Die Stuttgarter Vesperkirche schickt niemand mit Spendendosen los. Foto: dpa - dpa

In der Vorweihnachtszeit wird verstärkt um Spenden gebeten. Doch nicht immer kommt das Geld tatsächlich dem guten Zweck zugute. Betrüger nutzen gern die Gutmütigkeit und Gutgläubigkeit der Menschen aus.

Bad CannstattDie Spendensummen in der Vorweihnachtszeit sind laut des Deutschen Spendenrats gewaltig. Mehr als eine Milliarde Euro füllen dann wieder die Kassen von gemeinnützigen Organisationen, Einrichtungen und Vereinen. Doch ein neunstelliger Betrag weckt nicht nur Hoffnung bei Bedürftigen, sondern ruft auch kriminelle Elemente auf den Plan, die jetzt wieder verstärkt mit Sammelbüchsen in den Fußgängerzonen und auf den Weihnachtsmärkten unterwegs sind. Dabei gehen die Betrüger sehr professionell vor, zeigen ihren Opfern sogar täuschend echt nachgemachte Ausweise vor und behaupten zum Beispiel, im Auftrag der Stuttgarter Vesperkirche unterwegs zu sein (wir berichteten). Diakoniepfarrerin Gabriele Ehrmann betont noch einmal: „Wir stellen keine Ausweise aus und schicken auch keine Sammler mit Blechdosen los.“

Doch woran erkennen Passanten, wann es sich um einen unseriösen Sammler handelt? „Schon ein Blick auf die Büchse kann helfen“, sagt Niklaas Haskamp von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. Ist die nicht verplombt, dann sollte man besser kein Geld in den Schlitz stecken. Erst recht, wenn versucht wird, mit Fotos angeblicher Folteropfer, hungernder Kinder oder gequälter Tiere Mitleid zu erregen und Druck ausgeübt wird. „Besser ist deshalb, zunächst abzuwinken und sich in Ruhe über die jeweilige Organisation zu informieren“, so Haskamp. Wer seriös agiert, offenbart in seinem Geschäftsbericht, wofür das Geld aus Spenden ausgegeben wird.

Wenig Infos – viel Misstrauen

Als bedenkenlos gelten beispielsweise die Rettungshundestaffeln vom DRK oder von den Johannitern. „Fragen über die Einrichtung und wohin das Geld fließen soll, helfen ebenfalls weiter“, sagt Erich Nolte. Denn je sparsamer die Infos seien, um so mehr Misstrauen sei angebracht. „Das gilt vor allem bei telefonischen Spendenaufrufen“, so der Experte. Gerade unseriöse Organisationen arbeiten hier mit mitleiderregenden und gefühlsbetonten Geschichten.

Doch Vorsicht, eine eigene Homepage ist kein Garant für die Vertrauenswürdigkeit einer Organisation. „Professionell gestaltete Internetseiten können zwar vordergründig einen glaubwürdigen Eindruck erwecken, doch besser ist, hinter die Kulissen zu blicken und zu prüfen, ob im Impressum ein Ansprechpartner sowie eine ordentliche Adresse genannt sind“, so der Verbraucherschützer. Wer Zweifel hegt, sollte um Informationen – Satzung, Jahresbericht, Prospekte – bitten und gucken, was andere Quellen im Netz über die jeweilige Organisation und ihre Aktivitäten äußern.

Das gelte ebenso für die zahlreichen über soziale Medien – etwa per Facebook – verbreiteten Spendenaufrufe. Auch dort tummeln sich Organisationen und Vereine, die vorgeben, sich für eine wohltätige Aktion zu engagieren. Statt Information zum Spendensammler und Belegen zu dessen sozialem Engagement, springen die jeweiligen Bankverbindungen für eine Überweisung meist jedoch sofort ins Auge.

Vorsicht an der Haustür

Vorsichtig bei Spenden sollten Bürger unbedingt an der Haustür sein. Waren von Behinderten werden in der Regel direkt in den Werkstätten verkauft und nicht an der Haustür oder gar am Telefon. Postkarten von sogenannten Mund- und Fußkünstlern werden meist von einem kommerziellen Verlag angeboten und nicht von einer karitativen Organisation.

Doch egal ob auf der Straße, am Telefon, an der Haustür oder per Brief: Verbraucher sollten sich nie unter Druck setzen lassen und sich vielmehr informieren. „Eine wichtige Orientierung im Spendendschungel bietet auf jeden Fall das Deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen“, rät Niklaas Haskamp. Denn nur Organisationen, die sich freiwillig und umfassend von dem unabhängigen Institut prüfen lassen, ihr Geld transparent verwalten und zum größten Teil dem Verwendungszweck zukommen lassen, erhalten das sogenannte Spendensiegel für ein Jahr.

Weiter Infos und eine Liste mit allen Einrichtungen, die das Spendensiegel haben, findet man unter www.dzi.de.