Bernd Odörfer wechselt an den Bundesgerichtshof. Foto: Iris Frey - Iris Frey

Im März wurde er vom Richterwahlausschuss gewählt: Nun wechselt Bernd Odörfer zum 1. Oktober vom Amtsgericht Bad Cannstatt als Richter zum Bundesgerichtshof. Er freut sich auf die neuen Aufgaben.

Bad CannstattVor genau zwei Jahren hat er am Amtsgericht Bad Cannstatt die Leitung übernommen, jetzt wechselt Direktor Bernd Odörfer an den Bundesgerichtshof nach Karlsruhe. Am 1. Oktober fängt er dort an. „Der Bundesgerichtshof ist ein Ort, an dem die vertiefte rechtliche Arbeit im Vordergrund steht. Das hat mich schon immer interessiert. Ich freue ich mich sehr auf diese anspruchsvolle Aufgabe“, sagt der 45-Jährige.

Für die Wahl wurde er vorgeschlagen. Im März wurde er vom Richterwahlausschuss gewählt, in dem 16 Landesjustizminister, 16 Bundestagsabgeordnete und die Bundesjustizministerin sitzen. Odörfer hat sich sehr gefreut. „Es geht ein beruflicher Traum in Erfüllung“, sagt er.

Das Präsidium habe Ende August entschieden, dass Odörfer beim 1. Zivilsenat als Richter tätig sein wird und sich dort vor allem um Urheberrecht, Wettbewerbsrecht und Markenrecht kümmern wird. Er freue sich sehr und habe aber auch Respekt vor der Aufgabe. Er sei positiv gespannt.

Die Zeit in Bad Cannstatt beschreibt er als „bewegte zwei Jahre“. Auch deswegen habe es ihm sehr gut gefallen. Er sei ausgesprochen gerne hier gewesen. „Ich finde die gute kollegiale Atmosphäre hier sehr schön. Ich werde das Amtsgericht vermissen. Die Aufgabe lag mir am Herzen.“

Am Amtsgericht hat er als Direktor die Leitung über 110 Mitarbeiter und etwa 20 Richter. Zu den großen Aufgaben, die er zu bewältigen hatte, war die Notariatsreform, die am 1. Januar 2018 in Kraft trat. Dadurch zogen rund 20 Personen ins Amtsgericht aus den Notariaten ein.

Sie beschäftigten sich unter anderem mit Betreuungsfällen. So wurden laut Odörfer Ende letzten Jahres rund 2338 laufende Betreuungsverfahren am Amtsgericht Bad Cannstatt gezählt. Im Laufe des Jahres 2018 gab es 869 Neueingänge. Doch nicht jeder Neueingang führt zu einem Betreuungsverfahren. Sterbefälle gab es im vergangenen Jahr 2207 im Amtsgerichtsbezirk. Dabei gab es auch Fälle, in denen kein Verfahren entstand oder Fälle, bei denen es mehrere Testamente gab.

Odörfers Fazit zur Notariatsreform und ihre Integration am Amtsgericht Bad Cannstatt lautet: „Die Mitarbeiter haben sich gut integriert. Die Betreuungsabteilung funktioniert weitgehend im Normalbetrieb. Die Nachlassabteilung läuft in geordneten Bahnen. Es gibt jedoch noch Rückstände. Wir haben das Ziel, diese weiter abzubauen.“ Die Notare, Rechtspfleger und Geschäftsstellenmitarbeiter hätten aber schon erhebliches geleistet.

Auch der Umbau im Amtsgericht war eine der großen Aufgaben in Odörfers Amtszeit. Jetzt sei man auf der Zielgeraden. Die Arbeiten sollen dieses Jahr weitgehend fertig werden. Der Umbau der Strafsitzungssäle eins bis drei ist fertig. Die Halle ist umgebaut. Das Kunstwerk von Horst Kuhnert muss in der Halle wieder neu montiert werden.

Der Umbau des Eingangsbereichs steht noch an. Wenn der Zeitplan eingehalten werden könne, könne die Galerie Kunsthöfle mit einer Ausstellung zum Jahreswechsel wieder ins Amtsgericht einziehen. Das Amt für Vermögen und Bau habe es geklärt. Ausstellungen können damit wieder stattfinden. Das sei schön. Denn die Ausstellungen seien eine Gelegenheit für das Amtsgericht, sich nochmals zu öffnen.

Im Eingangsbereich soll ein Bürgerempfang entstehen in einem geschlossenen Raum, kündigt Odörfer an. „Die Infothek und die Rechtsantragsstelle sollen gemeinsam eine eigene Abteilung bilden, die im Erdgeschoss angesiedelt ist. Die neue Abteilung wird sich auch überlegen, welche Anliegen gleich vor Ort erledigt werden können und wie die Verzahnung mit den anderen Abteilungen verbessert werden kann. Wir wollen dadurch noch bürgerfreundlicher werden.“

Dieses Projekt sei ihm wichtig gewesen im baulichen und organisatorischen Sinne. Ob am Amtsgericht noch weitere Baumaßnahmen wie energetische Sanierung beispielsweise der Fenster gemacht werden, sei noch offen, das hänge auch von den Haushaltsmitteln ab.

Seine Bilanz zu seiner Zeit am Amtsgericht: „Ich empfinde es als glückliche Fügung, von einem Amtsgericht an den Bundesgerichtshof wechseln zu dürfen. Die Erfahrungen, die ich an der Basis gesammelt habe, werden mich dort bereichern.“

Karlsruhe kennt Odörfer im übrigen schon. Dort war er mal dreieinhalb Jahre Pressesprecher am Bundesverfassungsgericht. „Ich habe in jeder Station Erfahrungen gesammelt, die einen prägen, genauso wie es gut ist, an der Basis mal gewirkt zu haben.“

Seine Nachfolge für das Amtsgericht ist bereits ausgeschrieben. „Ich bin recht zuversichtlich, dass es nicht zu einer langen Vakanz kommt.“ In seiner Abwesenheit ist Florian Bollacher als stellvertretender Amtsgerichtsdirektor tätig. Er ist seit 1. Januar diesen Jahres im Hause. Odörfer hinterlässt damit ein wohlbestelltes Haus, wie er bestätigt.