Avgoustis Omeridis vor seinem Hasengehege auf dem Vereinsgelände Foto: Edgar Rehberger - Edgar Rehberger

Der Musikverein Bad Cannstatt hat dem Pächter der Vereinsgaststätte „Frei-Weg“ zum 31. August gekündigt. Dieser wehrt sich gegen die Kündigung und hält das Lokal bis auf weiteres geöffnet.

Bad CannstattSeit 2013 ist er Pächter der Vereinsgaststätte des Musikvereins Bad Cannstatt. Seitdem hat Avgoustis Omeridis nach eigenen Angaben 70 000 Euro ins „Frei-Weg“ investiert. „Seit 2017 läuft es ganz gut.“ Daher kann er auch die Kündigung durch den Verein zum 31. August nicht verstehen. „Ich mache weiter“, zeigt er sich kämpferisch. Mittlerweile hat er einen Anwalt eingeschaltet, der gegen die fristlose Kündigung vorgeht. Mit dem heutigen Tag gehen in der Vereinsgaststätte die Lichter noch nicht aus. Das Lokal, das innen 80 Plätze und im Freien weitere 120 Plätze bietet, will er bis auf weiteres weiterhin dienstags bis sonntags ab 11 Uhr offen halten.

Zur Freude seiner Stammgäste und auch zahlreicher Mitglieder, für die das „Frei-Weg“ sozialer Treffpunkt ist. Für viele sei es im Bereich Birkenäcker der einzig verbliebene. Auch Stammgäste und Mitglieder setzen sich für den Erhalt ein und haben auch schon bei der Stadt nachgehakt – bislang ohne positive Unterstützung. 600 Unterschriften wurden bereits gesammelt. Sie verstehen nicht, wie ein solch schönes Areal mit Teich, Spielplatz, Hasengehege und Außengastronomie im Grünen aufgegeben wird.

Doch die Vorstandschaft des Musikvereins hat sich per einstimmigem Beschluss dazu entschieden, Gelände und Gebäude am Sigmund-Lindauer-Weg 6 der Stadt vorzeitig zurückzugeben. Das Areal wurde dem Verein in Erbbaupacht überlassen, bis ins Jahr 2031. Finanzielle Gründe hätten den Ausschlag gegeben, begründet die Vorsitzende Melanie Beil den Beschluss. Das Vereinsheim sei in marodem Zustand und müsse dringend saniert werden. Unter anderem sei das Dach undicht. „Ein Sachverständigen-Gutachten hat Sanierungskosten in Höhe von mindestens 100 000 Euro ermittelt. Geld, das wir nicht haben.“ Und sollte auf dem Gelände irgendjemandem etwas passieren, hafte der Verein. „Das Risiko will ich nicht mehr eingehen.“ Daher soll das Areal „so schnell wie möglich“ der Stadt übergeben werden.

Stadtsprecher Martin Thronberens bestätigt den Vorgang. „Der Verein ist vor kurzem auf die Stadt als Grundstückseigentümerin zugekommen, mit der Bitte um einvernehmliche Aufhebung des Erbbaurechts vor Zeitablauf.“ Eine vorzeitige Aufhebung des Erbbaurechts sei zwar selten, komme aber vor. Eine Entscheidung ist noch nicht gefallen. „Die Stadt steht mit dem Verein in Kontakt und prüft momentan dessen Bitte um vorzeitige Aufhebung des Erbbaurechts.“

Pächter und Stammgäste kennen das Gutachten nicht, staunen auch über die angegebenen 100 000 Euro Kosten. „Während ich da bin, war niemand zur Untersuchung in der Gaststätte“, sagt Omeridis. Außen seien einmal Prüfungen durchgeführt worden. Vom undichten Dach merke man im Lokal nichts. 2017 habe er mit Wissen der Vorsitzenden die Terrasse saniert, die alte Grillhütte abgerissen und einen Raucherraum errichtet. Zudem habe er Bäume auf eigene Kosten zurückgeschnitten. Nach dem Wasserschaden durch Unwetter im vergangenen Herbst wurde festgestellt, dass die Abflussrohre durch Baumwurzeln verstopft waren. „Das wollte der Verein übernehmen.“ Ob es durchgeführt wurde, weiß er nicht. Laut der Vereinsvorsitzenden wurden 8000 Euro in eine neue Heizung investiert. „Ein neuer Boiler wurde installiert“, stellt Omeridis dazu fest. Aber sonst gebe es vom Verein keine Unterstützung. Es werde so gut wie keine Veranstaltung bei ihm durchgeführt.