Einen guten Namen hat die Reichenbacher Halle seit Jahren in der Rockszene. Mit musikalischer Vielfalt und uriger Kneipen-Atmosphäre zieht die Kulturinitiative nicht nur ein Publikum aus der ganzen Region an. Sie haben sich einen sehr guten Namen in der Szene erworben.
ReichenbachBegonnen hat die Geschichte der Kulturinitiative Die Halle in Reichenbach vor 35 Jahren. Damals machte ein engagiertes Team von Musikfans ein Kulturprogramm in einem Gebäude, das einst der Wilhelma als Affenhaus diente. Als die Bundesstraße gebaut wurde, rückten die Abrissbagger an. In einem ehemaligen Gasthaus in der Kanalstraße fand das Halle-Team ein neues Domizil. Rund 30 Jugendliche, Männer und Frauen stricken gemeinsam an einem Kultur- und Musikprogramm, das Publikum weit über die Region hinaus anzieht.
„Wenn ich vor unseren Konzerten die Nummernschilder der Autos auf den Parkplätzen sehe, bin ich ganz baff“, sagt Florian Pfirrmann. Gemeinsam mit seiner Kollegin Sandra Kuhn kümmert er sich als Hauptamtlicher um die Geschäftsführung des Vereins, der immer wieder bekannte Namen nach Reichenbach holt. Am Freitag, 20. Dezember, gastiert die schwedische Folk- und Popsängerin Sofia Talvik im Rahmen ihrer Weihnachtstour in der Kulturkneipe, die mit einem relativ großen Saal gute Auftrittsbedingungen bietet. Zugleich schafft das Halle-Team einen intimen Rahmen.
Ganz nah am Publikum dran
„Hier sind die Künstler nah am Publikum dran“, findet Sebastian Strauss, der Vorsitzende des Halle-Vereins. Er kümmert sich nicht nur um die Technik. Auch die größeren Veranstaltungen mit dem grünen Logo „Halle on Tour“ koordiniert der engagierte Mitarbeiter der Kulturinitiative. Am Mittwoch, 15. Januar 2020, sind „The 12 Tenors“ mit ihrer Rock- und Popshow in der Stadthalle K3N in Nürtingen zu Gast. Dieses große Event veranstaltet das Halle-Team gemeinsam mit dem Profi-Veranstalter Manne Kurz. Eine solche Kooperation findet Strauss spannend. So habe die Initiative die Möglichkeit, bekannte Namen in die Region zu holen.
Jenseits der Stuttgarter Szene möchten Strauss und sein Team Kulturinteressierten in Reichenbach und Umgebung ein vielseitiges Musikprogramm bieten, das Rock ebenso umfasst wie Pop oder Heavy Metal. Strauss findet es gut, dass im ehrenamtlichen Team Mitarbeiter aller Altersgruppen vertreten sind. „Auf einen Geschmack lassen wir uns nicht festnageln“, sagt der Vereinschef. Weil die Halle fast jede Woche ein Konzert veranstaltet, haben die 30 Ehrenamtlichen und die geringfügig beschäftigten Kräfte alle Hände voll zu tun. „Nachwuchssorgen haben wir nicht, denn es macht vielen einfach Spaß, den Künstlerinnen und Künstlern mal so nahe zu kommen“, sagt Florian Pfirrmann. Das Küchenteam versorgt die Gäste wie auch die Musiker. Nach den Auftritten sitze man oft noch in lockerer Runde in der Kneipe. Dennoch seien neue Helferinnen und Helfer immer willkommen.
Herzstück der erfolgreichen Kulturarbeit in Reichenbach ist die Kneipe, die auf einem kleinen Hügel abseits der Reichenbacher Ortsmitte liegt. Da finden neben ausgewählten Konzerten auch die beliebten Partys statt. Am 2. Februar 2020 etwas steigt eine Superbowl Party. Da schauen die Gäste gemeinsam das amerikanische Football-Großereignis Superbowl an. Es gibt Spare Ribs und Hamburger. Ab 21 Uhr wird gemeinsam gefeiert, um 0.30 Uhr mitteleuropäischer Zeit beginnt das Spiel. „Weil ich selbst Football-Fan bin, hatte ich die Idee, das mit Gleichgesinnten gemeinsam anzuschauen“, sagt Pfirrmann. Weil die Halle weit abseits der Wohnhäuser liegt, gibt es mit Veranstaltungen zu später Stunde keine Probleme.
Dass das Halle-Team mit einem sehr knappen Etat wirtschaften muss, sehen Strauss und Pfirrmann als Herausforderung. Da das Gebäude inzwischen an vielen Stellen baufällig ist, muss die Kulturinitiative sehr sparsam kalkulieren. Mit einer großen Spendenaktion hat das Team vor einigen Jahren die Renovierung des Dachs möglich gemacht. „Da haben wir viel Hilfe von unseren Besucherinnen und Besuchern bekommen“, erinnert sich Sebastian Strauss. Voll des Lobes sind er und Florian Pfirrmann aber auch für den Einsatz der Gemeinde Reichenbach, die das Halle-Team nach Kräften unterstütze. Dennoch fehle es an den nötigsten Dingen. „Am Dach wären noch viele kleinere Dinge zu reparieren“, sagt Pfirrmann. Aber das sei erst möglich, wenn wieder etwas mehr Geld in der Kasse sei. Rund ums Haus sind Bauzäune aufgestellt. Die bleiben so lange stehen, bis die Arbeiten weitergehen. Der erschwerte Zugang ist für das Haus mit viel Publikumsverkehr ein Problem.
Wunschbaum für das Nötigste
Selbst bei der Büroausstattung setzt das Team den Rotstift an. Weil Bürostühle, Wandkalender oder Mikrofonständer im Etat nicht drin sind, stellt das Team seit einiger Zeit an Weihnachten einen Wunschbaum auf. Als Dankeschön bekommen die Spender Veranstaltungs- oder Getränkegutscheine. Wer die Kulturinitiative unterstützen möchte, darf sich einen bunten Stern mit Wunschzettel pflücken und über ein Internet-Portal bestellen. „Im vergangenen Jahr hätten wir uns da allerdings mehr Hilfe gewünscht“, bedauert Sebastian Strauss.
Mit viel ehrenamtlichem Einsatz sorgt das Halle-Team dennoch dafür, dass der Kneipen- und Konzertsaal sehr schick aussieht. Die Wände sind rot gestrichen. Holzlatten haben die kreativen Köpfe im Stil von Klaviertasten umlackiert. Auch bei der Veranstaltungstechnik machen Strauss und sein Team keine Abstriche. „Die brauchen wir für die Bands und die Künstler, die hier ins Haus kommen“, sagt der Vorsitzende des Vereins.
Nicht nur um die Profis, die im Haus spielen, kümmern sich die Reichenbacher Kulturveranstalter intensiv. Florian Pfirrmann findet es wichtig, jungen Bands aus der Region ein Forum zu bieten. Das Finale des Wettbewerbs „Durch die Decke“, an dem sich Jugendhäuser aus dem ganzen Kreis Esslingen bewerben, findet in der Halle statt. Darauf ist Florian Pfirrmann stolz. „Die jungen Bands brauchen eine Bühne, um sich richtig zu entfalten.“ Da will das Halle-Team „dem Nachwuchs der Szene ein Sprungbrett bieten.“
Wer bei der Kulturinitiative Die Halle in Reichenbach mithelfen möchte, darf sich unter Telefon 07153/95 82 56 oder info@diehalle.de melden.