Die legendäre Linie 28 in der portugiesischen Hauptstadt Lissabon dient als Vorbild für eine historische Straßenbahnlinie durch Bad Cannstatt. Foto: dpa - dpa

Was könnten das portugiesische Lissabon und das schwäbische Bad Cannstatt gemeinsam haben, wenn es nach der Idee des Cannstatters Gerhard Veyhl geht? Eine historische Straßenbahnlinie, die Besucher zu allen Sehenswürdigkeiten in der Stadt bringt.

Bad CannstattWas könnten das portugiesische Lissabon und das schwäbische Bad Cannstatt gemeinsam haben, wenn es nach der Idee des Cannstatters Gerhard Veyhl geht? Eine historische Straßenbahnlinie, die Besucher zu allen Sehenswürdigkeiten in der Stadt bringt vom Mercedes-Museum über die Wilhelma bis zum Kursaal und zum Wilhelma Theater in der Achter-Schleife. Lissabon hat sie schon in Form der Linie 28. Seit langem ist dort die historische Straßenbahn ein Besuchermagnet. Touristen stehen dort stundenlang Schlange, um mit ihr durch die Stadt zu fahren zu können zu den Sehenswürdigkeiten.

Bad Cannstatt könnte das auch haben, so Veyhl, der mit der Idee vor zwei Jahren an die Öffentlichkeit ging. Seitdem gab es verschiedene Anstrengungen, diese Idee, welche ein besonderes Mobilitätskonzept für Bad Cannstatt darstellt, der Öffentlichkeit und der Kommunalpolitik nahe zu bringen, als machbare Vision.

Beim 14. Schaufenster Kultur im September 2018 wurde das Konzept erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt. „Es gab viel positive Resonanz“, so Veyhl. Er hat in der Mietgalerie Nestel seine Pläne der Bevölkerung vorgestellt und auch im Bezirksbeirat Bad Cannstatt, der die Idee sehr positiv aufgenommen habe. Von der Attraktivität dieser historischen Straßenbahn abgesehen, würde sie wichtige Anlaufstellen in Bad Cannstatt verbinden, für Einzelhandel und Gastronomie Besucher in die Altstadt bringen und Cannstatt mit all seinem Potenzial wieder in den Mittelpunkt der Gesamtstadt rücken.

Jetzt kommt Bewegung in die Pläne, denn die Freien-Wähler-Gemeinderatsfraktion beantragt eine Machbarkeitsstudie für eine historische Straßenbahnlinie in Bad Cannstatt für den kommenden Doppelhaushalt 2020/2021 bezüglich der Idee von Gerhard Veyhl. Seine Idee ist, die in Bad Cannstatt verorteten Sehenswürdigkeiten, Kultur- und Freizeiteinrichtungen mit einer historischen Straßenbahnlinie zu verbinden, die im Regelbetrieb unterwegs sein soll. Sein Vorschlag, ausgehend vom Straßenbahnmuseum an der Mercedesstraße, den Neckar, die Wilhelma, die Cannstatter Altstadt, den Wilhelmsplatz, den Kurpark, den Kursaal, das Mineralbad Cannstatt und weitere Einrichtungen in einem Rundkurs anzusteuern, fand im Cannstatter Bezirksbeirat, in der Öffentlichkeit und auch bei der SSB Anklang, stellt Fraktionsvorsitzender Jürgen Zeeb und weitere Fraktionsmitglieder fest. Sie beantragen zur Durchführung der Machbarkeitsstudie für eine historische Straßenbahnlinie in Bad Cannstatt 100 000 Euro in den Doppelhaushalt 2020/21 einzustellen.

Veyhl sieht in der Idee der Straßenbahnlinie eine Attraktion für gesamt Stuttgart und eine Aufwertung des Straßenbahnmuseums sowie einen Langzeiteffekt in Sachen Wirtschaftsförderung des B-Zentrums Cannstatt. Auch würden Besucherströme umgelenkt mit allen wirtschaftlichen Folgen wie die sichtbare Belebung des Standorts Bad Cannstatt und entsprechender Aktivierung des Einzelhandels mit eventueller Neuausrichtung. Als Besucher und Nutzer der Linie sieht Veyhl auch Touristen von nah und fern, die beispielsweise in die Wilhelma gehen, die dann Cannstatt in seiner Schönheit erleben, die Altstadt und den Kurpark.

„Das ist aktive Wirtschaftsförderung“, sagt Veyhl. Und er sieht auch den Verkehrsaspekt: „Wir wollen ja, dass der Durchgangsverkehr der Autos reduziert wird. Dadurch ergibt sich ein Freiraum, der genutzt werden kann.“ Der Wilhelmsplatz mit seiner Schwierigkeit müsse verkraftet werden. Auch da müsse man sich Gedanken machen. Das Zusammenspiel in Cannstatt müsse neu definiert werden für Autos, öffentliche Verkehrsmittel, Rad- und Fußgänger, erklärt Veyhl.