Die Unternehmen Fischer aus Weilheim, Karle Recycling und Degenkolbe realisieren gemeinsam auf dem Areal an der Neckartalstraße den Recyclingpark Neckartal. Verwaltung und Gemeinderat unterstützen das Vorhaben. Einige Anwohner hingegen sind in Sorge. Foto: Nagel Quelle: Unbekannt

Von Edgar Rehberger

Drei Firmen investieren bis zu zehn Millionen Euro in den Recyclingpark Neckartal auf dem Lauster-Areal. Auf 35 000 Quadratmetern Fläche machen das Unternehmen Fischer aus Weilheim, Karle Recycling und die Firma Degenkolbe gemeinsame Sache. Alle drei haben neue Standorte gesucht und sind zusammen fündig geworden. Während die Unternehmen, Stadtverwaltung und Gemeinderat vom neuen Standort schwärmen, gibt es unter Anwohnern Unmut.

In den Bezirksbeiräten Bad Cannstatt und Münster und auch im Ausschuss für Umwelt und Technik, wo die Pläne vorgestellt wurden, gab es keine Kritik. „Anlage macht Sinn“, „umweltfreundlich und nachhaltig“, „sinnvolle Stelle“, „alles gebündelt“ waren die positiven Statements der Fraktionen im Gemeinderat. Beantragt wird von der Recyclingpark Neckartal GmbH eine „immissionsschutzrechtliche Neugenehmigung für die Errichtung und den Betrieb einer Anlage für das Sortieren, Behandeln und die zeitweilige Endlagerung von Abfällen.“

Die Zufahrt aufs Betriebsgelände erfolgt über die Neckartalstraße. Als Ausweichlösung etwa bei Stau in der Neckartalstraße kann der Recyclingpark auch „von oben“ über die Löwentorstraße und die Zuckerfabrik angefahren werden. Laut Verkehrsgutachten können die Kreuzungen Neckartal-/Haldenstraße und Neckartal-/Gnesener Straße die Fahrzeugmengen leistungsmäßig abwickeln. Die zusätzlichen Verkehrsmengen am Recyclingpark würden die Leistungsfähigkeit der Knotenpunkte nicht über Gebühr beanspruchen und Spielraum für andere Entwicklungen lassen. Gleiches gelte für die Variante Nord, die zehn Prozent Mehrverkehr verursache.

Vom Vorhaben betroffen sind auch Mauereidechsen, die derzeit auf ehemalige Lagerflächen in der benachbarten Haldenstraße und neu gestaltete Flächen an der Nordböschung im Steinbruch umgesiedelt werden. Es handelt sich dabei um etwa 150 Tiere.

Jan Reichler ist vom Vorhaben wenig begeistert. Ihm gehört ein Gebäude in der Murgtalstraße, in Nachbarschaft zum Recyclingpark. „Wir sind über die Entwicklung des Travertingeländes mit keinerlei Angrenzer-Benachrichtigung durch die Stadt äußerst unzufrieden.“ Man sei durch die Müllverbrennung und stark frequentierte Bahnstrecke Untertürkheim-Kornwestheim schon sehr belastet. Ihm sind zwischen der öffentlichen Darstellung und dem Antrag, der bis gestern im Bezirksamt und beim Regierungspräsidium eingesehen werden konnte, Unterschiede aufgefallen.

Statt der 100 Lastwagen pro Tag seien es jetzt 1000 Fuhren am Tag. Eine Steuerung des Verkehrs sei nicht möglich. Die im Recyclingpark gelagerten Abfälle würden, so Reichler, auf dem Boden im Travertingelände eine sehr große Gefahr für Mensch, Tier und Umwelt darstellen. Er hat daher eine Mail mit diesen Infos an Nachbarn und Geschäftsleute in Münster und auf dem Zuckerfabrik-Areal geschickt, mit der Bitte, diese weiterzuleiten. Einwendungen gegen das Vorhaben sind unter Einhaltung der Frist (20. September) schriftlich einzureichen. Reichler überlegt sich, einen Anwalt einzuschalten. Denn er ist sich „ziemlich sicher“, dass es für den oberen Bereich des Geländes keine Genehmigung zur Nutzung als Recyclingplatz gab.

Im Recyclingpark Neckartal sollen unter anderem mineralische Abfälle, Bauschutt, Erde, Papier- und Kunststoffabfälle aller Art umgeschlagen, zeitweilig gelagert und behandelt werden. Handwerker- und Privatabfälle sollen dort entsorgt, Sperrmüll sortiert und zwischengelagert sowie der Gelbe Sack gelagert werden.