Durch seine Kurvenlage ist am Augsburger Platz kein Hochbahnsteig möglich. Foto: Uli Nagel - Uli Nagel

Ein größerer Hochbahnsteig ist auf dem Augsburger Platz nicht möglich, da zu wenig Flächen zur Verfügung stehen. Die SSB muss die Haltestelle verlegen.

Bad CannstattDie Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) will auf der Stadtbahnlinie U 1, die in den Stoßzeiten völlig überlastet ist, 80 Meter lange Züge einsetzen. Doch dafür müssen in den kommenden Jahren etliche Hochbahnsteige verlängert werden. Insgesamt sind es zwölf. Drei in Heslach, vier in Fellbach und in Bad Cannstatt sind es sogar fünf. Ein Kraftakt, nicht nur finanziell. Denn die Haltestellen müssen natürlich unter laufendem Betrieb ausgebaut werden. Vor fast einem Jahr wurde dem Bezirksbeirat Bad Cannstatt erstmals das Vorhaben vorgestellt. Am Mittwoch war SSB-Chefplaner Volker Christiani erneut zu Gast im Bürgergremium und präsentierte den Fraktionen die ersten konkreten Pläne für die Haltestellen.

„Der Bahnsteig Wilhelmsplatz ist zwar bereits verlängert worden, dennoch stehen in Bad Cannstatt immer noch fünf Haltestellen auf unserer Agenda“, so Christiani. Uff-Kirchhof, Nürnberger Straße, Antwerpener Straße, Beskidenstraße sowie der Augsburger Platz, der die Planer allerdings vor ein unlösbares Problem gestellt hatte. „Dort gibt es keinen Platz für einen mehr als 80 Meter langen Hochbahnsteig“, sagte Volker Christiani. Deshalb werde die Haltestelle verlegt und soll etwa auf Höhe der beiden Tankstellen neu gebaut werden. Er liege dann zwar für Umsteiger günstig näher zur S-Bahn-Haltestelle, allerdings auch nur noch etwa 320 Meter vom nächsten Halt in der Nürnberger Straße entfernt. Für Christiani kein Problem: „Beide Haltestellen bedienen im Prinzip unterschiedliche Einzugsgebiete.“

Bessere Übergänge für Fußgänger

Ein weiterer Vorteil der Haltestellenverschiebung: Am Augsburger Platz können endlich vernünftige, oberirdische Übergänge für Radfahrer und Passanten gebaut werden. Was die Verlängerung der Hochbahnsteige an den übrigen vier Haltestellen angeht, so gibt es bautechnisch keine größeren Probleme. „Im Gegenteil, der Halt in der Nürnberger Straße erhält sogar einen zweiten Zugang“, so der SSB-Planer.

Keine Sorgen bereiten den SSB-Verantwortlichen auch die neuen Haltestellen auf Fellbacher Gemarkung. Hier ist man schon seit geraumer Zeit in sehr positiven Gesprächen und Vorplanungen. Vor allem, was die Endhaltestelle Lutherkirche angeht. Etwas Sorgen machen dem Chefplaner dagegen die drei Haltestellen in Heslach. So liegt zum Beispiel der Hochbahnsteige am Bihlplatz im Kurvenbereich, weshalb die Planer bei einer Erweiterung zwingend in den Gleisbereich eingreifen müssen. „Hier gibt es bau- und gleistechnisch einige Nüsse zu knacken, zumal hier auch noch der SSB-Betriebshof liegt“, so Volker Christiani. Was das Gesamtprojekt kosten wird, kann heute noch nicht beziffert werden – sicher einen mehrstelligen Millionenbetrag. Unsicher ist auch noch der Zeitplan: Fakt ist, dass der Umbau der zwölf Hochbahnsteige rund vier Jahre in Anspruch nehmen wird. In welcher Reihenfolge und ob mehrere Bahnsteige parallel verlängert werden können, wird laut Volker Christiani derzeit geprüft. „Den Takt dafür gibt jedoch die komplexe Haltestelle Bihlstraße vor.“

Die Grünen bedauern zwar, dass die beiden Haltestellen Augsburger Platz und Nürnberger Straße nicht zusammengelegt werden sollen, sehen jedoch eine große Chance, den Augsburger Platz ohne Haltestelle optisch aufzuwerten. Zumal ihr Sprecher Peter Mielert daran erinnerte, dass der Platz verkehrstechnisch umgebaut werden soll. Auch ein Kreisverkehr ist im Gespräch. „Vielleicht können auch die Trassen der U 13 und der U 1 zusammengelegt werden, so wäre mehr Raum für Grün“, schlug Mielert vor. Eine Idee, die auch von Jörn Kramer-Matthiß (SPD) positiv bewertet wurde. Thrasivoulos Malliaras von der CDU kann sich dagegen einen Kreisverkehr am Augsburger Platz überhaupt nicht vorstellen. Zudem befürchtet seine Fraktion, dass durch die neuen Fußgängerüberwege, unter anderem an der Haltestelle Nürnberger Straße, der Verkehr sich zu den Stoßzeiten noch mehr als heute stauen werde. Insgesamt sieht es die CDU für eine richtige Entscheidung, die Haltestellen nicht zusammen zu legen, da sie unterschiedliche Wohngebiete bedienen.

Frage nach Zukunft des X 1

Timur Lutfullin (FDP) übte Kritik an dem doch „späten“ Umbaubeginn. Christiani hatte das Jahr 2023 genannt und begründete dies mit den langen Vorlauf- und Planungszeiten. Er versprach, das Zusammenlegen der Gleise auf dem Augsburger Platz zu überprüfen. Gleiches gilt für die von den Grünen gewünschte Rampe an der Haltestelle Uff-Kirchhof. Wegen des Gefälles wollen die SSB-Verantwortlichen hier eine Treppe als Bahnsteigzugang bauen, da eine Rampe zu lang werden könnte. Die FDP wollte von Christiani abschließend noch wissen, wie lange der Expressbus in Betrieb bleiben würde. Der wurde unter anderem im Oktober 2018 eingeführt, um die U1 während der Umbauphase der Hochbahnsteige zu entlasten. Doch seit mehr als einem Jahr wird über die Sinnhaftigkeit der Schnellbuslinie X 1 diskutiert, da deren Auslastung nach Meinung vieler zu wünschen übrig lässt und er den eh schon überlasteten Wilhelmsplatz zusätzlich strapazieren würde. „Darüber wird man sich im kommenden Jahr unterhalten müssen“, so der SSB-Chefplaner.