Von Dietholf Zerweck

Stuttgart - Der Name „Singer Pur“ ist seit 25 Jahren Programm: Tatsächlich ist die Intonation dieses Vokalsextetts von einer Reinheit sondersgleichen, also pure Schönheit des Gesangs. Ursprünglich von fünf ehemaligen Regensburger Domspatzen gegründet, erweiterte sich das Ensemble durch die Mitwirkung einer Sopranistin zu jenem unvergleichlichen Klangspektrum, das beim Zuhören stets neu fasziniert. Ihre Stimme erhebt sich wie mit Engelsflügeln über die vokalen Linien der anderen fünf Sänger. Seit 2003 ist die Münchnerin Claudia Reinhard diese Leuchtstimme, welcher der hohe Tenor Rüdiger Ballhorn, zwei weitere Tenöre (Markus Zapp und Manuel Warwitz), ein Bariton (Reiner Schneider-Waterberg) sowie Marcus Schmidl (Bass) den farbigen Registerrahmen verleihen. So zu hören beim Singer-Pur-Auftritt in der Stuttgarter Stiftskirche.

„Che bella voce“ - welch schöne Stimme - soll ihr italienischer Kinderarzt der Sängerin schon in jungen Jahren attestiert haben. Und ob in den Motetten oder Chorälen von Michael Praetorius und Johann Sebastian Bach („Komm, Heiliger Geist, Herre Gott“), ob in Palestrinas Jeremias-Lamentation oder Heinrich Schütz’ Psalm 119 („Wohl denen, die da leben für Gott“): Claudia Reinhards vibratoloser Sopran überstrahlt wunderbar differenziert in Dynamik und Ausdruck die Mittel- und Unterstimmen, ohne die Balance und die Transparenz des Klang zu beeinträchtigen.

Bei den zeitgenössischen Kompositionen, die in der Stiftskirche zur Aufführung kamen, konnten sich die Ensemblemitglieder aus ihrer großartigen Homogenität heraus auch solistisch entfalten: besonders klangvoll in Ivan Moodys 1995 geschriebener „Lamentation of the Virgin“. Ein geistvoll beschwingtes Pendant zum „Komm, o Tod, du Schlafes Bruder“ aus Bachs sogenannter Kreuzstabkantate war Robert Kampes vokale „Komm, oh komm“-Meditation aus dem Jahr 2008.