Die Hamburger Punkband Slime gastiert am 18. November wieder auf dem Hallschlag. Zum Leidwesen der AfD. Foto: Mirja Nicolussi Quelle: Unbekannt

Von Edgar Rehberger

Die AfD im Landtag will den Auftritt der Hamburger Punkband Slime am 24. November im Kinder- und Jugendhaus Hallschlag verhindern. Dass die Band bereits vor einem Jahr dort gastierte, hält der AfD-Abgeordnete Lars Patrick Berg für „unverantwortlich“. Es würde in Kauf genommen werden, dass Kinder und Jugendliche in die linksextreme Szene rutschten.

Berg hat daher Anfang August einen Antrag im Landtag eingereicht, in dem er etliche Fragen stellt und Informationen fordert. Jetzt hat er Antwort erhalten - und ist außer sich. „Es ist unverantwortlich, dass weggesehen wird, wenn linksex-tremes Gedankengut in einem Kinder- und Jugendheim verbreitet wird.“ Die Regierung habe offenbar kein Interesse, Kinder und Jugendliche vor einem linksextremen Gedankengut zu schützen, fast sei man geneigt zu glauben, sie stelle so den Nachwuchs für ihre Kampftruppen gegen die demokratische Opposition sicher.

„Da für die Punkband Slime kein Auftrittsverbot existiert, hat das Land auch keine rechtliche Handhabe, Konzerte der besagten Musikergruppe zu verhindern“, heißt es in der Antwort vom Ministerium für Soziales und Integration auf den AfD-Antrag. Berg wollte auch wissen, ob Kinder und Jugendliche das Konzert im vergangenen Jahr verfolgt hätten, welche Lautstärke gemessen worden wäre und ob Lieder wie „Deutschland muss sterben“ und „Wir wollen keine Bullenschweine“ gespielt worden wären.

Die Punkband Slime wurde 1979 in Hamburg gegründet. In der Frühphase fanden einige Parolen Verbreitung in der autonomen Szene. Die beiden oben erwähnten Songs stammen von 1980 und beschäftigten bereits die Gerichte. „Bullenschweine“ ist seit 2011 auf dem Index, wird von der Band nicht mehr gespielt, „Deutschland muss sterben“ wurde vom Verfassungsgericht 2000 als Kunst im Sinne des Grundgesetzes eingestuft. Nach mehreren Auflösungen vereinte sich die Band 2009 wieder, veröffentlichte 2012 das Album „Sich fügen heißt lügen“ mit Texten des anarchistischen Dichters Erich Mühsam. Slime gilt längst als anerkannte stilprägende Band der Punkmusik.

Die AfD hat bereits mehrfach versucht, gegen die Gruppe vorzugehen - vergeblich. So sollte der Auftritt beim Hafengeburtstag in Hamburg im Vorjahr verhindert werden. Die Hamburger Bürgerschaft lehnte den Antrag mit 98 zu 5 Stimmen ab. Slime konnte am 8. Mai 2016, wie schon öfters, beim Hafengeburtstag spielen. 2015 monierte die AfD die Förderung der Stadt für das Hamburger Dockville Musik- und Kulturfestival, bei dem Slime aufgetreten war.

Das Kinder- und Jugendhaus Hallschlag, das im vergangenen Jahr 40. Geburtstag feierte, ist eine Einrichtung der Jugendhaus-Gesellschaft. Die Halle mit Veranstaltungsbereich wird häufig von lokalen und überregionalen Konzertveranstaltern für Auftritte gebucht. Namhafte deutsche wie internationale Gruppen haben bereits im Kinder- und Jugendhaus Hallschlag Auftritte absolviert, die Veranstalter schätzen die Location. Denn seit dem Wegfall von Veranstaltungsorten wie die Röhre fehlen entsprechende Örtlichkeiten. Die Konzerte haben nichts mit dem eigentlichen Betrieb und Angebot für die Kinder und Jugendlichen zu tun. Ehrenamtliche Helfer, Mindestalter 16 Jahre, betätigen sich beim Auf- und Abbau, beim Catering und an der Theke. Dafür erhalten sie eine Aufwandsentschädigung. „Ohne deren Hilfe könnten wir die vielen Veranstaltungen gar nicht stemmen“, sagt Hausleiter Steffen Brodbeck. Im Herbst stehen wieder einige Konzerte im Kinder- und Jugendhaus Hallschlag auf dem Kalender.