Carmen Klötzl liebt den Kontakt zu den Kunden im Empfangsbereich. Quelle: Unbekannt

Das Mineralbad Leuze ist bei Jung und Alt sehr beliebt. Hinter den Kulissen wird an allen Ecken und Enden gearbeitet, um den Besuchern einen angehmen Aufenthalt zu bieten.

Bad CannstattDass sie noch ein „Frischling“ ist, merkt man Carmen Klötzl nicht an. So bezeichnet sie sich selbst, weil sie erst seit eineinhalb Jahren im Leuze an der Kasse sitzt. Vorher hatte sie im Verkauf gearbeitet. Im Mineralbad ist sie gern tätig – das sieht man. „Ich liebe den Kundenkontakt“, sagt Klötzl, auch wenn der manchmal schwierig ist. So mache sich die vor einigen Monaten eingeführte Tariferhöhung bemerkbar. „Es ist das tonangebende Thema“, sagt sie. „Man muss viel erklären, aber dann verstehen die meisten auch die Gründe für die Veränderung“, so Klötzl, die nicht nur abkassiert, sondern auch Buchungen durchführt sowie Massagetermine und Beschwerden entgegennimmt. Während Klötzl und eine Kollegin im Obergeschoss Kunden in Empfang nehmen, zeigt Saunaleiter Nico Eschenbach eine Etage tiefer, was Badegäste so alles liegen lassen. Der gelernte Schwimmmeister hat vor 19 Jahren im Leuze angeheuert und ist mit seinen 41 Jahren somit schon ein echter Routinier. „Es ist verblüffend, wie manche Leute das Bad verlassen“, sagt Eschenbach: so manch einer lasse gar seine Schuhe liegen. Ob Handtücher, Flip-Flops, Badehosen – die Kisten im Fundbüro sind stets gut gefüllt.

Eschenbach hat einen Acht-Stunden-Tag, doch im Leuze gehen die Lichter meist erst um 23 Uhr aus. Die Servicekräfte starten um 5.30 Uhr und sind fortwährend im Einsatz: Sie reinigen die Umkleiden, das Treppenhaus und die Toiletten und machen Kontrollgänge. Hygiene ist in Bädern wie dem Leuze oberstes Gebot. Das gilt natürlich auch für die Wasserqualität: Drei Mal täglich würden Proben analysiert, sagt Eschenbach. Er beruhigt: die Werte würden nur selten unter- oder überschritten. In den Innenbecken herrscht an jenem späten Vormittag schon reger Betrieb. Für Schwimmmeister Michael Klein nichts Neues. Der 35-jährige mit dem blonden Dutt hat einen geschulten Blick. Seit elf Jahren beobachtet er, was auf und unter der Wasseroberfläche vor sich geht – und greift ein, wenn es sein muss. Routine gebe es aber nicht, betont Klein: „Jeder Tag ist anders, jeder Mensch unterschiedlich.“ Neben der Becken- und Saunaaufsicht führt Klein die Wassergymnastik durch und entschärft Konflikte.

Die gebe es nämlich regelmäßig. „Manche Jugendliche springen ins Wasser, schreien, schubsen – sie haben zu viel Testosteron im Blut“, so Klein. Nach der dritten Ermahnung kann er einen Tag Hausverbot verteilen. Richtig ernst wird es auch ab und zu: Bereits drei Mal musste Klein den Defibrillator einsetzen, einmal musste er ein Kind reanimieren, das untergegangen war.

Im Mitarbeiterbereich der Saunalandschaft legen Marina Ade, Elaine Franke und Sina Keller gerade eine Pause zum Umziehen und Durchschnaufen ein – auf einer direkt am Neckar gelegenen Terrasse. Für die 33-jährige Ade ergab sich ihre Tätigkeit ganz natürlich: „Ich bin seit meiner Kindheit Saunagängerin, war im DLRG, habe die Aufsicht im Freibad gemacht“, zählt sie auf. Seit 2005 macht sie Aufgüsse im Leuze, seit eineinhalb Jahren mehrmals die Woche. Auch Sauna-Events führt sich mit durch. Der Job sei Berufung, sagt Ade, tue körperlich gut. Man könne sich auspowern und komme mit Menschen ins Gespräch.

Während die Sauna-Gäste genüsslich schwitzen, brummt und surrt es in den kühlen Katakomben des Leuze unaufhörlich. Das Bunker-Labyrinth, offiziell „Die Technik“ genannt, ist die Schaltzentrale des Badevergnügens. Hier stehen mächtige Schwallwasserbehälter, Umwälzpumpen, Lüftungsanlagen, Filteranlagen und Rohre, Rohre, Rohre soweit das Auge reicht.

Sechs Techniker arbeiten hier, überprüfen die Werte – zum Beispiel den pH-Wert oder den Chlor-Wert des Wassers – und führen Wartungsarbeiten durch. „Alle Becken werden permanent von Computern überwacht“, sagt Nico Eschenbach. Zu überwachen gibt es viel: 3000 Quadratmeter Wasseroberfläche, um genau zu sein. Als Überwachung würde Christian Müller seinen Job wohl nicht beschreiben. Doch zumindest überblicken muss der 53-jährige Betriebsleiter des Leuze so ziemlich alles. Unter anderem das Personal: rund 100 Mitarbeiter unterstehen seiner Aufsicht. Müller erstellt Dienstpläne, schreibt E-Mails, nimmt Beschwerden entgegen. Eine Kaffeetasse, Blätter und Aktenordner umrahmen seinen Arbeitsplatz.

Ein bisschen ist Müller Mädchen für alles. Er unterhält sich mit Badegästen, telefoniert mit Mitarbeitern oder sucht mit einem Techniker zusammen einen Rundkarabiner. Seit 1982 ist er bei den Bäderbetrieben angestellt, seit 1996 leitet er das Bad. Langweilig werde es aber nie, sagt er. Jeder Tag berge Überraschungen. Wie könnte es auch anders sein bei durchschnittlich 2000 Besuchern täglich?

„Besonders toll ist das Mitwirken an Bauvorhaben wie dem Kinderbecken. Es gibt immer wieder neue Projekte“, so der Leiter. Das altgediente Leuze jedenfalls trete nicht auf der Stelle, entwickle sich gerade immer stärker vom Mineral- und Heilbad zum Familienbad. Was für ein Aufwand hinter einem Tag im Leuze steckt, davon ahnen wohl nur die wenigsten Gäste etwas. Die Verantwortlichen im Leuze dürften dies – zurecht – als Kompliment verstehen.