Gruppenbild mit Ministerin: In kleiner, feiner Runde diskutierten die ausgewählten Leser im CaféHaus Veit mit Susanne Eisenmann und CZ/UZ-Geschäftsfürher Sigfried Baumann (mitte). Foto: Elke Hauptmann - Elke Hauptmann

In der Reihe „CaféHaus-Gespräche“ der Cannstatter Zeitung hat Kultusministerin Susanne Eisenmann im kleinen Kreis ausgewählter Leser über das Amt, die Politik und Privates geplaudert.

Grüß Gott, Frau Kultusministerin. „Eisenmann reicht völlig aus“, entgegnete Susanne Eisenmann freundlich-bestimmt auf diese Begrüßung einer Teilnehmerin an unserem „CaféHaus-Gespräch“. Und machte damit deutlich, dass die kleine, feine Runde im Cannstatter CaféHaus Veit keinesfalls eine förmliche Politveranstaltung werden soll. In dieser Reihe der Cannstatter Zeitung, moderiert von CZ-Geschäftsführer Sigfried Baumann, plauderte sie am Dienstagabend im Kreis ausgewählter Leser locker über ihre Arbeit als Baden-Württembergs Ministerin für Kultus, Jugend und Sport, über die neue Doppelbelastung durch die Wahl zur Spitzenkandidatin der CDU für die Landtagswahl 2021, über Herausforderungen der Zukunft – und auch über Privates, schließlich habe sie hier ein Heimspiel.

