Die Gebäude mit den Personalwohnungen des KBC Foto: Rehberger - Rehberger

Bürgermeister Michael Föll und die Verantwortlichen der SWSG und des Klinikums zeigen kein Verständnis für Kritik am Abriss der Personalwohnungen im Prießnitzweg.

Bad CannstattIn der kommenden Woche informieren Bürgermeister Michael Föll, Verantwortliche der Stuttgarter Wohnungs- und Städtebaugesellschaft mbH (SWSG) sowie des Städtischen Klinikums über die Weiterentwicklung des Krankenhausstandorts Prießnitzweg. Allerdings sahen sich die Protagonisten der Veranstaltung gezwungen, im Vorfeld zu einem klärenden Gespräch zu bitten. Der Grund: Gegen den Abriss und Neubau der drei Personalgebäude des Krankenhauses Bad Cannstatt (KBC), den der Gemeinderat 2017 beschlossen hatte, gab es am vergangenen Donnerstag eine Protestveranstaltung von betroffenen KBC-Mitarbeitern. Die sehen keine Notwendigkeit für einen Abriss und befürchten, die künftigen Mieten nicht mehr bezahlen zu können. Zudem werfen sie der SWSG vor, ziemlich rüde mit Räumungsklagen zu drohen und sich zudem nicht ausreichend um Ersatzwohnungen für sie zu kümmern.

Herbe Vorwürfe, gegen die sich der zuständige Krankenhausbürgermeister Michael Föll vehement zur Wehr setzte. „Schon seit längerem besteht erheblicher Handlungsbedarf bei den Klinikwohnungen“, so Föll. Nicht nur die Gebäudesubstanz sei marode und entspreche nicht mehr den energetischen Standards, auch mit Gemeinschaftstoiletten und Etagenduschen sei das Klinikum bei der Personalsuche nicht mehr wettbewerbsfähig.

Aus diesem Grund hat der Gemeinderat 2017 ein Modernisierungskonzept für die insgesamt gut 800 Personalwohnungen für Klinikmitarbeiter, die auf fünf Standorte im Stadtgebiet verteilt liegen, beschlossen. Während an den vier Standorten in den Innenstadtbezirken saniert werden kann, sind laut SWSG die Gebäude im Prießnitzweg nicht mehr zu retten. „Ein Mehrheitsbeschluss des Gemeinderats ohne Gegenstimmen und in enger Absprache mit dem Personalrat des Klinikums“, so Föll, der gestern im Stuttgarter Rathaus wenig Verständnis für die Protestaktion am vergangenen Donnerstag aufbrachte, als das Neubauvorhaben massiv kritisiert wurde und der SWSG schlechter Umgang mit ihren Mietern vorgeworfen wurde.

„Hier kocht die Initiatorin wieder einmal ihr politisches Süppchen“, wetterte Föll mit Verweis auf die bevorstehenden Kommunalwahlen. Denn ähnliche Szenarien habe Ursel Beck, Sprecherin der SWSG-Mieterinitiative Stuttgart, schon bei SWSG-Projekte auf dem Hallschlag und in Zuffenhausen kolportiert. Dass an der Demo nur sieben Personen teilnahmen, wolle er jedoch nicht auf die leichte Schulter nehmen. „Wir werden uns um die betroffenen Personen kümmern und Ersatzwohnraum schaffen“, versprach der Bürgermeister und widersprach dem Vorwurf, sie Stadt vertreibe auf diese Weise dringend benötigtes Fachpersonal.

„Es gibt immer wieder Mitarbeiter, die aus Stuttgart abwandern, weil sie mit der Wohnsituation nicht klarkommen“, sagte Jürgen Lux, Personalratschef des Klinikums. Das habe aber nichts mit dem Neubau am Prießnitzweg zu tun. Der Mitarbeitervertreter betont, man habe das Konzept mitentwickelt, den Kollegen vorgestellt und dafür viel Zustimmung erhalten. Deshalb zeigte er sich auch enttäuscht von der Protestaktion: „Wir haben ausreichend über den geplanten Abriss informiert.“ Mit aus diesem Grund habe es seit 2017 auch nur noch befristete Mietverträge gegeben. „Die Betroffenen wussten Bescheid“, betonte Lux.

„Dass die SWSG ihre Mieter im Regen stehen lässt, stimmt nicht“, sagte SWSG-Geschäftsführer Samir Sidgi. Zusammen mit dem Klinikum wurden viel informiert und Einzelgespräche geführt. „Aus den Gebäude Prießnitzweg 20 und 22 – Abriss ist kommendes Jahr geplant – sind von 193 Bewohnern bereits 129 mit Ersatzwohnraum versorgt worden“, so Sidgi. Im Gebäude Nummer 18, wo erst 2021 die Bagger anrollen, haben von 109 Klinikmitarbeitern mehr als die Hälfte eine neue Wohnung.

Klinikumsvorstand Alexander Hewer bekräftigt, man habe gemeinsam mit der SWSG alle Mitarbeiter, die bisher ausgezogen sind, versorgen können. „Wir lassen unsere Leute nicht im Regen stehen – schließlich wollen wir ja Personal gewinnen“. Und das Thema Räumungsklagen seitens der SWSG? Hewer: „Es handelt sich um eine betroffene Person, der Vorwurf, dass es sich um mehrere handeln soll, ist falsch.“