Großkampftag ist über die Pfingstfeiertage. Dann wird der oberirdische Überweg für Passanten gesperrt. Quelle: Unbekannt

Von Uli Nagel

Wer nicht zwingend mit seinem Auto über den Wilhelmsplatz fahren muss, der sollte in den kommenden Monaten diesen Bereich meiden. Denn am Montag startet die Stuttgarter Straßenbahnen AG mit ihrem Maßnahmenpaket am Wilhelmsplatz. In der Folge muss auf der König-Karl-Straße sowohl stadtein- wie stadtauswärts ein Fahrspur gesperrt werden.

Eigentlich sollte die Haltestelle in einem Aufwasch verlängert werden. Allerdings hat der Ausschuss für Umwelt und Technik mehrheitlich beschlossen, den Umbau des Bahnsteigs stadteinwärts vorerst zurückzustellen. Grund war der gemeinsame Antrag der Grünen im Stuttgarter Rathaus, der SPD-Gemeinderatsfraktion und SÖS/Linke/Plus. Die Antragssteller hatten kritisiert, dass nach dem Umbau die Haltestelle nicht mehr zu 100 Prozent barrierefrei zu erreichen sei.

Zwar ist die Stuttgarter Straßenbahnen AG eine 100-prozentige Tochter der Stadt Stuttgart, dennoch hätte sich das Unternehmen als Aktiengesellschaft über den Mehrheitsbeschluss im Technikausschuss hinwegsetzen können und den Hochbahnsteig wie geplant in einem Aufwasch ausbauen können. Doch SSB-Chef Wolfgang Arnold hatte offenbar keine große Lust auf Konfrontation und lässt seine Mitarbeiter jetzt umplanen.

„Das kostet viel Zeit und Geld“, sagte Alexander Schirling, bei den SSB für Bauwerke und Gleisanlagen zuständig, als er dem Bezirksbeirat Bad Cannstatt die Baumaßnahmen der kommenden Monate erläuterte (siehe Anhang). „Es ist ein sehr komplexes Paket, das nicht ohne Folgen für den Individualverkehr bleiben wird.“ Denn immerhin müssen Autofahrer stadtein- und stadtauswärts für einige Monate auf jeweils eine Fahrspur verzichten. „In Richtung Fellbach bereits ab kommenden Montag“, so Schirling. Dann beginnen die Vorbereitungen für die umfangreichen Schienen- und Weichenarbeiten. Betroffen ist der Bereich, an dem sich die Stadtbahngleise kreuzen. „Wir wollen diese Arbeiten über Pfingsten erledigen“, sagt der SSB-Gleisbauexperte. Ein Großkampftag, denn dann werden bis zu 40 Bauarbeiter, jede Menge Gerätschaften sowie Fahrzeuge auf dem Wilhelmsplatz am Werk sein. Aus diesem Grund muss der oberirdische Fußgängerüberweg komplett gesperrt werden. An diesem Wochenende richtet die SSB zudem einen Schienersatzverkehr ein. Angesichts des viel befahrenen Wilhelmsplatzes wird es bis zu 15 Nachtschichten zwischen dem 8. Juni und dem 6. Juli geben.

Dass sich die Bezirksbeiratsfraktionen der Antragssteller zufrieden zurücklehnten, war abzusehen. Massive Kritik und Unverständnis äußerten dagegen Gerhard Veyhl (Freie Wähler) und Roland Schmid (CDU). Nicht an dem Maßnahmenpaket und wegen eines drohendem Verkehrschaos rund um den Wilhelmsplatz. „Der Ausbau der Haltestelle ist zwingend nötig“, so Schmid. Allerdings hätte er wie auch Gerhard Veyhl sich gewünscht, dass es keine Neuplanungen stadtauswärts gibt. „Somit wird es mit Sicherheit zweimal ein ziemliches Chaos geben“, so Veyhl. Und das hätten die Antragssteller den Autofahrern zwingend ersparen müssen. Denn nach den Umplanungen soll 2018 der Hochbahnsteig stadteinwärts verlängert werden. Sowohl SSB-Chef Wolfgang Arnold als auch Stadplaner Stephan Oehler hatten im Technikausschuss betont, dass die gewünschte Rampe in Richtung König-Karl-Center problemlos nach einem entsprechenden Beschluss hätte nachgerüstet werden können.

bAUMAßNAHMEN UND sPERRUNGEN

Grund für die Baumaßnahme

Ab 2020 soll die Stadtbahnlinie U 1 mit 80-Meter-Zügen befahren werden können. Darüber hinaus ist die Haltestelle Wilhelmsplatz wichtiger Bestandteil für die Entfluchtung des Cannstatter Wasens. Zudem sind einige Gleise, Weichenanlagen und Holzschwellen in die Jahre gekommen und müssen dringend ausgetauscht werden. Die Gleisbauarbeiten dauern vom 22. Mai bis 23. Juni, die Verlängerung des Hochbahnsteigs vom 26. Juni bis voraussichtlich 1. September.

Das wird gemacht

Der Verlängerung der Haltestelle fällt eine Rampe in Richtung Stuttgart zum Opfer. Dafür werden Treppen installiert, die 1,80 Meter breit sind und keinen Platz für Kinderwagenschienen bieten. Der Z-Überweg vor der Eisenbahnbrücke muss etwas versetzt werden. Die Verlängerung des Haltebereiches auf der Gegenseite ist weniger aufwendig. Dennoch steht während des Umbaus für ein paar Wochen nur ein Gleis zur Verfügung. In diesem Zusammenhang wird der Fußgängerüberweg in die Badstraße, bislang fünf Meter breit und stark genutzt, auf sieben Meter verbreitert.

Individualverkehr

König-Karl-Straße: Verkürzung der Busspur und jeweils eine Fahrspur geradeaus und in Richtung Wilhelmstraße. Ab 22. Mai wird die linke Fahrspur dann bis zum geplanten Ende der Gesamtmaßnahme am 1. September gesperrt werden. König-Karl-Straße in Richtung Innenstadt: Reduzierung auf eine Fahrspur ab 12. Juni bis 24. Juli.

Passanten

Die sind nur vom 2. bis zum 6. Juni (Pfingstwochenende) direkt betroffen. In diesem Zeitraum müssen die Weichenbereiche U 2/ U 13 sowie U 13/ U 1 erneuert werden. Aus diesem Grund ist eine direkte, oberirdische Querung des Wilhelmsplatzes von der Bahnhof- in die Marktstraße nicht möglich. Die Unterführung ist natürlich offen, zudem gibt es einen Ersatzüberweg, der etwas verschoben in Richtung Stadtbahnhaltestelle liegt. Die SSB wird entsprechende Infotafeln aufstellen.

Ersatzverkehr

Am Pfingstwochenende kommt es zu einer Vollsperrung des Stadtbahnverkehrs. Schienenersatzverkehr mit Bussen für die Linie U 1, U 2 und U 13 gibt es vom 4. bis zum 6. Juni (jeweils Betriebsbeginn). Die SSB wird wird die Ersatzhaltestellen örtlich ausschildern.