Von Petra Bail

Stuttgart - „Human - Menschenbilder und künstliche Körper“ lautet das große Thema der kommenden Spielzeit im Stuttgarter Fitz, dem Zentrum für Figurentheater. Dazu gibt es in den nächsten Monaten neue Produktionen, Gastspiele, Gesprächsrunden und Performances. Die künstlerische Leiterin, Katja Spiess erläutert die beiden Schwerpunkte. Im Herbst dreht sich alles um das Schöpferthema, im Frühjahr stehen Robotik und Digitalisierung im Fokus.

Die erste Premiere der „Human“-Reihe zeigt das Fitz-Stammensemble Wilde & Vogel am 5. Oktober. „Frankenstein“ kommt mit Alchemie, Magie und Elektrizität als großes Versuchslabor auf die Bühne. Zuvor wird die Spielzeit mit Abschlussarbeiten des Studiengangs Figurentheater der Stuttgarter Hochschule für darstellende Kunst eröffnet. Noch bis morgen sind die Handpuppen-Arbeiten zu sehen. Am 29. Oktober folgt „Doppeltes Spiel“ - eine weitere Aktion mit den Studenten. Dreieinhalb Stunden lang findet ein außergewöhnlicher Parcours durch die Räume des Fitz und des Theaters Rampe statt, inklusive Kraftriegelverteilung an Zuschauer gegen Erschöpfung. Außerdem bieten Fitz und Rampe in Kooperation ein fünfteiliges Performance-Abo mit reichhaltigen Warm-ups an.

Seit 30 Jahren gibt es das Stuttgarter Ensemble Materialtheater mit Annette Scheibler und Sigrun Kilger. Am 9. November bringen sie die Uraufführung von „Don Quijote“ auf die Bühne, die große Materialtheater-Werkschau dauert dann bis zum 29. November. Sie zeigt - nebst einem Flohmarkt - acht Inszenierungen, eine Ausstellung, eine Buchpräsentation und Filme.

Am ersten Dezemberwochenende schlägt Stefanie Oberhoff mit den „1. Stuttgarter Heiltagen“ zu. Sie und ihr Alter Ego, die legendären „Gräfin“, verwandeln das Fitz in ein Wellness-Center der Bühnenkunst. Ausgehend von Alejandro Jodorowskys Psychomagie geht es im Stück namens „Schnitzel Andrea“ um die Verarbeitung einer Trennung. Gemeinsam mit jemand, der eine Zwiebel schneidet, darf geweint werden. „Mit ernstem Hintergrund, trotzdem humorvoll“, erklärt Katja Spiess.

Im Kinderprogramm thematisiert das neue Stuttgarter Ensemble Bunny works for five mit der Umsetzung von Báròur Oskarssons Bilderbuch „Das platte Kaninchen“ den Umgang mit dem Tod - für Zuschauer ab fünf Jahren (ab 4. November). Die Weihnachtsfee kommt ab 2. Dezember im „Wunderschlitten“ (ab vier Jahren).

Das Internationale Figurentheaterfestival „Imaginale“ findet vom 18. bis 28. Januar 2018 statt. Im Frühjahr geht es dann um eine neue und spannende Ästhetik in der technisierten Welt mit künstlicher Intelligenz. „Das utopische Potenzial ist der Reiz für die Bühne“, sagt Spiess. In „Pinocchio 2.0“ wirken digital gesteuerte Spielfiguren mit. Drohnen und Lasereffekte signalisieren den Aufbruch in neue Theaterwelten, in denen Figurenspieler zu Programmierern und Systembetreuern werden. Auch das Trio Meinhard Kraus Feigl aus Stuttgart lotet in „Robot Dreams“ die Grenze zwischen Mensch und Maschine aus. Eine Preview dieser Produktion gibt es bereits am 22. November.

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