Auf abenteuerlicher Mission: die Kurzhosengang mit (von links) Snickers (Timo Beyerling), Island (Tobias Strobel), Rudolpho (Daniel Großkämper) und Zement (Daniel Elias Böhm). Foto: Bernd Eidenmüller Quelle: Unbekannt

Von Martin Mezger

Esslingen - Die Kurzhosengang ist wieder unterwegs: Nach dem erfolgreichen ersten Teil - seit der Premiere im April 2015 gab es fast 100 Vorstellungen an der Jungen WLB, der Kinder- und Jugendsparte der Esslinger Landesbühne - wagt sich der Regisseur und Bühnenbildner Jakob Weiss nun an die verästelte Handlung des zweiten und vor allem dritten Bands von Zoran Drvenkars Jugendroman-Serie. Die Lust am ausschweifenden Erzählen prägt die Fantasy-Story „Die Kurzhosengang und das Totem von Okkerville“, die morgen im Podium 2 des Esslinger Schauspielhauses für Zuschauer ab elf Jahren Premiere hat. Auch wenn Weiss und die Dramaturgin Stephanie Serles die 500 episodenreichen Seiten des Buchs auf wesentliche Handlungsstränge konzentriert haben: Die Bühnenfassung ist voll praller Action, überraschenden Wendungen, erstaunlichen Wesen zwischen Fabel und Wirklichkeit.

Klar ist die Ausgangssituation: Das Totem muss zurück nach Okkerville, denn seit das mythische Zeichen von dort verschwunden ist, geht in der kanadischen Kleinstadt alles schief. Die Kurzhosengang macht sich auf die Suche, aber auch ihre Rivalen von der verfeindeten Pauli-Gang sind hinter dem Totem her. Sonderbare Gestalten, etwa die alte Laroux, die im Ruf steht, eine Vampirin zu sein, weisen den Weg, an dessen Ende sich alte Geheimnisse als verwandtschaftliche Beziehung entpuppen: Kurzhosen-Mitglied Island etwa, der zwölften Geburtstag hat und für immer zwölf Jahre alt bleiben wird, findet in einem Mischwesen aus Vogel und Mensch seiner Vater, und der ist nicht nur ebenfalls unsterblich, sondern hat sehr viel mit Okkerville und dem Totem zu tun. Aber auch die Paulis können mit einem Unsterblichen dagegenhalten, dem 126 Jahre alten, „Mumie“ genannten Uropa eines ihrer Jungs.

So entwickelt sich aus abenteuerlichem Fabulieren und Fantasieren, aus Verstrickungen und Verwandtschaften jener „erzählerische Überschwang, der schon den ersten Teil so charmant machte“, sagt Regisseur Weiss. Der zweite Teil sei übrigens völlig eigenständig, man könne ihn auch ohne Teil eins verstehen, versichert Weiss.

Die Abenteuer inszeniert der Regisseur zunächst aus Sicht der Pauli-Gang, von Kostümbildnerin Elena Gaus als Western-Bösewichte gekennzeichnet, dann aus dem Blickwinkel der pfadfinderhaften Kurzhosen: ein Perspektivwechsel von Böse nach Gut, der die Zuschauer laut Weiss in einen „moralischen Konflikt“ stürzen soll, denn „man versteht so auch die Motive der Pauli-Gang“. Am Ende löst sich der Gegensatz auf in einer wundersamen Versöhnung, die für den Regisseur auf die tiefere menschliche Botschaft hinter all der Fantasy weist.

Die Premiere beginnt morgen um 16 Uhr im Podium 2 des Esslinger Schauspielhauses. Die nächsten Vorstellungen folgen am 1. und 28. Oktober.