der Stuttgart Osten (plus 7,1) stadtweit mit an der Spitze.

Bad Cannstatt profitiert fraglos von der Aufsiedelung des ehemaligen Güterbahnhof-Areals, dass die Stadt vor fast 20 Jahren von der Deutschen Bahn gekauft hatte. Allein auf diesem Gebiet sollen bereits in den kommenden vier bis sechs Jahren mehr als 800 neue Wohnungen entstehen. Doch auch kleinere Neubaugebiete, etwa das ehemalige Bettfedern-Areal in der Hofener Straße, tragen dazu bei, dass der Stadtbezirk Bad Cannstatt weiter wächst.

„Um diesen kontinuierlichen Zuzug zu bewältigen, brauchen wir jährlich rund 2000 neue Wohnungen“, betont OB Fritz Kuhn die große Herausforderung. Hier liege die Stadt jedoch auf Kurs. Kuhn verweist jedoch nicht nur auf die großen städtischen Entwicklungsflächen wie den NeckarPark oder das Rosensteinviertel. „Wir setzen weiter auf Nachverdichtung in der Stadt und wollen nicht auf den Acker gehen“, so das Stadtoberhaupt. Doch so ganz ohne „Wohnungsbau auf der grünen Wiese“ wird es wohl nicht gehen. Denn die Schafhauspläne in Mühlhausen spielen in den Planungen wieder eine Rolle, sofern eine Lösung für die Verkehrsanbindung des potenziellen Wohngebiets (im Gespräch sind bis zu 400 Einheiten) gefunden wird.

Dass man sich auf einem guten Weg befindet, wurde beim Treffen des Stuttgarter Bündnisses für Wohnraum betont. Auch was das Schaffen und Erhalten von Sozialmietwohnungen angeht. Laut Bürgermeister Michael Föll wurden in den vergangenen drei Jahren etwa 340 Sozialwohnungen zusätzlich zu den im gleichen Zeitraum 565 neu gebauten Wohnungen zur Verfügung gestellt. Erfreuliche Zahlen, weshalb auch für Baubürgermeister Peter Pätzold das Stuttgarter Innenentwicklungsmodell (SIM) mit der Verpflichtung von 20 Prozent gefördertem Wohnungsbau sich als Erfolgsmodell bewährt habe. „Seit 2011 wurden insgesamt 15 Verfahren abgeschlossen, 28 laufen aktuell und elf weitere werden vorbereitet“, so Peter Pätzold. Vereinbart wurde, dabei mehr als 2200 Wohnungen zu erstellen, darunter 709 Sozialmietwohnungen, 252 Mietwohnungen für mittlere Einkommensbezieher und 167 Wohnungen in preiswerten Wohneigentum. Das Modell sei, so Pätzold, von vielen Städten aufgegriffen worden. Es soll hier in Stuttgart fortgeschrieben und ausgeweitet werden. Die Verwaltung schlägt eine Erhöhung der Quote von 20 auf 30 Prozent vor. Der Gemeinderat entscheidet im März darüber.

Grünes Licht gab es bereits am Donnerstag im Gemeinderat für das neue Förderprogramm „Schaffung von Wohnraum zur Miete“. 2,4 Millionen Euro stellt die Stadt zur Verfügung, um Vermieter anzuregen, bestehende Räume wie etwa Ladengeschäfte oder Dachgeschosse zu Wohnungen umzugestalten. Die Verwaltung erhofft sich so 40 weitere Wohnungen pro Jahr. Gefördert werden Privatpersonen, Eigentümer- und Erbengemeinschaften. Wer neuen Wohnraum schafft, erhält von der Stadt 20 Prozent der Investitionssumme als Baukostenzuschuss. Wer nicht selbst umbauen will und dazu nicht mehr in der Lage ist, kann sich alternativ an die Stuttgarter Wohnungs- und Städtebaugesellschaft (SWSG) wenden.

Informationen sind unter stuttgart.de/wohnbaufoerderung abrufbar. Allgemeine Auskünfte gibt es unter der Telefonnummer 0711/216 91369 oder E-Mail an wohnbaufoerderung@stuttgart.de.