Grüß Gott, Frau Kultusministerin. „Eisenmann reicht völlig aus“, entgegnete Susanne Eisenmann freundlich-bestimmt auf diese Begrüßung einer Teilnehmerin an unserem „CaféHaus-Gespräch“. Und machte damit deutlich, dass die kleine, feine Runde im Cannstatter CaféHaus Veit keinesfalls eine förmliche Politveranstaltung werden soll. In der Reihe CafeHaus-Gespräche der Cannstatter Zeitung, moderiert von CZ/UZ-Geschäftsführer Sigfried Baumann, plauderte sie am Dienstagabend im Kreis ausgewählter Leser locker über ihre Arbeit als Baden-Württembergs Ministerin für Kultus, Jugend und Sport, über die neue Doppelbelastung durch die Wahl zur Spitzenkandidatin der CDU für die Landtagswahl 2021, über Herausforderungen der Zukunft – und auch über Privates, schließlich hatte sie ein Heimspiel.
„Ich bin gebürtige Cannstatterin. Als ich vier Jahre alt war, sind meine Eltern nach Heumaden gezogen.“ Das hätten die Großeltern, die in der Rippoldsauer Straße wohnten, übrigens nie verstanden, erzählte sie fröhlich. Eigentlich wollte sie Journalistin werden, hatte als freie Mitarbeiterin für das Feuilleton der Esslinger Zeitung geschrieben. „Aber das war nicht meine Welt. Mir fiel es schwer, mich auf 50 Zeilen zu beschränken.“ Aus dieser Erfahrung heraus empfehle sie jedem Schüler ein Praktikum. „Es ist wichtig, sich auszuprobieren und herauszufinden, was einem liegt.“ Nein, betonte die studierte Germanistin mit Doktortitel, ihre Karriere als Politikerin sei nicht vorgeplant gewesen, „auch wenn mein Lebenslauf so aussieht“. Mit 16 sei sie in die Junge Union eingetreten, „weil das damals ‚in’ war“, später in die CDU – „wie alle meine Freunde“. Als Bezirksbeirätin in Sillenbuch habe sie schließlich richtig „Lust auf Politik“ bekommen“. Und die sei bis heute geblieben. Freilich: Als Günther Oettinger, damals Chef der Landtagsfraktion, ihr die Leitung seines Büros angeboten habe, seien ihre Eltern entsetzt gewesen, gab Susanne Eisenmann freimütig zu. „Aber ich wusste: Das passt.“ Er sei ihr „ein sehr großer Lehrmeister“ gewesen und noch heute ein enger Freund.
Wird sie nun bald auch Ministerpräsidentin? Die Leute mögen Amtsinhaber Winfried Kretschmann, dessen sei sie sich bewusst. „Aber man wählt ja nicht nur eine Person, sondern auch einen Inhalt.“ Die Frage sei, mit welchen Konzepten man den wirtschaftlichen Herausforderungen der Zukunft begegnen wolle, sagte Susanne Eisenmann. Dass selbst beliebte Politiker gehen müssen, zeige das Beispiel Dieter Salomon in Freiburg. „Dass der in diesem Jahr abgewählt wird, hätte keiner gewettet.“ Im Übrigen sei sie für eine Amtszeitbegrenzung auf zehn Jahre.
Natürlich ging es an diesem Abend vor allem um die Schulpolitik des Landes. Susanne Eisenmann lobte ausdrücklich die „äußerst engagierte und gute Arbeit“ der rund 130 000 Lehrer. Sie bekräftigte, die Haupt- und Werkrealschulen stärken zu wollen, diese Schulform habe ihre Berechtigung. „Wir brauchen sie, weil sie ein besonderes pädagogisches Konzept hat.“ Eine Lehrerin im Publikum sprach das Thema verbindliche Grundschulempfehlung an. Die hatte die grün-rote Vorgängerregierung vor sieben Jahren auf Druck vieler Eltern abgeschafft. „Das war ein Fehler“, sagte Susanne Eisenmann, die seit 2016 im Amt ist. Sie kündigte Veränderungen beim Übergang von der Grundschule auf die weiterführenden Schulen an. Eltern sollen künftig zum Beispiel die Zeugnisse ihrer Kinder vorlegen. Es sei im Interesse der Schüler, wenn ein Gymnasium über Stärken und Schwächen der neuen Schüler Bescheid wisse. Sie sehe aber auch die Eltern in der Verantwortung: Nicht jedes Kind sei ein zweiter Einstein und müsse unbedingt aufs Gymnasium gehen. Und: Schule könne nicht „Reparaturbetrieb der Gesellschaft“ sein.
Angela Weber, stellvertretende Elternbeiratsvorsitzende am Solitude-Gymnasium, appellierte an die Ministerin: Die Politik müsse begreifen, wie sehr die Wirtschaft kompetente, junge Menschen benötige. Entsprechend sollten alters- und bedarfsgerechte Fördermaßnahmen verstärkt werden. Albert Herdecker kritisierte den Lehrermangel: „Woran liegt’s?“ Susanne Eisenmann räumte ein, dass man den Bedarf vor ein paar Jahren falsch berechnet, etwa große Pensionierungswellen nicht eingeplant habe. Am Gehalt könne es nicht liegen: „Die deutschen Lehrer sind nach Luxemburg und der Schweiz die bestbezahlten Lehrer der Welt.“ Der Etat ihres Ministeriums liege bei 13 Milliarden Euro pro Jahr. „Ich habe nicht zu wenig Geld, ich habe zu viele offene Stellen.“ Aber man habe jetzt eine Planung erarbeitet, um solche Fehler zu vermeiden.
Paul Wurm vom Waldheimverein Hedelfingen erhoffte sich von der Kultusministerin eine Aussage darüber, wie es mit der Steinenbergschule, die zur Hälfte leer steht, weitergeht. Er traf bei Susanne Eisenmann einen wunden Punkt: Das sei eines der zwei Themen, bei denen sie gescheitert sei, gestand sich die frühere Stuttgarter Schulbürgermeistern ein. Schon 2011 habe sie gesagt, es brauche einen Gymnasialstandort auf dem Steinenberg. „Ich habe mich aber nicht durchgesetzt.“ Sie ermutigte Wurm und seine Mitstreiter, weiter Druck auf den Gemeinderat und die Schulbürgermeisterin auszuüben. „Ich kann nicht eingreifen, weil ich nicht zuständig bin.“ Schulträger sei die Stadt Stuttgart, diese müsse einen entsprechenden Antrag stellen. Dass bislang nur von einer möglichen Außenstelle des Wirtemberg-Gymnasiums die Rede ist, muss ihrer Ansicht nach kein Nachteil sein: Das Geschwister-Scholl-Gymnasium habe einst auch als Außenstelle des Wagenburg-Gymnasiums angefangen.