Probenszene aus der neuen WLB-Produktion mit Nils Strassburg als Elvis Presley (Mitte). Foto: Bulgrin Quelle: Unbekannt

Von Thomas Krazeisen

Esslingen - Elvis lebt. Und er feiert an der Esslinger Landesbühne ein Comeback. Und das in zweifacher Hinsicht. Nach der WLB-Premiere mit dem Stuttgarter Elvis-Interpreten und den Roll Agents in der vergangenen Spielzeit kehrt Nils Strassburg mitsamt seiner Band ins Esslinger Schauspielhaus zurück. Die aktuelle Produktion, die heute Abend um 19.30 Uhr unter dem Titel „Elvis, Comeback!“ uraufgeführt wird, nimmt den Wendepunkt in der Karriere des King of Rock‘n‘Roll im geschichtsträchtigen Jahr 1968 zum Ausgangspunkt einer musikalischen Revue.

Seit acht Jahren hatte Elvis damals schon nicht mehr Live-Konzerte gegeben und stattdessen eine fragwürdige Hollywood-Karriere mit mehr als zwei Dutzend Filmen hingelegt; einer künstlerisch billiger als der andere. Die Zeit der großen Bühnenerfolge schien bereits der Vergangenheit anzugehören. Während Elvis in Streifen wie „Blue Hawaii“ oder „Fun in Acapulco“ nurmehr als kreuzbrave Kommerzikone auf der Leinwand Präsenz zeigte, war die Karawane der Revoluzzer des kurzen, aber heftigen Summer of Love an ihm vorbeigezogen. Die Fans hatten sich mit den Stones, Beatles oder Doors neuen Idolen zugewandt, als dem „King“ mit einem vorweihnachtlichen TV-Special eine triumphale Rückkehr auf die Bühne gelang. Das Rezept dieses NBC-Coups, der dem Sender Traumeinschaltquoten bescherte, war ebenso einfach wie erfolgreich. Elvis jammte in intimer Musikerrunde mit alten Kumpels einfach drauf los. Die Fans erlebten etwas, das es damals schon lange nicht mehr gegeben hatte: den Sänger und Entertainer Elvis in Bestform und einen Superstar zum Anfassen in familiärer Atmosphäre. Es war gewissermaßen die Geburtsstunde von Elvis’ legendären Las-Vegas-Shows und als TV-Format zugleich der „Unplugged“-Sessions - zwei Jahrzehnte vor der erfolgreichen Vermarktung durch MTV.

Die „Comeback!“-Produktion im Esslinger Schauspielhaus präsentiert zwar auch Songblöcke mit den obligatorischen Best-of-Nummern aus der Erfolgsphase der Las-Vegas-Shows und des spektakulären „Aloha from Hawaii“-Auftritts, den weltweit rund 1,5 Milliarden Menschen gesehen haben. Neben den fetten orchestralen Arrangements der Siebzigerjahre gibt es aber vor allem Perlen der Fünfziger- und Sechzigerjahre zu hören wie „That‘s All Right“, eine eher zufällig im Studio von Sam Phillips in Memphis entstandene Aufnahme, die ein Meilenstein des Rock‘n‘Roll werden sollte. „Mich haben vor allem diese Anfänge interessiert, der Urknall gewissermaßen“, sagt der Regisseur dieser Uraufführung, James Lyons. Er will bei seiner musikalischen Zeitreise das dramaturgische Hauptaugenmerk denn auch weniger auf den erfolgreichen, saturierten „King“ als vielmehr auf den „jungen, einfühlsamen Elvis“ richten, der nicht unbedingt dem Männlichkeitsideal der Zeit entsprochen habe, von dem eine mystische androgyne Aura ausgegangen und der zu einer „emotionalen Projektionsfläche“ für die weiblichen Fans geworden sei.

Für Nils Strassburg, der 2012 den Elvis-Contest gewonnen hat und von Time Warner zum „besten Elvis-Interpreten“ in Deutschland gekürt wurde, ist diese „Comeback“-Geschichte „eine Herzensangelegenheit“, denn sie zeige den Star ohne die üblichen Schönfärbereien auch von einer anderen Seite: „einen Elvis, der auch mal böse, cholerisch und streitsüchtig werden kann - einen ganz normalen Menschen eben“.

Die Uraufführung beginnt heute Abend um 19.30 Uhr im Esslinger Schauspielhaus. Die nächsten Aufführungen in Esslingen finden am 19. November (18 Uhr) sowie am 31. Dezember (17.30 Uhr und 21 Uhr) statt.