Freuen sich über eine gelungene Veranstaltung: Jürgen Bruder vom CaféHaus Veit, Herzchirurg Professor Ulrich Franke und CZ/UZ-Geschäftsführer Sigfried Baumann (v. li.). Fotos: Olbort Quelle: Unbekannt

(jo) - Eine Sprechstunde der ganz besonderen Art war die Gesprächsrunde unserer Zeitung mit dem Titel „Keine Angst vor der Herz-OP“ im Cannstatter CaféHaus Veit in der Schmidener Straße. Professor Ulrich F. W. Franke, Chefarzt der Abteilung für Herz- und Gefäßchirurgie am Stuttgarter Robert-Bosch-Krankenhaus, stand den Lesern unserer Zeitung in entspannter, familiärer Atmosphäre zum Thema Herz-Operationen Rede und Antwort. Bei einer Tasse Kaffee oder Cappuccino und leckerem Kuchen, spendiert vom CaféHaus Veit, konnten die Besucher sowohl allgemeine Fragen an den renommierten Herzchirurgen stellen sowie die Chance nutzen, persönliche Anliegen vorzutragen.

Moderiert wurde die Runde von CZ/UZ-Geschäftsführer Sigfried Baumann, der selbst schon bei Professor Franke „unterm Messer lag“ und wissen wollte, ob tatsächlich niemand Angst vor einer Herz-OP haben müsse. „Ja und Nein“, lautete die Antwort von Professor Franke, der seit 2007 am Robert-Bosch-Krankenhaus tätig ist. Da jeder Mensch unterschiedlich ist, könne die Frage nicht pauschal beantwortet werden.

Das Risiko einer Herz-Operation hängt von vielen Faktoren ab: Beispielsweise spielen Alter, körperliche Fitness und die Art der Operation eine Rolle. Insgesamt gibt es in Stuttgart und der Region eine sehr gute medizinische Versorgung im Bereich der Herzchirurgie durch das Robert-Bosch-Krankenhaus und die Sana-Klinik. Dadurch würden Patienten meist innerhalb von vier Wochen einen OP-Termin erhalten, sagt der aus Sachsen-Anhalt stammende Franke. Die Abteilung für Herzchirurgie am Robert-Bosch-Krankenhaus ist die größte in Süddeutschland und führte zum Beispiel im Jahre 2016 mehr als 2000 Operationen durch. „Das ist eine große Leistung mit einem kleinen Team,“ sagte der Vater zweier Kinder, der seit 1989 Herzchirurg ist - Sohn und Ehefrau haben sich ebenfalls dem Arztberuf verschrieben. Dabei werden in der Herzchirurgie des Robert-Bosch-Krankenhauses so viele minimal-invasive Operationen durchgeführt, wie in kaum einer anderen Klinik. Ein minimal-invasiver Eingriff bedeutet: einen kleinen Schnitt statt des Aufsägens des Brustbeins. „All unsere Bemühungen sind darauf ausgerichtet, die Belastung des Patienten während des herzchirurgischen Eingriffs so gering wie möglich zu halten. Hierfür werden die minimal-invasiven Operationstechniken routinemäßig durch alle Operateure angewendet. Gleichzeitig setzen wir die Operationsmethoden ein, die den größten Langzeiterfolg für unsere Patienten bieten“, sagte Professor Franke.

Von den acht Operateuren seiner Abteilung führt jeder circa 250 Eingriffe im Jahr durch. Die Ärzte und Ärztinnen haben also tägliche Übung und reichlich Erfahrung - dies spiegelt sich auch in der Statistik wider: Bei Bypass-Operationen im Robert-Bosch-Krankenhaus liege die Sterblichkeitsrate bei Patienten, die keine Risikofaktoren mitbringen, bei unter einem Prozent; der Bundesdurchschnitt liege bei drei Prozent, sagte Franke. „Solche Eingriffe sind also in der Regel sehr, sehr sicher.“ Das Risiko, bei einer Herzklappen-OP zu versterben, liege bei zwei Prozent, also zwei von hundert Fällen. „Man kann im Regelfall davon ausgehen, dass so eine Operation gut geht“, sagte Franke. Bei komplizierteren Eingriffen - etwa, wenn eine Herzklappe ersetzt und mehrere Bypässe gelegt werden müssen - ist das Risiko allerdings höher. Aber auch die Belastung für die Operateure ist bei solch einem Eingriff hoch, sagte Professor Franke. Ein Oberarzt sei neun Jahre in seiner Abteilung gewesen und wolle nun als niedergelassener Arzt arbeiten, da ihm die psychische Belastung in der Herzchirurgie zu hoch sei. „Man trägt immer Verantwortung für ein Einzelschicksal“, sagte Franke. „Jede erfolgreiche Herz-Operation ist für einen Operateur jedoch eine große Motivation.“

Die meisten der anwesenden Gäste, die im Rahmen einer Leseraktion per Losentscheid ermittelt wurden (maximal waren nur 15 Gäste zulässig), teilten ein Schicksal: Sie mussten sich bereits einer Operation am Herzen unterziehen. Dementsprechend groß war das Interesse, persönliche Fragen zu stellen, für deren Beantwortung sich Franke viel Zeit nahm. Beispielsweise wollte Ingeborg Gohl wissen, wie gefährlich Ablagerungen an den Gefäßen sind. Prinzipiell seien Ablagerungen nicht schlimm, da dies mit dem Leben einhergehe. Solange durch die Ablagerungen keine Verengung entstehe, seien sie unproblematisch, sagte Franke und betont: „Prinzipiell ist eine Ferndiagnose jedoch nicht möglich.“ Auf die Frage, ob der Trend eher zu biologischen, aus tierischen Zellen vom Schwein, Rind oder seit neuestem auch vom Pferd, oder künstlichen Herzklappen gehe, fiel die Antwort von Professor Franke eindeutig aus: „biologische natürlich“, da anschließend nicht dauerhaft Blutverdünner eingenommen werden müsse.

Einige der anwesenden Gäste wurden bereits von Franke operiert und gaben Rückmeldung zum Verlauf des Eingriffs. Beispielsweise bedankte sich der Cannstatter Manfred Placher bei ihm für die gute Arbeit der Ärztinnen und Ärzte des Robert-Bosch-Krankenhauses und bat Franke, die Kollegen zu grüßen.