Die Anzahl der Einbrüche im Stadtbezirk ist in Bad Cannstatt rückläufig. Foto: dpa - dpa

Die Zahl der Straftaten in Bad Cannstatt ist zurückgegangen. Die Kriminalitätsstatistik weist für 2018 knapp 600 weniger aus als im Vorjahr. „Bad Cannstatt ist ein sicherer Stadtbezirk“, betont daher Revierleiter Jörg Schiebe.

Bad CannstattImmer mehr Betrüger geben sich als „Polizeibeamte“ aus und ergaunern Tausende von Euros von ihren, zumeist älteren Opfern. Die dreiste Masche macht auch vor Bad Cannstatt nicht Halt, wie der jüngste Fall vom vergangenen Donnerstag zeigt (wir berichteten). Eine 83-Jährige wurde dabei am Telefon so lange mit einem mutmaßlichen Delikt, bei dessen Aufklärung sie aktiv beitragen könne, konfrontiert, bis die betagte Dame die Geschichte glaubte und mehrere Tausend Euro Bargeld an einem Übergabeort einem „Kriminalbeamten“ aushändigte. Das Geld ist natürlich weg und von dem falschen Polizisten fehlt jede Spur.

„Allein in Stuttgart gab es rund 2000 solcher Fälle im vergangenen Jahr“, sagt Jörg Schiebe, seit einem Jahr Leiter des 6. Polizeireviers in der Martin-Luther-Straße, als er Zahlen und Fakten aus der Kriminalitätsstatistik für Bad Cannstatt dem Bezirksbeirat erläuterte. Allein 13 im Muckensturm, was sich auf dessen Kriminalitätsbilanz natürlich negativ auswirkte. Dass der eher beschauliche Cannstatter Stadtteil insgesamt im Jahr 2018 eine Steigerungsrate von 37 Prozent gegenüber 2017 zu verzeichnen hatte, liegt allerdings eher an vielen Kleindelikten wie etwa Sachbeschädigungen, als dass die Polizei hier Überfälle, Raub oder eine verstärkte Drogenszene registriert hätte. Ein Umstand, den es auch schon einmal in den Stadtteilen Birkenäcker und Espan gab.

7500 Straftaten

Generell konnte Bad Cannstatts Polizeichef sich seinem Amtsvorgänger Thomas Engelhardt anschließen. „Die Kriminalitätsrate hat weiter abgenommen.“ Gab es 2017 noch 7581 Delikte, so sank die Zahl auf „nur“ noch 7500 im vergangenen Jahr. Eine Zahl, die es zuletzt im Jahr 2005 gab. „Allerdings hat sich gegenüber damals die Aufklärungsquote verbessert“, so Schiebe. Denn in insgesamt 5096 Fällen konnten die Täter ermittelt werden.

Knapp 60 Prozent der Straftaten wurden in der Cannstatter Innenstadt (15 Prozent), Seelberg (10 Prozent), Veielbrunnen (8 Prozent) und natürlich auf dem Wasen (26 Prozent) begannen. „Bei der Fülle an Großveranstaltungen – vor allem auch durch das Frühlings- und durch das Volksfest – verwundert diese Zahl nicht“, so der Revierleiter, der auf dem Wasen einen geringfügigen Zuwachs von 3,5 Prozent registrierte. Für die beiden enormen Anstiege der Delikte im eher dünn besiedelten Gebiet Pragstraße (plus 79,7 Prozent) und in Steinhaldenfeld (plus 122,5 Prozent) hat Jörg Schieb einfache Erklärungen: Mit 40 Straftaten hatte Steinhaldenfeld 2017 einen extremen „Ausrutscher“ nach unten, die 89 Fälle im vergangenen Jahr sei in etwa die Zahl der Vorjahre. Und an der Pragstraße gab es – bedingt durch mehr Kontrollen – natürlich auch mehr registrierte Rauschgiftdelikte.

Sicherer Stadtbezirk

Große Rückgänge verzeichneten dagegen Kurpark (minus 16 Prozent), Im Geiger (minus 18 Prozent), das Espangebiet (minus 27 Prozent) und Sommerrain (32 Prozent). „Insgesamt gesehen ist Bad Cannstatt ein sicherer Stadtbezirk“, bilanzierte der Polizeichef, der dennoch weiß, dass es es in einigen Bereichen viel zu tun gibt. „Das betrifft auch die Rauschgiftkriminalität, wo wir 2018 mehr Delikte gegenüber dem Vorjahr hatten“, so Schiebe. Doch Stuttgarts größter Stadtbezirk gilt dabei nicht als Umschlag- oder Handelsplatz. Hier sei eher der Konsum von Drogen höher als in anderen Stadtbezirken.

Ebenfalls erfreulich sei auch der Rückgang an Einbrüchen, Vermögens- und Fälschungsdelikten, Beleidigungen, Gewaltdelikten und Sachbeschädigungen. Zugenommen haben laut Statistik dagegen Diebstähle aus Verkaufsräumen.

Die meisten ermittelten Tatverdächtigen (76 Prozent) waren Erwachsene, gefolgt von Heranwachsenden (23 Prozent). „Der Rest sind Jugendliche und Kinder“, so Jörg Schiebe, der jedoch hierbei auf die gute Zusammenarbeit mit dem Haus des Jugendrechts in der Neckarvorstadt verwies. „Ein gutes System, dass sich in den vergangenen Jahr sehr bewährt hat.“