(rw) - Seit dem Kultfilm aus dem Jahr 1987 „Out of Rosenheim“ ist die bayerische Schauspielerin Marianne Sägebrecht weltbekannt. Am Samstag war sie zu Gast im Kleinen Kursaal, las aus ihrer Biografie „Auf dem Weg nach Surinam“ und gab Einblicke in ihr Leben. Bevor das bajuwarische Urgestein das Podium betrat, erzählte sie uns, dass dies ihr erster Besuch in Bad Cannstatt sei. Nach Stuttgart hat es die Bayerin jedoch bereits in der Vergangenheit geführt. Die 71-Jährige erinnert sich noch genau an ihre früheren Auftritte im Scherbentheater und insbesondere an die Lesung von Gedichten Hilde Domins im November 2015 im Renitenz-Theater. Mit der Stuttgarter Kabarettistin Patrizia Moresco verbindet sie außerdem „eine Seelenfreundschaft“. Deshalb nahm Sägebrecht deren Gedicht „Heldinnen“ mit in ihr erstes Programm in Bad Cannstatt auf.

Sägebrechts Biografie heißt „Auf dem Weg nach Surinam“. Die zwölfjährige Marianne träumte, im Urwald Surinams geboren und auf geheimnisvolle Weise nach Starnberg „versetzt“ worden zu sein, um den Menschen zu helfen. Seitdem glaubt sie an einen ganzheitlich- göttlichen Weltenplan, in dem alles zusammenpasst, an ein „Lebensskript“, das jedem bei der Geburt mitgegeben wird. Zum 18. Weltgebetstag der Frauen am 2. März 2018 will sie nun endlich nach Surinam „zurückkehren“ und dort mit Percy Adlon einen Film über das Urwald-Weltkulturerbe und seine Bewohner drehen.

Ihre Lebenslinie ist von universaler Empathie bestimmt, dem Mitgefühl mit den Schwachen, den Gestrauchelten, den Hilfsbedürftigen, vor allem aber mit den Frauen überall auf der Welt. Schon als Leichenwäscherin in ihrem ersten großen Filmerfolg „Zuckerbaby“ hat sie das Dienen dem Herrschen entgegengestellt. Dieser sanft lächelnde Kampfgeist ist ihr Markenzeichen geworden und bis heute geblieben. In ihrer postklimakterischen Freiheit hat sie zunehmend Verständnis für die triebverhafteten Männer entwickelt und bietet für alle ihr Heilgebet an: „Liebe mich dann, wenn ich es am wenigsten verdiene, denn dann brauche ich diese Liebe.“ Als „Kräuterhexe“ empfiehlt sie daneben ihr Lieblingskraut, den Spitzwegerich und „Adam‘s Dream Tea.“ Als Mensch ist sie sich immer treu geblieben, ohne sich von Tabus und Goldenen Kälbern verschrecken zu lassen. Mit neun Jahren sang sie mit „schöner Stimme“ für ihren verehrten Kaplan und sterbenskranke Menschen, heute wirbt sie für den Christopherus Hospiz Verein München. Daneben besucht sie Kindergärten und Schulen, und lässt bei Lesungen mit ungebrochenem Schwung und dem Charme einer Sippenältesten ihre Gäste in eine bessere Welt blinzeln. Dabei fühle sie sich von Gesprächspartnern und Zuhören häufig „wie ein Wesen von einem anderen Stern“ wahrgenommen. Sägebrecht, die vom Kulturverein ’s Dudelsäckle nach Bad Cannstatt eingeladen worden war, begeisterte auch bei der musikalischen Lesung mit dem Duo Saitenspringer die Zuhörer.